Kleines Wiesental Betriebe klagen über bürokratische Hürden

Markgräfler Tagblatt
Der Bundestagsabgeordnete Armin Schuster (Zweiter von links) war zu Besuch bei Leisinger Holzbau. Foto: Hans-Jürgen Hege Foto: Markgräfler Tagblatt

Ortstermin: Der Bundestagsabgeordnete Armin Schuster besucht das Kleine Wiesental

Zwei Familienbetriebe, die durchaus zum Vorzeigen geeignet erscheinen, waren am Mittwoch neben Gesprächen mit Bürgermeister Gerd Schönbett Ziel einer Informations- und Besichtigungstour des CDU-Bundestagsabgeordneten Armin Schuster.

Kleines Wiesental. Organisiert hatte den Nachmittag der CDU-Ortsverband um dessen Vorsitzenden Dieter Vollmer. In der Runde wurde intensiv diskutiert über den Tourismus und die Vorzüge, aber auch die Probleme, die das Leben im ländlichen Raum bietet.

18 Arbeits- und Ausbildungsplätze

In den beiden Familienbetriebe Leisinger Holzbau und Trefzer Fensterbau, die zusammen im nicht immer nur einfachem Umfeld 18 Arbeits- und Ausbildungsplätze vorhalten, durfte Armin Schuster am Ende die Erkenntnis mit nach Berlin nehmen, dass es den Unternehmern auf dem Land keinesfalls an Mut, Einfallsreichtum, Risikobereitschaft und Verantwortungsgefühl, sondern vielmehr am Verständnis für die zunehmenden bürokratischen Hindernisse mangelt, die ihnen in den Weg gelegt werden.

Horst Leisinger, in seinem Holzbaubetrieb Chef einer elf-, ab September zwölfköpfigen Belegschaft, hat das Geschäft mit sechs Mitarbeitern 2006 von seinem Vater übernommen und kontinuierlich erweitert. Und er ist stolz darauf: „In den zehn Jahren habe ich acht Lehrlinge ausgebildet. Bis auf einen wurden alle übernommen. Mein erster Azubi Uwe Giesin ist heute Meister in unserem Betrieb und meine rechte Hand.“

Die Erfolgsbilanz ist auch Teil der Firmenphilosophie, die nicht zuletzt der Tatsache geschuldet ist, dass es im näheren Umfeld nicht gelingt, Facharbeiter zu finden. Leisingers Rezept dagegen klingt einfach und wirkt bisher prima: „Ich bilde Lehrlinge aus – derzeit in jedem der drei Lehrjahre einen - und versuche, sie nach Beendigung der Lehre zu halten.“ Er investiere in Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter, das habe sich im Laufe der zehn Jahre bezahlt gemacht, betonte Kurt Leisinger.

Aufträge vorwiegend von Privatkunden

90 Prozent seiner Auftraggeber sind Privatkunden, die auf solide Handwerkskunst aus dem Kleinen Wiesental bauen. Von ihnen lebt der Betrieb, sagt Leisinger, dessen Sohn im Unternehmen des Vaters bereits seine ersten Sporen verdient. „Von öffentlichen Aufträgen könnten wir nicht existieren“, erzählt der Chef seinem Gast aus Berlin. Er könne nicht so kalkulieren wie Firmen, die wegen ihrer Größe auch mal drauflegen könnten, um einen Auftrag zu erhalten. Da habe er automatisch das Nachsehen. Aber er verstehe nicht, warum die Gemeinde nicht öfters von ihren Möglichkeiten Gebrauch mache, beschränkt auszuschreiben (das sei bei Aufträgen bis zu einer gewissen Größenordnung nämlich möglich). Schließlich bezahlen die ortsansässigen Betriebe im Gegensatz zu fremden Bietern Gewerbesteuer an die Gemeinde und bieten Arbeitsplätze vor Ort, ärgerte sich Leisinger, der zehn Jahre als Gemeinderat und fünf Jahre als Ortschaftsrat am Ratstisch saß und dort die Erfahrung machen musste, dass aus den meisten Projekten, die beraten und beschlossen worden waren, „am Ende nichts geworden ist, weil es an Geld fehlte.“

Das, so hörte Armin Schuster, sei in erster Linie der Grund dafür gewesen, dass er aufgehört habe, sich in der Gemeindepolitik zu engagieren. „Da war mir meine Zeit einfach zu schade. Ich habe diese Zeit dann doch lieber in meine Firma investiert.“

Ähnlich gestrickt sind die Schwierigkeiten, mit denen der 1977 von Heinz Trefzer gegründete Fensterbaubetrieb zu kämpfen hat. Sechs Mitarbeiter zählt Heinz Trefzers kleiner Handwerksbetrieb. Trotzdem wiehert der Amtsschimmel immer wieder laut und vernehmlich. Vor allem die Stundenzettel, die wegen des Mindestlohns geführt werden müssen und in kurzen Zeitabständen kontrolliert werden, empfindet man in Sallneck als Schikane. Ob das die Bemerkung von Armin Schuster änderte, die CDU sei gegen bürokratische Auswüchse? Er wies darauf hin, dass seiner Partei die Argumente ausgingen, wenn Ministerin Nahles seitenweise Listen vorlege, auf denen die erfinderischen Sünder aufgeführt sind, die

Schwierige Suche nach Lehrlingen

versuchen, die Vorschriften mit Tricks zu umgehen.

Während Horst Leisinger kaum Probleme hat, aus der näheren Umgebung junge Leute für eine Lehrstelle in seinem Betrieb zu interessieren, sucht Heinz Trefzer solche Jugendliche oft vergebens. „Wir suchen händeringend einen Lehrling, finden aber keinen“, sagte er und ist froh, auf die tatkräftige Unterstützung seiner Frau Renate und seiner Tochter Heike Winzer zählen zu können, die den Betrieb zusammen mit ihm und den vier engagierten Mitarbeitern aus dem Kleinen Wiesental in Schwung halten.

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