Kreis Lörrach Bis zu 20 Windkraftanlagen im Kreis

Die Oberbadische
2005 wurden auf der Gemarkung der Gemeinde Fröhnd auf dem Ittenschwander Horn zwei Windräder erstellt. Ein knappes Jahr später musste eines davon wegen Windmangels wieder abgebaut werden. Das zweite dreht sich bis heute. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Fachtagung: Kreis-Umweltfachbereich sieht Potenziale und Hürden / Kleine Windkraftanlagen neu im Blick

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Die größten Potenziale bei der Nutzung der regenerativen Energien liegen im Landkreis Lörrach noch bei der Windkraft, wie gestern bei einer Fachtagung zu Erneuerbaren Energien in Lörrach deutlich wurde. Kreis-Umweltdezernent Ulrich Hoehler rechnet mit bis zu 20 Anlagen, die sich auf drei bis fünf Windanlagenparks verteilen könnten. Doch es gibt auch Hürden. Neu in den Blick geraten sind Kleinwindanlagen.

Ein Großteil der für die Windkraftnutzung im größeren Stil geeigneten Flächen fällt im Landkreis Lörrach aus. So ist das Naturschutzgebiet Feldberg tabu. Auch die Auerhuhnschutzflächen bleiben Windkraftanlagen-frei, wie Georg Lutz, Leiter des Fachbereichs Umwelt beim Landratsamt Lörrach, weiß. Das Landschaftsschutzgebiet Blauen als Prüffläche (Restriktionsfläche) unterliegt zudem besonderen Auflagen.

Bislang gibt es eine 1,8 MW-Windkraftanlage in Fröhnd, die schon im Jahr 2004 baurechtlich genehmigt wurde. Ein früher daneben stehendes Windrad ist wegen fehlender Wirtschaftlichkeit ein knappes Jahr nach Errichtung wieder abgebaut worden.

Im Gegensatz zur Rechtslage vor 2012, als der Regionalverband Hochrhein-Bodensee die Vorranggebiete für die Windkraftnutzung ausgewiesen hatte und damit andere ausschloss, liegt die Planung in Baden-Württemberg nun bei den Kommunen – über Flächennutzungspläne. So sind im Bereich Kandern – Malsburg-Marzell schon acht konkrete Standorte festgelegt worden (u Kurzinfo).

Sowohl Hoehler als auch Lutz bemerken derzeit auf Seiten der Investoren Unsicherheiten bezüglich der künftigen Förderung von Windkraftanlagen, Stichwort: Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetz. Dennoch rechnet auch Lutz mit bis zu 20 Anlagen im Kreis. „Wann die nächste Anlage steht, wage ich nicht zu prognostizieren.“

Neu als Teil der Energiewende versuchte bei der gestrigen Tagung Roger Schneider, Vorsitzender des Bundesverbandes Kleinwindanlagen, die kleinen Windräder auf die Agenda zu setzen. Unter den 180 Anbietern solcher Anlagen in Deutschland würden sich zwar eine Vielzahl von „Schwarzen Schafen“ tummeln, doch mit dem richtigen Standort, der richtigen Anlage für den Standort, einer guten Qualität der Anlage und der passenden Wartung könne sich eine Kleinwindanlage lohnen.

Windmessungen vor Ort könnten hier Aufklärung darüber bieten, ob ein wirtschaftlicher Betrieb möglich ist. Die Rentenversicherung in Karlsruhe wolle acht kleine Windräder auf ihr Gebäude positionieren, um ein Zeichen zu setzen. Beim Landkreis ist man als Akteur noch zurückhaltender. „Die Tagung kann eventuell einen Impuls für das Landratsamt beim Thema Kleinwindanlagen geben“, will Hoehler das Thema in den Blick nehmen. Die Stadt Lörrach nimmt sich der Kleinwindanlagen in Form eines Katasters an, über das ähnlich wie beim Solarkataster Potenziale deutlich werden sollen (u Seite „Lörrach“).

Knackpunkt bei der Nutzung der Windkraft ist auch die Akzeptanz in der Bevölkerung, wie Sébastian Oser, Leiter des Kompetenzzenrums Energie beim Regierungspräsidium (RP) Freiburg, weiß. Dort, wo wie im Kreis Emmendingen schon vielfach die Windkraft genutzt wird, sei der geringste Gegenwind von Seiten der Bürger zu spüren. Er sprach von einem „Gewöhnungseffekt“. Alexander Sladek, Geschäftsführer der EWS Energie, meldete sich hingegen im Fachgespräch kritischer zu Wort. Die optischen Beeinträchtigungen seien für die Bevölkerung eher ein Kritikpunkt als der Lärmschutz.

Er warb für mehr Öffentlichkeitsarbeit durch das RP. Angesichts der vielen Windkraftprojekte sei dies nur bedingt möglich, machte Oser ihm nur wenig Hoffnung. Schneider hingegen sah hier die Möglichkeit, mit den kleinen Anlagen für Gewöhnung beim Bürger zu sorgen.

Schliengen – Bad Bellingen: Flächennutzungsplanung wurde begonnen, derzeit liegen weitere Planungen „auf Eis“. Es wird auf interessierte Investoren gewartet.

Kandern – Malsburg-Marzell: Die Flächennutzungsplanung wurde begonnen. Die Untersuchungen sind relativ weit fortgeschritten auf den Flächen Wasen/Endenburg, acht konkrete Anlagen-Standorte sind festgelegt.

Steinen: Die Flächennutzungsplanung wurde begonnen und es sind fünf Flächen in der Untersuchung.

Lörrach – Inzlingen, Stadt Weil am Rhein: Die Flächennutzungsplanung wurde begonnen, die Voruntersuchungen sind abgeschlossen. Es gibt noch kein förmliches Verfahren. Eine Eignung von Flächen ist fraglich.

Schopfheim: Die Flächennutzungsplanung wurde begonnen, die Untersuchungen laufen (Rohrenkopf/Gersbach).

Hasel: Hier wird nicht das Instrument des Flächennutzungsplans gewählt, sondern drei Flächen werden mit einem Investor untersucht, was fortgeschritten ist.

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