Kleines Wiesental Andere Sprache, anderes Fluchen

Markgräfler Tagblatt
Hans-Martin Gauger sprach beim „Krone“-Frühschoppen in Tegernau.      Foto: Heiner Fabry Foto: Markgräfler Tagblatt

„Krone“-Frühschoppen: Hans-Martin Gauger sprach über „eine kleine Linguistik der vulgären Sprache“

Kleines Wiesental-Tegernau (hf). Nach dem „Krone“-Frühschoppen im Juni, bei dem der Freiburger Sprachwissenschaftler Konrad Kunze über Herkunft und Bedeutung alemannischer Gasthausnamen referiert hatte, bot das „Krone“-Team im August den nächsten sprachwissenschaftlichen Höhepunkt an. Beim Frühschoppen sprach der vielfach ausgezeichnete Romanist und Sprachwissenschaftler Professor Hans-Martin Gauger, bekannt geworden durch sein Buch „Das Feuchte und das Schmutzige“, über Fluchen, Schimpfen und unsere vulgäre Sprache.

Gauger erinnerte zum Auftakt an den schon legendären Kopfstoß von Zinedine Zidane am 9. Juni 2006 gegen Marco Materazzi beim WM- Fußballspiel Frankreich gegen Italien, mit dem sich Zidane aus seiner Fußball-Laufbahn verabschiedete. Wegen des Kopfstoßes war Zidane vom Platz gestellt worden. „Ursprünglich war nicht bekannt, was Zidane zu dieser Tätlichkeit veranlasst hatte“, berichtete Hans-Martin Gauger. „Erst später erfuhr die Öffentlichkeit von der zutiefst beleidigenden Äußerung Materazzis.“

Hans-Martin Gauger nahm dies zum Anlass, um über grundlegende Unterschiede von Flüchen, Schimpfworten und Beleidigungen im Deutschen und in anderen Sprachen zu referieren. „Während wir im Deutschen normalerweise Ausdrücke verwenden, die sich auf Exkrementelles beziehen, gehen die Nachbarsprachen fast immer ins Sexuelle“, betonte Gauger. Bei schweren Beleidigungen richten diese sich häufig gegen weibliche Mitglieder der Familie des Beleidigten, wie auch im Falle Zidane - Materazzi. Solche Beleidigungen gelten in der Regel als Ehrverletzungen der Familie, die nicht hingenommen werden dürfen. Dabei ist das „F“-Wort inzwischen auch in der Jugendsprache angekommen, wo es mittlerweile sprachliches Allgemeingut geworden ist und nicht mehr als direkte Beleidigung wahrgenommen wird.

Im Dialog mit den Gästen des „Krone“-Frühschoppens sammelte Gauger andere Beleidigungen und Schimpfworte und hob besonders hervor, dass sich viele Schimpfworte ausdrücklich gegen Frauen richten. „Für mich als Sprachwissenschaftler ist dabei besonders auffällig, dass dieser Umstand in der Sprachforschung noch nicht zum Thema geworden ist“, hielt der Referent fest. Mit zahlreichen Beispielen – vornehmlich aus den romanischen und angelsächsischen Sprachen – untermauerte der Professor seine These.

In den Ausführungen aus dem deutschen Sprachraum kam Hans-Martin Gauger auf das wohl gebräuchlichste Schimpfwort zu sprechen: Säckel. In einer Steigerung verbunden mit einem Tierbegriff. Schoofseggel. Eine Besonderheit erwähnte Hans-Martin Gauger bei der „hypokoristischen“ Sprache. Bei engen Vertrauten können Schimpfworte positiv besetzt und als Koseformen verwendet werden. Im direkten Gespräch mit den Gästen des Vortrags wurden dann noch Schimpfworte diskutiert, die im Alemannischen üblich sind, zu denen dann aber Gauger als Romanist nicht viel beitragen konnte.

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