Kreis Lörrach Aufgaben werden anspruchsvoller

Die Oberbadische
Nicht alle Flüchtlinge fallen unter den landesweiten Pakt für Integration. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Sozialausschuss: Pakt für Integration bietet Planungssicherheit in der Betreuung von Asylsuchenden

Von Michael Werndorff

Die soziale Beratung und Betreuung ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit mit Flüchtlingen. Dass es im Kreis hierbei so gut laufe, liege daran, dass schon früh die richtigen Weichen gestellt wurden, wie Christina Hopfner vom Diakonischen Werk dieser Tage im Sozialausschuss berichtete. Nun gibt es im Rahmen des Pakts für Integration für weitere zwei Jahre Planungssicherheit.

Kreis Lörrach. In der Hochphase der Flüchtlingskrise seien alle Beteiligten überfordert gewesen, bilanzierten Hopfner und Reinhard Zahn vom Caritasverband als Vertreter der Liga der freien Wohlfahrtsverbände, der im Sommer 2014 die soziale Beratung und Betreuung der Flüchtlinge vom Kreis übertragen wurde. Mittlerweile hätten sich aber in allen Bereichen bei Caritas und Diakonie gute Strukturen gebildet, sagte Hopfner rückblickend und weiter: „Dank gut ausgebildeter Mitarbeiter stehen wir im Landkreis gut da.“

Mittlerweile sei das Abbauszenario der Gemeinschaftsunterkünfte infolge geringerer Flüchtlingszahlen im Kreis Lörrach in den Fokus gerückt. In diesem Zusammenhang kritisierte Hopfner häufige Umzüge der untergebrachten Asylsuchenden, was der Integration nicht förderlich sei. Betroffene –Mitarbeiter wie Flüchtlinge – müssten mit dem Chaos zurechtkommen, verwies sie auf sich schnell ändernde Regeln und Vorschriften.

Außerdem nehme die Komplexität der Fälle zu, nannte Höpfner auch die Problematik traumatischer Erlebnisse. Um diese zu verarbeiten, bietet die Caritas Hilfe über das Traumanetzwerk an, die Diakonie ist aufgrund der hohen Nachfrage dabei, ein ähnliches Angebot zu etablieren. Als problematisch erachtet Hopfner die Einteilung der Flüchtlinge in Gruppen (Stichwort Bleibeperspektive). So gebe es die Gruppe I mit „Premiumflüchtlingen“ und solche, für die es kaum Fördermöglichkeiten gibt. Das betrifft überwiegend Asylsuchende aus sicheren Herkunftsstaaten. Und Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern stünden unter hohem Druck, Geld in ihre Heimat zu schicken, sagte die Vertreterin des Diakonischen Werks.

Der heimische Kreis hat in der Vergangenheit für die aus der vorläufigen Unterbringung zugewiesenen Flüchtlinge die soziale Betreuung bis zu zwölf Monate als freiwillige Leistung sichergestellt. Ab 1. September greift nun der landesweite Pakt für Integration, welcher der Liga für die nächsten beiden Jahre Planungssicherheit biete, betonte Zahn. Der heimische Kreis wird Mittel in Höhe von rund 744 600 Euro erhalten. So könnte für jeden Asylsuchenden ein Förderplan erstellt werden. Nicht in trockenen Tüchern sei indes der Betreuungsschlüssel, was angesichts der steigenden Herausforderungen Sorgen bereite. Zahn sprach sich für ein Verhältnis von etwa eins zu 70 aus. Dass zahlreiche Kommunen das Integrationsmanagement an den Kreis delegierten, befand Zahn als positiv, überdies regte er an, die Integrationsmanager an den Rathäusern anzusiedeln, wo er Synergieeffekte sieht. Für ihn steht fest: „Wir müssen neue Instrumente entwickeln.“ Dass der Bund übrigens nicht mit schnellen Integrationserfolgen rechnet, ließ Zahn nicht unerwähnt.

Wie viel Geld pro Flüchtling am Ende in den Kreis fließt, ist laut Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella noch unklar. Fest steht aber schon jetzt, dass viele Flüchtlinge – etwa 30 Prozent, wie Diana Stöcker (CDU) anmerkte – nicht unter den Pakt fallen, denn berücksichtigt werden nur jene, die im Zeitraum vom 1. Januar 2015 bis 29. Februar 2016 nach Baden-Württemberg gelangt sind. Neben Stöcker („Wir haben uns zukunftsfähig aufgestellt und sind im Vergleich zu anderen Landkreisen vorbildlich vorgegangen“) lobte auch SPD-Kreisrätin Gabriele Weber das Erreichte: „Der Landkreis hat das beigetragen, was er konnte.“ Außerdem machte sie darauf aufmerksam, dass der Übergang von der Gemeinschaftsunterkunft, in der alles geregelt sei, in die Anschlussunterbringung für Betroffene einen heftigen Schnitt darstelle.

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