Kleines Wiesental Noe zu „Werwolfmorden“

Markgräfler Tagblatt
Lokalhistoriker Hansjörg Noe. Foto: Heiner Fabry Foto: Markgräfler Tagblatt

„Krone“-Frühschoppen erinnert an ein Verbrechen aus Zeit des Nationalsozialismus

Kleines Wiesental-Tegernau (hf). Im Zusammenhang mit den Erinnerungsveranstaltungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs greift der „Krone“-Frühschoppen am Sonntag 19. April, um 11 Uhr das Thema der so genannten „Werwolfmorde“ in Hägelberg und Elbenschwand auf und versucht, die „Kultur des Hinschauens“ auch im Kleinen Wiesental zu stärken.

Den Vortrag im Tegernauer Wirtshausmuseum wird der Lokalhistoriker Hansjörg Noe halten, der sich um die Aufarbeitung der Lokalgeschichte der Gemeinde Steinen zur Zeit des Nationalsozialismus verdient gemacht hat und derzeit Vergleichbares für die Gemeinde Maulburg erarbeitet. Ebenfalls anwesend sein wird bei der Veranstaltung Hans-Jörg Koger, der frühere Ortsvorsteher von Hägelberg, sowie ein Zeitzeuge.

In den letzten Kriegstagen wurde ein ehemaliger Leutnant der Wehrmacht beauftragt, im Wiesental so genannte „Werwolfgruppen“ zu bilden. Das waren Gruppen von Jugendlichen, die als „letztes Aufgebot“ im Wald Bunker-Unterkünfte bauen und nach Kriegsende im Rücken des Gegners eine Art Guerillakrieg führen und Sabotageakte verüben sollten.

Für den Bunkerbau im Hägelberger Wald wurden den Jugendlichen zehn junge polnische und russische Zwangsarbeiter zugeteilt. Den „Werwölfen“ war klar, dass diese Zwangsarbeiter nach der Fertigstellung des Bunkers umgebracht werden sollten, da sie andernfalls alles verraten würden. Einer der „Werwölfe“ rät den Zwangsarbeitern zur Flucht – zwei entkommen. Daraufhin gibt der Kommandierende den Befehl, die übrigen zu erschießen. Drei der Zwangsarbeiter werden im Hägelberger Wald erschossen, fünf weitere können zuerst fliehen, werden dann aber im Elbenschwander Wald gestellt und ebenfalls erschossen.

Hansjörg Noe hat in seinem verdienstvollen Buch „Hingeschaut – Steinen im Nationalsozialismus“ die bekannten Fakten zusammengetragen. Dort berichtet er ebenfalls von der Aktion einer Schülergruppe des Schulzentrums Steinen, dieses Verbrechen zu dokumentieren. Am Platz der Ermordung der Zwangsarbeiter im Hägelberger Wald wurde ein Findling mit einer Gedenktafel aufgestellt.

Im Kleinen Wiesental versuchen einige Vereine, Gruppierungen und Einzelpersonen seit langem, die Zeit des Nationalsozialismus wieder stärker ins Bewusstsein zu heben. Der Verein „Kunst und Kultur“ (KuK) hat im Zusammenhang mit dem Wiesleter Maler Friedrich Ludwig auf die Schicksale der „entarteten“ Künstler aufmerksam gemacht.

Die Hospizgruppe Kleines Wiesental erinnerte in mehreren Vorträgen an die Eugenik und die Verschleppung von behinderten Kindern nach Grafeneck. Weitere Erinnerungsarbeit wurde von der AG Kleindenkmale geleistet, welche auch die Denkmale dokumentierte, die konkret mit der Zeit des Nationalsozialismus in Verbindung stehen.

Das starke Bemühen von Einzelpersonen und Gruppierungen im Kleinen Wiesental, auch im Elbenschwander Wald ein Denkmal zur Erinnerung an die „Werwolfmorde“ zu errichten, blieb allerdings bis heute erfolglos.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading