Kleines Wiesental Mindestlohn bedroht Dorfladen

Markgräfler Tagblatt
Das Kernteam des Wieser Dorfladens. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Vorstandsvorsitzender Dieter Miss richtet schriftlichen „Hilfeschrei“ an die politischen Vertreter

Kleines Wiesental-Wies (hf). Mit einem „Hilfeschrei“ hat sich der Vorstandsvorsitzende der Wieser Dorfladen-Genossenschaft, Dieter Miss, an die politischen Vertreter im Wahlkreis Lörrach und die Öffentlichkeit gewandt, um auf die Bedrohung des hoch-gelobten Dorfladen-Projektes aufmerksam zu machen.

Das Dorfladen-Projekt in Wies entstand in den Jahren 2007/2008 aus dem entschlossenen Bemühen der Wieser Bürger, dem Dorfsterben im ländlichen Raum entgegen zu wirken. Daraus entstand eine Genossenschaft zur Nahversorgung mit Lebensmitteln sowie der Förderung von Infrastruktur und Lebensqualität im ländlichen Raum. Ziel der Genossen war von Anfang an, mit dem Laden keinen Gewinn zu erwirtschaften, der über die reine Bestandssicherung hinausgeht. Seit der Gründung entstanden weitere Angebote, die zur Förderung des Dorflebens beitragen.

Im Dorfladen selbst wurde eine kleine Kommunikationsecke eingerichtet, die es vor allem älteren Mitbürgern ermöglicht, sich wieder zu treffen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Das „Dorfladen-Taxi“ bringt bestellte Waren nicht zu den Kunden, sondern sammelt Kunden, die selbst nicht mehr mobil sind, in anderen Dörfern und Ortsteilen ein, damit sie sowohl einkaufen als auch andere Bürger treffen und die Gemeinschaft pflegen können.

Das vom Dorfladen-Team organisierte Generationentreffen (Mutter-Kind-Plus) bietet Kindern, Eltern und älteren Mitbürgern die Möglichkeit, alle zwei Wochen einen Nachmittag miteinander zu verbringen, miteinander zu sprechen, zu spielen und eine emotionale Klammer über die Generationen hinweg zu schaffen. Von Beginn an erfreute sich das Projekt „Dorfladen Wies“ großer Beliebtheit, wurde von Kommunal-, Landes- und Bundespolitikern besucht und als „Leuchtturm-Projekt“ hoch gelobt. Vielen vergleichbaren Initiativen in der Region und darüber hinaus diente das Projekt als Vorbild für weitere Genossenschaften im ländlichen Raum.

Im „Dorfladen-Projekt“ in Wies, das nun im sechsten Jahr erfolgreich betrieben wird, sind insgesamt rund 40 Helfer aktiv. Die meisten dieser Helfer (gesamt 30) bringen sich rein ehrenamtlich ein. Aber schon in der Gründungszeit entschieden die Genossen, dass die neun Kernteam-Mitarbeiter im Dorfladen für ihre verbindlich erbrachte Leistung einen „Dankeschön-Lohn“ von sechs Euro pro Ladenöffnungsstunde erhalten sollten. Die Mitglieder der Genossenschaft verzichteten ihrerseits auf eine Verzinsung ihrer Einlage und akzeptierten Betriebsergebnisse im Dorfladen mit einer „schwarzen Null“.

Die Lohnkosten des Kernzeit-Teams beliefen sich in den Jahren 2013/2014 auf rund 45 000 Euro jährlich. Wenn ein Mindestlohn von 8,50 Euro gezahlt werden muss, erhöhen sich die jährlichen Lohnkosten um rund 18 000 Euro, was bei der Kalkulation im Laden „mit spitzem Bleistift“ nicht zu verkraften ist. Dabei sind die Aufwände für die ebenfalls gesetzlich vorgeschriebene Aufzeichnungspflicht noch nicht berücksichtigt. „Von der Gründungszeit bis heute haben wir unser Projekt immer als gemeinnützig und nicht als gewinnorientiert betrachtet“, betont Dieter Miss. „Müssen wir die Vorschriften des Mindestlohn-Gesetzes vollumfänglich einhalten, dann bedeutet das das Aus für den Wieser Dorfladen und alle Aktivitäten, die damit verbunden sind.“

Mit dem „Hilfeschrei“ möchten die Bürger in der Genossenschaft, aber auch viele Freunde und Förderer des Dorfladens, die politisch Verantwortlichen und die Öffentlichkeit generell dazu aufrufen, eine Regelung für überwiegend ehrenamtlich gestaltete Projekte zu schaffen, damit bürgerschaftliche Initiativen im ländlichen Raum erhalten und nicht durch politische Entscheide erwürgt werden.

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