Kreis Lörrach Damit die Wertschöpfung hier bleibt

Die Oberbadische
Der Milchpreis hat sich nach dem Krisenjahr 2016 wieder erholt. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Landwirtschaft: Milchproduzenten erhalten wieder mehr Geld / Verbraucher müssen sensibilisiert werden

Von Michael Werndorff

Die Preisspanne bei Milch und Milchprodukten ist groß, und der Verbraucher hat die Qual der Wahl. Keine Wahl haben indes die heimischen Milchbauern, die nach Wegfall der Milchquotenregelung im vergangenen Jahr auf jeden Cent angewiesen sind.

Kreis Lörrach. Schlechtes Wetter, das russische Embargo von Nahrungsmitteln und der Wegfall der Milchquotenregelung: Peter Krumm, Haupterwerbslandwirt aus Maulburg, hat im vergangenen Jahr große Herausforderungen meistern müssen (wir berichteten).

Damals musste er auf Rücklagen zugreifen und seinen Betrieb querfinanzieren, wie er bei einem Hofrundgang im August vergangenen Jahres erklärte. Während der Milchpreis in Baden-Württemberg 2014 noch bei 40 Cent lag, rutschte der Preis pro Kilo Milch vergangenes Jahr auf 24 Cent ab. Jetzt, wo sich der Markt selber reguliert und bei der Butter eine starke Nachfrage zu verzeichnen ist, erhalten Milchproduzenten wieder 35,5 Cent, sagte der Landwirt gestern, der – anders als Mitbewerber – keine Milchkühe veräußerte, um im Gegenzug eine finanzielle Entschädigung zu erhalten. Der Grund, so Krumm: „Wir waren auf eine Aufstockung angewiesen, damit sich unsere Investitionen amortisierten.“ Dass die Milchviehwirtschaft stark an Attraktivität verloren hat, belegen die Zahlen: Gab es vor 25 Jahren in der Region noch rund 1300 Betriebe, sind es mittlerweile knapp 100, wie Albert Zimmermann, scheidender Geschäftsführer der BLHV-Bezirksgeschäftsstelle in Müllheim, auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilte. Die Milchquote sei für kleinere Betriebe sicher nicht schlecht gewesen, so Zimmermann, generell sei es aber besser, wenn sich die Politik aus dem Markt raushalte, zeigte er sich überzeugt. Und auch Krumm bewertete die Preispolitik kritisch: „Lieber keine Mengenregelung als eine, die nicht funktioniert.“ Die Quote hätte jedenfalls Sinn gemacht, wenn sie flexibel auf das Marktgeschehen reagiert hätte.

Als Reaktion auf den Preisverfall wurde zum einen seitens der Landesregierung ein Zehn-Punkte-Plan aufgelegt, der unter anderem eine Stärkung der heimischen regionalen Absatzmärkte fördern oder auch die termingerechte Auszahlung der Fördermittel durch das Land garantieren sollte, was laut Michael Kauffmann, Leiter des Dezernats Ländlicher Raum, umgesetzt wurde. Keine Rolle gespielt im heimischen Kreis hätten indes die Fördergelder von der Europäischen Union und der Bundesrepublik für einen freiwilligen Verzicht auf Milchanlieferungen, so Zimmermann.

Was allerdings langfristig helfen könne, sei die Sensibilisierung der Verbraucher für heimische Produkte: Die Aktion „Wir machen dein Frühstück – Dein Geld bekommen andere“ auf dem Lörracher Marktplatz sei eine gute Maßnahme gewesen, um das Thema ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, blickt der Geschäftsführer zurück. Und weiter: „Der Kunde hat es in der Hand, es wäre schade, wenn die Region auf der Strecke bleibt.“

Um der Situation auf dem Milchmarkt aber langfristig Herr zu werden, brauche es eine flexible Mengensteuerung einer Mindestabnahmemenge zum ordentlichen Preis, wünscht sich Krumm, wohlwissend, dass dieses Anliegen nicht in Erfüllung gehen wird.

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