Kleines Wiesental. Dass das Kleine Wiesental als kulturhistorische Schatzkammer immer wieder für eine Überraschung gut ist, belegen eindrücklich aktuelle archäologische Neufunde bei Neuenweg, die Werner Störk am Sonntag, 11. Dezember, in der „Krone“ in Tegernau vorstellen wird. So gibt es hier eine einzigartige Kombination von gleich mehreren historischen Schanzanlagen, wobei die Sternschanze auf dem „Hau“-Pass sowie die benachbarte südliche Viereckschanze schon lange bekannt sind. Hinzugekommen ist die sehr große „Holderschanze“, deren historische Bedeutung im Zusammenspiel mit der Sicherung am „Hau“ erst im Frühjahr 2016 erkannt wurde. Auf Grund der Forschungsarbeiten an der „Holderschanze“ kam es im Laufe des Jahres überraschend zu völlig neuen, auch archäologisch erstaunlichen Neufunden auf dem „Eck“, der im Westen, dem „Hau“ gegenüberliegenden Passhöhe. Die Gesamtfläche der nun erstmals auch wissenschaftlich untersuchten vier neuen Anlagen beeindruckt mit rund 186 000 Quadratmetern und auch die Gesamtlänge der Wall- und Kommunikationsanlagen ist mit über 4100 Metern im gesamten regionalen Bereich einzigartig. Mit diesen Neuentdeckungen verschiebt sich nun auch der einstige strategische Dreh- und Angelpunkt vom „Hau“-Pass in Richtung Westen auf den Bergsattel vom „Eck“ mit allein drei Schanzwerken sowie auf den benachbarten „Schlossboden“, der sogar über mehrere Epochen hinweg – vermutlich schon seit dem 14. Jahrhundert – herrschaftlich und militärisch, also multifunktional genutzt wurde. „Es ist meine bislang umfangreichste Dokumentation und eine echte Premiere: zum ersten Mal in der langen Geschichte unseres Raumes kann die gesamten Festungs-sicherung von Neuenweg mit ihren acht Schanzen komplett vorgestellt und damit auch deren historische Bedeutung für die ganze Region beleuchtet werden,“ sagt Werner Störk. „Genauso wie nun auf der Basis des neuen Wissens die komplexen Zusammenhänge der Geschichte des hinteren Kleinen Wiesentals völlig neu bewertet werden können“. Zudem stellt Störk zum ersten Mal die interdisziplinären Forschungsmethoden vor, mit denen er die archäologischen Neufunde erkundet und begutachtet hat. Und erst jetzt im Spätherbst konnten nun endlich auch die erneut aufgenommenen internationalen Nachforschungen über den mysteriösen Mord an Johann von Markloffski (1648 bis 1691) abgeschlossen werden, dessen Grabdenkmal an der Neuenweger Kirche angebracht ist. Auch darüber wird Werner Störk berichten. In seinem bilderreichen Vortrag sammelt er Fakten und Indizien, die zu einer völligen Neubewertung der speziellen Rolle Neuenwegs führen: sei es als verkehrstechnischer, geopolitischer sowie konfessioneller Dreh- und Angelpunkt oder auch als militärisch-strategischer Brückenkopf, der über Jahrhunderte hinweg regional wie international benutzt wurde. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Kultur-Frühschoppen im Wirtshaus-Museum „Krone“ in Tegernau am Sonntag, 11. Dezember, um 11 Uhr statt.