Es sei ein idealer und multifunktionaler Standort gewesen, der alle Angriffsszenarien effektiv abdecken konnte. Nach oben hin, wo sich heute der Wald befindet, schließt sich eine Wallgrabenanlage an, die als Kernstück die gesamte Anlage sicherte – mit einer komplexen, sich über drei Ebenen erstreckenden Innenstruktur. Der Schopfheimer Schanzenspezialist geht davon aus, dass sich dort neben einem Signalturm auch ein Biwak mit Blockhäusern und Raum für 100 Zelte befand. Die boten wiederum Platz für rund 200 Soldaten, wohingegen während des Winters nur eine Wachmannschaft Stellung hielt. „In der kalten Jahreszeit fanden kaum Kampfhandlungen statt. Der Aufwand, unter anderem Futter für die Tiere zu organisieren, wäre zu groß gewesen“, erklärt der Heimathistoriker. Zudem kam es zeitgleich mit Errichtung der Linie zu einer Verschiebung der europäischen Machtpolitik, welche die militärischen Interessen auf andere Regionen richten ließ. Für die hier stationierten Reichstruppen, vorwiegend Soldaten aus Kursachsen, muss es ein entbehrungsreiches Leben gewesen sein: Man schlief in kleinen Zelten auf Stroh und steckte sich zum Schutz vor der Kälte wärmendes Heu in die Stiefel. Das Trinkwasser wurde mit Essig haltbar gemacht, gleichzeitig sollte es für einen besseren Geschmack sorgen, wie Störk schildert.
Ein Leben voller Entbehrungen
Ein Leben voller Entbehrungen Nicht minder entbehrungsreich war das Leben derer, welche die Schanzen bauen mussten. Es waren nämlich zunächst nicht die Soldaten, die zu Hacke und Spaten griffen, sondern die Bauern, welche als „Schanzbauern“ Frondienst leisten mussten und in dieser Zeit ihre Höfe nicht bewirtschaften konnten. Diese Holder-Linearschanze, deren ursprüngliche Entstehungszeit laut Störk mit hoher Wahrscheinlichkeit schon vor 1693 lag, ist bislang weder in schriftlichen Quellen noch in aktuellen Forschungsberichten erwähnt. „Sie war tatsächlich unbekannt, ist einzigartig und vor allem auch archäologisch noch relativ gut erhalten“, betont er die Bedeutung der Entdeckung. Diese hat übrigens Erwin Eiche gemacht. Den Neuenweger Weidewart führt es immer wieder in die Natur. Er kennt die Holder-Anlage schon länger und hat die eigenartigen Linien im Gelände intuitiv als „nicht natürlich“ klassifiziert und seine Beobachtungen Störk präsentiert. Für diesen eröffne die Entdeckung nicht nur ein neues Kapitel der hiesigen Schanzenforschung, sondern sie schlage damit eine ganz neue Seite in der Regionalgeschichte auf, bilanziert er. „Im Vergleich zu den 120 bekannten Anlagen im Südschwarzwald besitzt diese ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal.“ Das ließe sich auch touristisch vermarkten, ist Störk überzeugt und denkt an ein Schanzenpfad und Führungen.