Einen traurigen Anstrich hatte das erste Frühjahrskonzert des Musikvereins Neuenweg: War es auf unbestimmte Zeit zugleich doch der letzte öffentliche Auftritt des Traditionsvereins, der in diesem Jahr eigentlich sein 110-jähriges Bestehen hätte feiern können. Kleines Wiesental-Neuenweg (bk). Aufgrund der immer schwieriger werdenden personellen Situation der einzelnen Register beschloss der Verein, die musikalische Tätigkeit bis auf Weiteres ruhen zu lassen. Dirigentin Ulrike Oswald hatte das Orchester 1999 übernommen mit damals 18 Musikern. Zu den besten Zeiten konnte der Verein 40 Aktive vorweisen, am Samstagabend gaben 22 Musiker ihr Können zum Besten. Ein volleres Haus wäre dem Musikverein für diesen letzten Konzertabend zu gönnen gewesen, aber schon in den letzten Jahren hatte sich beim Sommerfest das immer geringer werdende Interesse der Bevölkerung an dieser Form der musikalischen Unterhaltung gezeigt. Gleichwohl hatte Dirigentin Ulrike Oßwald ein munteres und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, zu dem sie mit sichtlicher Freude den Taktstock schwang. Für die stimmungsvolle Eröffnung sorgte „Je t’adore“, das der Verein schon länger im Repertoire hat. Modern ging es weiter mit dem Radiohit der Schweizer Band Mash „Ewigi Liäbi“ mit gefühlvollen Soli von Lena Leisinger auf der Trompete und Michael Senn am Tenorhorn. „Im Winzerkeller“ von Peter Dersens spielte Jochen Leisinger den tiefen Bass im Wechsel mit den fröhlichen Klarinetten und der Querflöte – ein passender Übergang zur Filmmusik „Let it go“ aus „Die Eiskönigin-Völlig unverfroren“. Mit „Sparkling Drums“ schrieb Ted Huggens eines der ersten Solostücke für das Schlagzeug, und Florian Schwald konnte zeigen, dass er sein Instrument beherrscht. Er bot ein fetziges Solo mit gutem Beat. Im Gegensatz dazu startet der deutsche Komponist Kurt Gäble in seinem Stück „Zauberland“ ruhig und besinnlich in einen schönen Sonntagmorgen. Der zweite Teil des Programms war der volkstümlichen Musik gewidmet und begann mit dem „Europa-Marsch“, der dem einstigen Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, Uwe von Hassel gewidmet war und auch jetzt gut in die Zeit passt. Zum Mitklatschen animierten die Zuhörer die „Komotauer Polka“ sowie der „Fuchsgraben“ von Karel Vacek. Zünftig wurde es bei der „Sorgenbrecher-Polka“ von Norbert Gälle. Zur Abrundung des zweiten Teil erklangen der Walzer „Weiße Wolken“ und der Marsch „Mein Regiment“. Damit wollten die Musiker das Konzert eigentlich beenden, aber die begeisterten Zuhörer ließen das Orchester nicht ohne Zugabe von der Bühne. Bewegend waren die Abschiedsworte der Vorsitzenden Angela Senn, die sich bei allen Gönnern des Musikvereins für die Unterstützung in den vergangenen Jahren bedankte und das Aus für eine unbestimmte Zeit verkündete. Von 17 schönen Jahren wusste Dirigentin Ulrike Oßwald zu berichten. Sie überreichte jedem ihrer Musiker als Dankeschön eine Rose. Sie wird als Vize-Dirigentin beim Wieser Musikverein nach wie vor ab und an ein Orchester leiten, und auch einige Musiker überlegen, als Gastspieler bei anderen Vereinen auszuhelfen, um nicht aus der Übung zu kommen. Nach dem Ende des Konzerts blieben die Musiker noch lange auf ihren Stühlen sitzen. Es war für alle schwer zu fassen, dass an diesem Abend eine 110-jährige Tradition zu Ende ging. Manch einer – Musiker wie Zuhörer – wischte sich denn auch ganz verstohlen die eine oder andere Träne aus den Augen.