Kleines Wiesental Hautnah: Lokalgeschichte auf alten Fotos

Markgräfler Tagblatt
Hans Viardot stellt in der „Krone“ alte Foto aus seiner Privatsammlung aus. Foto: Gudrun Gehr Foto: Markgräfler Tagblatt

KUK: Hans Viardot präsentiert in der „Krone“ Bilder einer längst vergangenen Zeit

Kleines Wiesental-Tegernau (gg). Zu einer Führung „Kleinwiesentäler und regionale Heimatgeschichte“ hatte die Initiative KUK am Freitag eingeladen. Hans Viardot präsentierte eine Auswahl von alten Fotografien, historischen Ansichtskarten, Urkunden und Wandsprüchen aus seinem privaten Fundus.

Die Objekte stammen zu einem großen Teil noch aus dem 19. Jahrhundert. Um die große Anzahl der Objekte zeigen zu können, mussten die Aktiven des KUK sogar auf den Toilettengang der „Krone“ ausweichen.

Hans Viardot sammelt seit Jahrzehnten entsprechende Objekte und hatte diese in akribischer Arbeit zu einer Sonderausstellung nach Themenbereichen zusammengefasst. Die Bilder sind in zehn Schaukästen mit Erläuterungen von Örtlichkeiten und Personen zu sehen.

Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt durch das Leben der Bevölkerung in den ehemaligen acht Gemeinden. Zwei weitere Schaukästen beziehen sich auf Schopfheim, das „Tor zum Kleinen Wiesental“ und den „Belchen, den Hausberg zum Kleinen Wiesental“.

Die Fotoausstellung erlaubt hochinteressante Einblicke in das gesellschaftliche Leben „anno dazumal“ und vermittelt hautnah Lokalgeschichte. Oftmals gingen die Bauernfamilien nur einmal in ihrem Leben zu Fotografen, die in Wies und in Bürchau ansässig waren, und wurden dort in Ermangelung guter Kleidung für die Anfertigung eines Familienfotos in einer Markgräfler Tracht gesteckt.

Im Vergleich zur Gegenwart wird deutlich, wie wenig das Tal damals bewaldet war und wie das so gewonnene Gelände intensiv zum Anbau, vorwiegend von Kartoffeln und Getreide, genutzt wurde. Auffällig ist die Vielzahl der damaligen Gaststätten, maximal waren es bis zu 68 Einkehrmöglichkeiten.

Die Fotos spiegeln auch Eindrücke von der Zeit des Ersten Weltkrieges sowie des Nationalsozialismus wider und vermittelt zudem eine Vorstellung von Katastrophen, Armut, früher Sterblichkeit, aber auch von großem Kinderreichtum und von gemeinschaftlichem Vergnügen wie dem sonntäglichen Bootfahren auf dem „Eiemer See“ und dem Nonnenmattweiher.

Eine besondere Rarität ist eine Fotografie aller Bürgermeister des Amtsgerichtsbezirks Schopfheim, von Hasel bis Dossenbach, aus dem Jahr 1898, die zu einem Festakt zusammentrafen.

Hans Viardot zeigt weitere Fotografien einer Ausstellung zu den 900 Jahr-Feierlichkeiten von Tegernau. Die sieben Schaukästen sind zu weiteren Themen zusammengefasst, beispielsweise „Tegernau im Alltag“, mit aus dem Leben gegriffenen Fotos. Besonders eindrucksvoll zeigen sich die Schaukästen zu den beiden Weltkriegen.

Hans Viardot präsentiert nicht nur alte Fotografien. Die Besucher konnten sich auch durch das historische Haus führen lassen, dessen Fundamente und der Gewölbekeller aus dem 12. Jahrhundert stammen. Analog erfolgte die erste Erwähnung von Tegernau und dessen Kirche. Die erstmalige Erwähnung des Anwesens als Wirtshaus erfolgte im Jahr 1735.

Die Gästen konnten auch einen Blick in den außen liegende Abort, im Volksmund liebevoll „Schißhüsli“ genannt, aufgeteilt in drei Partien mit zwei Aborten und einem Pissoir für die männlichen beziehungsweise Gäste sowie für die Wirtsleute werfen.

Dort war auch der Bauplan eines Zimmermanns aus dem Jahre 1901 zu sehen, der vom Großherzoglichen Bezirksamt Schopfheim genehmigt wurde. Völlig baugleich war der Abort, der für die Besucher der Kirche und des Gasthauses „Ochsen“ errichtet wurde.

Die „Krone“ hat sich zu einem Haus voller Bilder, Geschichten und Geschichte und auch zu einem „Gedächtnis des Kleinen Wiesentales“ entwickelt. Das Museumsgasthaus ist für jedermann jeweils am Freitag um 19 Uhr geöffnet.

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