Kleines Wiesental „Es gilt, die Menschen zu schützen“

Markgräfler Tagblatt

Flüchtlinge: Ausstellung „Asyl ist Menschenrecht“ wird nun auch in Tegernau gezeigt

Von Gudrun Gehr

Zur Vernissage der Ausstellung „Asyl ist Menschenrecht“ hatte unter anderem die evangelische Kirchengemeinde in die Laurentius-Kirche in Tegernau eingeladen.

Kleines Wiesental-Tegernau. Pfarrer Christian Rave eröffnete die Veranstaltung mit der Weihnachtsgeschichte. „Unsere Geschichte ist auch die Geschichte eines Flüchtlingskindes. Und daher lässt das Thema Flucht, Vertreibung und Asyl die christlichen Kirchen nicht los.“

Bürgermeister Gerd Schönbett hatte sich ein Plakat herausgesucht, das ein Restaurant nach einem Bombenangriff in Kabul zeigt. Der Text des Plakates lautet „Bleibt dort! Wir führen Euch aus Europa ... direkt nach Afghanistan zurück“, ein Zitat von Bundesinnenminister Thomas de Maiziére vom 28. Oktober 2015. Schönbett äußerte sich: „Das deutsche Grundgesetz schützt politisch Verfolgte.“ Es herrsche in Deutschland eine große Diskussion, was politische und was wirtschaftliche Gründe für die Flucht seien. „Die wörtliche Übersetzung für politisch ist menschliche Gemeinschaft.“ Schönbett sagte, eine Unterscheidung beider Motive sei oft nicht möglich.

Kein Mensch würde solch weite Strecken und Gefahren auf sich nehmen, um einfach etwas Neues zu erleben, sondern jeder sei im Kern seiner Heimat verbunden. Ein Rechtsruck wie in Österreich sei für ihn erklärbar mit der Angst vor dem Fremden, obwohl die Flüchtlinge nur einen Bruchteil der Bevölkerung darstellten. Zwar gebe es einige Flüchtlinge, die das Asylrecht mißbrauchten“, so Schönbett, doch es gebe auch einige Deutsche, die auch nicht immer Vorbilder im Zusammenleben seien. Er hoffe, in einigen Jahren nicht vor einer verfehlten Integrationspolitik zu stehen, und dass nicht schleichend Bahnen entstünden, die schon einmal betreten worden seien. Gerade Deutschland müsse aus seiner Vergangenheit lernen.

Herbert Baier, Alt-Bürgermeister von Bürchau und Kreisrat, berichtete gemeinsam mit seiner Ehefrau Erika, die ebenfalls im Helferkreis Bürchau tätig ist, von den Erfahrungen als unmittelbare Nachbarn mit Flüchtlingen aus 14 Nationen. Vor dem Themenplakat „Der Weg nach Europa ist oft lebensgefährlich“ erzählten die Eheleute von den positiven Integrationsleistungen der Bewohner der Unterkunft Bürchau und vom Zusammenwachsen der unterschiedlichen Kulturen.

Cornelia Herold vom Kirchengemeinderat hatte sich ein Plakat mit dem Titel „Die meisten Flüchtlinge bleiben in ihrem Land“ ausgesucht, das ein gigantisches Flüchtlingslager in Kenia zeigt. „Es sind bei weitem nicht die reichsten Staaten, welche die meisten Flüchtlinge aufnehmen.“ Vor einigen Jahren habe sie beim Besuch ihrer Tochter, die in Syrien ein soziales Jahr leistete, in Jordanien ein Flüchtlingslager gesehen. Bereits damals dachte die Kirchengemeinderätin, wie schön es sei, friedlich in Deutschland zu leben.

Der Kirchenbezirksbeauftragte für Flucht und Migration, Jörg Hinderer, hatte sich das Plakat mit dem Text „Die Europäische Union hat bislang ihre Grenzen geschützt. Sie sollte beginnen, Menschen zu schützen“, ausgesucht. Hinderer gab einen Überblick auf die Abschottungsmaßnahmen von Bulgarien und Ungarn. Doch Kriege hätten die Situation derart verändert, die Not sei so groß, dass keine noch so restriktive Asylpolitik die Menschen aufhalten könne. „Es gilt, umzudenken und die Menschen zu schützen“.

Die übrigen Plakate von „Pro Asyl“ konnten im Anschluss im Gemeindesaal betrachtet werden. Dort stellte ebenfalls die Künstlerin Samira Sayed ihre berührenden Aquarellbilder und Bleistiftzeichnungen aus.

Ein sieben Minuten langer Kurzfilm, „Selim“, ein Streifen über Heimat und Flucht, bestehend aus Lego-Figuren, wurde vorgeführt und beeindruckte die Zuschauer. Der Streifen wurde produziert von Grundschülern aus Rheinfelden, deren Lehrer Sebastian Heinrich und vom Freiburger Filmemacher Simon Schneckenburger.

Die Ausstellung, die sich nach Lörrach und Todtnau nun zum dritten Mal im Landkreis Lörrach präsentiert, will zum Nachdenken anregen. Warum fliehen Menschen, und welchen Gefahren sind sie hierbei ausgesetzt? Welche Hindernisse sind für sie zu überwinden und wo können sie Schutz finden? Die Ausstellung auf Initiative von „Pro Asyl“ informiert auf großformatigen Themenplakaten. Von den 37 Plakaten wurden durch die Organisatoren sechs Stück herausgesucht und im Altarraum der Kirche ausgestellt. „Selim“ kann unter YouTube aufgerufen werden. Die Ausstellung ist bis Freitag, 10. November, in der Laurentiuskirche (tagsüber offen) und im evangelischen Gemeindehaus (Öffnungszeiten auf Anfrage im Pfarramt, Dienstag bis Freitag, 9 bis 12 Uhr) zu sehen.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading