Kleines Wiesental Wichtige Hilfe bei der Integration

Markgräfler Tagblatt

Deutschkurs: Ehrenamtliche helfen Flüchtlingen in Bürchau beim Erlernen der deutschen Sprache

Von Ingmar Lorenz

Seit mehr als einem Jahr bieten Ehrenamtliche in der Gemeinschaftsunterkunft in Bürchau Deutschkurse für Flüchtlinge an. Das gemeinsame Lernen bringt Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und von verschiedenen Kontinenten zusammen.

Kleines Wiesental-Bürchau. Silbe für Silbe und so deutlich wie möglich spricht Doris Kalbe die Wörter aus, die sie zuvor mit Kreide an die Tafel geschrieben hat. Die Männer und Frauen, die am Mittwochvormittag zum Deutschunterricht in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) Bürchau gekommen sind, hören aufmerksam zu. Handelt es sich bei dem Wort, das Kalbe erklärt, um ein Substantiv, malt sie die entsprechende Form in die Luft, handelt es sich um ein Verb, führt Kalbe die dazugehörige Bewegung aus. Anschließend sprechen die Schüler die Wörter nach. „Wir haben hier schon so manches pantomimisch dargestellt“, sagt die ehemalige Grundschullehrerin lächelnd.

Seit Januar 2016 kommen Doris Kalbe, Angelika Senn und Brigitte Sedelmeier regelmäßig in die GU, um den Flüchtlingen beim Erlernen der deutschen Sprache zu helfen. Dabei sei sie zu Beginn noch skeptisch gewesen, berichtet Kalbe. Nach den ersten persönlichen Kontakten mit ihren neuen Nachbarn habe sie ihre Zurückhaltung aber bald abgelegt. Schließlich habe sie beschlossen, sich zu engagieren und gemeinsam mit anderen ehrenamtlichen Helfern einen Deutschkurs anzubieten.

Als ehemalige Grundschullehrerin kann Doris Kalbe dabei auf ihre pädagogischen Erfahrungen zurückgreifen. Zentral sei bei der Sprachvermittlung, dass die Schüler die Laute und Worte nicht nur wiederholen, sondern diese auch verstehen und ihre eigenen Bezüge herstellen. Zu diesem Zweck haben Kalbe und ihre Kollegen eine Vielzahl von kleinen Zeichnungen angefertigt, die jeweils ein Wort und einen bestimmten Laut veranschaulichen.

Die Frauen und Männer, die den Kurs besuchen, sind mit Begeisterung bei der Sache. Es ist eine heterogene Gruppe. Jeder kann seine eigene Geschichte erzählen. Am einen Ende des Tisches sitzt Said Rufaai. Er hat wache Augen, eine herzliche Art, fast immer ein Lächeln auf den Lippen und ist für jeden Spaß zu haben. Aus Somalia sei er geflohen, anschließend nach Mannheim und dann nach Bürchau gekommen, berichtet er auf Deutsch mit englischen Einschüben.

Neben ihm sitzt Manda Adele Doris. Ähnlich wie Said Rufaai besucht auch sie den Deutschkurs seit vier Monaten. Die elegant gekleidete Frau kann fast jede Frage der Lehrerinnen sofort beantworten, obwohl sie während des Unterrichts immer ein Auge auf ihre kleine Tochter Arc-Ange Martina hat, für die sie sich, wie sie sagt, einen weiteren Fernseher in der Gemeinschaftsunterkunft wünscht.

Hai Xin He und ihr Mann Li You Cheng, die aufgrund ihrer Religion in China verfolgt wurden und mit ihrem Sohn He Cheng fliehen mussten, haben große Hürden mit der Aussprache der deutschen Wörter, die sich grundlegend von der chinesischen unterscheidet, zu überwinden. Beide sind jedoch sehr wissbegierig. Bis es mit der Aussprach klappt, behelfen sich die beiden mit einer Übersetzungs-App. Beide wollen so schnell wie möglich Deutsch lernen, um sich integrieren zu können, wie sie mitteilen. Sie wünschen sich außerdem schnelles Internet, um mit den anderen Mitgliedern ihrer Gemeinde Kontakt aufnehmen zu können.

So unterschiedlich die Kulturen, Geschichten, Wünsche und Perspektiven der Teilnehmer auch sind, ihr Engagement beim Erlernen der Sprache ist ihnen gemein. Die Freude, die allen Kursteilnehmern anzumerken ist, ist vor allem das Verdienst von Kalbe und den anderen ehrenamtlichen Lehrern. Weitere Helfer seien stets willkommen, so Kalbe, denn das wichtigste sei, dass der Unterricht auch in Zukunft regelmäßig stattfinden könne.

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