Kreis Lörrach Ängste gemeinsam abbauen

Die Oberbadische
Da die Erkrankung bei jedem Menschen unterschiedlich verläuft, wird Multiple Sklerose auch als Krankheit mit den 1000 Gesichtern bezeichnet. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

„Amsel“-Kontaktgruppe besteht im Kreis seit drei Jahrzehnten / Wandel erkennbar

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Mit zwölf Jahren hat Hannelore Flum gewusst, dass sie an Multiple Sklerose leidet. Vor 30 Jahren war die heute 72-Jährige eine der Gründungsmitglieder der „Amsel“-Kontaktgruppe Lörrach. Heute setzt sie mit dieser auf Zusammenhalt und Information.

Die Abkürzung „Amsel“ steht für „Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband Baden-Württemberg“. Vor drei Jahrzehnten gründeten 28 MS-Kranke und ihre Angehörigen den Landesverband. Mittlerweile gibt es insgesamt 8600 Mitglieder und 60 Amsel-Kontaktgruppen in ganz Baden-Württemberg. Wie bei anderen Vereinigungen kommt nur ein Bruchteil zu den Treffen. So auch in Weil am Rhein, wo sich die Amsel-Kontaktgruppe Lörrach in der Regel an jedem dritten Samstagnachmittag im Monat im Katholischen Gemeindehaus St. Peter und Paul in Weil am Rhein trifft.

Dennoch bildet dieser Treff die zentrale Plattform zum Erfahrungsaustausch sowie zum gemütlichen Beisammensein. „Mittlerweile sind nicht mehr so viele Mitglieder der ersten Stunde dabei“, bildet Flum eine Ausnahme unter den 15 bis 20 Gruppenmitgliedern. Dennoch hofft die Amsel-Sprecherin darauf, dass der Zusammenhalt der Gruppe auch weiterhin Bestand hat.

Die Ziele von Amsel sind klar definiert. So sollen MS-Kranke informiert und deren Lebenssituation nachhaltig verbessert werden. Ein Wandel beim Krankheitsbild hat sich nach Einschätzung von Flum in den vergangenen drei Jahrzehnten dabei vollzogen. „Es gibt viel mehr junge MS-Kranke und nicht mehr so viele Ältere, die neu erkranken.“ Die 20-bis 30-Jährigen würden sich aber bewusst zurückziehen und sich nicht outen. „Speziell der Arbeitgeber soll nichts erfahren“, weiß die Amsel-Sprecherin um die Furcht vor negativen Folgen auf die berufliche Karriere und dem Arbeitsplatzverlust.

Solche Ängste könnten in der Gruppe aufgearbeitet werden, rät sie zur Teilnahme an den Gruppentreffen. Die jüngeren MS-Kranken dürften sich hingegen aufgrund der Altersstruktur in dem seit dem Jahr 2012 bestehenden Amsel-Ableger in Schopfheim besser aufgehoben führen, der vom Schopfheimer Matthias Trefzger betreut wird. Die Junge Initiative Dreiländereck (JID) will ein zusätzliches Angebot bieten, das dem individuellen Lebensumfeld und dem anders gearteten Interesse junger und (junggebliebener) MS-Betroffener unter 40 Jahren entspricht.

Den Jüngeren und Älteren will Hannelore Flum die Angst vor der Krankheit nehmen. Seit ihrem zwölfen Lebensjahr habe sie zwar immer wieder schwache Schübe erleiden müssen und seit 15 Jahren sitzt sie im Rollstuhl. Doch: „Die Krankheit ist zwar nicht heilbar, sie ist aber behandelbar.“ So beeinflussen Medikamente positiv das Immunsystem (siehe Info-Kasten).

Weitere Informationen: Die Amsel-Kontaktgruppe Lörrach-Weil bietet neben den regelmäßigen Treffen auch Seminarwochen in barrierefreien Häusern sowie Jahresausflüge an. Das 30-jährige Bestehen wird am 13. Juni in Weil am Rhein gefeiert.Kontakt: Hannelore Flum, Tel. 07624/2240, E-Mail: Hanniflum@web.de

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Nervenerkrankung. Betroffen sind die Nerven des Gehirns und des Rückenmarks, das sogenannte Zentrale Nervensystem. Entzündungsherde treten dabei an unterschiedlich vielen (vielfach = multiple) Orten auf und können zur Narbenbildung (Sklerose) führen. MS kann bisher nicht geheilt, aber behandelt werden. Die Erkrankung verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich.

MS ist die häufigste chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems im jungen und mittleren Erwachsenenalter, die zu einer dauerhaften Behinderung führen kann. Nach dem derzeitigen Stand ist die Multiple Sklerose eine Autoimmunerkrankung, bei der zusätzlich genetische und epidemiologische Faktoren eine Rolle spielen. Die genaue Ursache ist trotz vielfältiger Forschungsbemühungen der vergangenen Jahre, die zu neuen Erkenntnissen über Entstehungsursachen und damit auch zu neuen Therapieoptionen geführt haben, bis heute nicht bekannt.

u Quelle: www.amsel.de/multiple-sklerose

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