Kreis Lörrach „2025 ist der kritische Punkt erreicht“

Die Oberbadische
Einige Probleme: Pflegepersonal wandert ab, Heime sind ausgelastet und Kurzzeitpflegeplätze gibt es nur wenige. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Zukunftsforum: Fachtag nimmt Entwicklung der Altenhilfe unter die Lupe / „Die Weichen richtig stellen“

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Wir werden alle älter, belegen Statistiken und Prognosen. Was sich gut anhört, stellt die Gesellschaft indes vor immer größere Herausforderungen. Lösungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen für Kommunen wurden gestern im Rahmen des Zukunftsforums Seniorenarbeit aufgezeigt, das im Landratsamt stattgefunden hat.

„Wir müssen uns mit dem Thema beschäftigen, das im Landkreis unter verschiedenen Überschriften angesprochen wird“, sagte Landrätin Marion Dammann vor Bürgern, Kommunalpolitikern und Trägern in der Altenhilfe. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Kreisseniorenrat Lörrach und dem Landkreis.

Dammann skizzierte die Auswirkungen einer Gesellschaft im Wandel, die von verschiedenen Variablen beeinflusst werde. Zwar soll bis zum Jahr 2030 die Bevölkerungszahl im Landkreis um drei Prozent abnehmen, aber aufgrund der Grenzgängersituation würde man auch mit einer Zunahme von rund 10 000 Menschen im gleichen Zeitraum rechnen. Zudem gehe die Schere zwischen den Leistenden und jenen, die Pflegeangebote benötigen immer weiter auseinander. Erschwerend käme hinzu, dass Pflegepersonal abwandere, Heime ausgelastet seien, und teure benötigte Kurzzeitpflegeplätze nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stünden, sagte Dammann.

Derzeit untersucht der Kreis, wie Pflegearbeit zukunftsfähig gemacht und die Lasten gleichmäßig verteilt werden können, aber „alle Erwartungen werden wir kaum erfüllen können – den gesellschaftlichen Veränderungen werden wir uns aber anpassen müssen“, unterstrich die Landrätin.

Für den Vorsitzenden des Kreisseniorenrats, Bernhard Späth, ist es ein wichtiges Ziel, bedarfsgerechte Angebote für ein möglichst langes autonomes Leben zu ermöglichen. Das Zukunftsforum sei ein Einstieg in eine längere Diskussion.

Handlungsoptionen für Kommunen stellte Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff von der Katholischen Hochschule Freiburg vor. „Was sind wir bereit an, Solidarität aufzubringen, dass Menschen ein gutes Leben im Alter erfahren?“, so die Referentin, angesichts einer Prognose, die im Jahr 2050 mit acht Millionen Hochbetagten rechnet. Bereits ab 2025 würde der kritische Punkt erreicht, ab dem die Auswirkungen der demografischen Entwicklung deutlich spürbar würden. Zwar erwarte man in Baden-Württemberg aufgrund der Zuwanderung einen abgemilderten Verlauf, dennoch sei es jetzt an der Zeit, die Weichen richtig zu stellen und sich an einer Gesellschaft des langen Lebens zu orientieren, unterstrich Kricheldorff.

Im Landkreis Lörrach seien besonders Schönau und Zell von einem starken Bevölkerungsrückgang betroffen. Nicht nur junge Menschen zögen weg, sondern auch alte, da es an Hilfseinrichtungen fehle. Die Schere zwischen Jung und Alt gehe aber insbesondere in Schönau auseinander. In Todtnau und Schopfheim sei indes ein gegenläufiger Trend zu verzeichnen. Dort gebe es Strukturen, betonte Kricheldorff. „Regionen lassen sich daran messen, welche Strukturen sie aufweisen.“ Und jene kommunalen Strukturen seien notwendig, um das aufzufangen, was man unter dem Begriff des demografischen Wandels zusammenfasse, so die Referentin.

Lösungsansätze sieht die Wissenschaftlerin unter anderem in gemeinsamen Wohnformen, Mehrgenerationenprojekten und Wahlverwandtschaften, welche die soziale Selbstbestimmung fördern und eine freie Wahl der Lebensform zulassen. Das steigere die Qualität des Zusammenlebens, zudem könne dies der Isolation im Alter entgegenwirken. Auf politischer Ebene solle der Fokus auch auf gemeinschaftsfördernde Konzepte gelegt werden. Elke Zimmermann-Fiscella, Sozialdezernentin des Landkreises, betonte abschließend, dass alle Ideen in den Teilhabeplan-Senioren miteinfließen sollen.

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