Kreis Lörrach Den nächsten Sprung ermöglichen

Die Oberbadische
Den Wildkatzen soll der Weg von der Rheinebene in Richtung Schwarzwald geebnet werden. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Wildkatze soll sich nicht nur entlang des Rheins ausbreiten / Schwarzwald als neues Revier ist ein Ziel

Die Wildkatze lebt in großen, zusammenhängenden Wald- und abwechslungsreichen Wald-Feld-Gebieten. Sie jagt dort, wo ihre Hauptbeute, die Wühlmäuse, am zahlreichsten sind (Waldränder und Säume, (Wald-)Wiesen, totholzreiche alte Wälder). Zudem sonnt sie sich gerne an Felsen, aber auch auf Baumstümpfen. Unterschlupf findet sie unter Felsen, Wurzeltellern, Baumhöhlen, in Dachs- und Fuchsbauten sowie Reisighaufen. Gemieden wird die waldarme Kulturlandschaft.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte die Wildkatze ein regelmäßiges Vorkommen in Baden-Württemberg. Um die Jahrhundertwende war sie aufgrund scharfer Verfolgung ausgerottet. Wissenschaftler der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg untersuchten im Zeitraum Januar 2006 bis Februar 2007 überfahrene Katzen, deren Erscheinungsbild denen von Wildkatzen entsprachen. Bei zwei Tieren aus der Region Kaiserstuhl bestätigten sowohl die morphometrischen als auch die genetischen Untersuchungen den Verdacht auf Wildkatze.

u Quelle: www.wildtiermonitoring.de

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Ein Jahrhundert lang galt die Wildkatze im Land als ausgestorben. Mittlerweile ist sie auf dem Sprung, sogar vom Markgräflerland in Richtung Südschwarzwald ihr Revier auszuweiten. Der neue Biotopverbund soll helfen, sie dahin zu katapultieren.

Die Zeiten, in denen die Wildkatze als ein wilder Naturbewohner galt, der auch deutlich größere Tiere als Mäuse auf dem Speiseplan hat, sind lange vorbei. Vielmehr genießt die auf den ersten Blick von einer gewöhnlichen Hauskatze nicht zu unterscheidende Art die Sympathien in der Bevölkerung. „Fast alle sind der Wildkatze positiv gegenüber eingestellt“, weiß Stéphanie Kraft von der Abteilung Wald und Naturschutz in der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA), die bei der Auftaktveranstaltung für die Modellregion Biotopverbund Markgräflerland (wir berichteten) als Referentin auftrat.

Felis silvestris silvestris, wie das scheue europäische Tier mit lateinischer Bezeichnung heißt, galt seit dem Jahr 1912 bis 2006 in Baden-Württemberg als ausgestorben, nachdem Menschen diese Art ähnlich wie den bösen Wolf bewerteten. Ungeklärt ist zwar, ob die ersten sicheren Nachweise der Wildkatze im Land unbemerkt überlebt haben oder vom Elsass aus übergesiedelt sind. Doch: Seit den genetisch eindeutig bestimmten Funden am Kaiserstuhl breitet sich das Tier entlang der Rheinschiene wieder aus. Dies konnte die FVA auch mit einer Lockstoffmethode herausfinden, bei der Holzstäbe mit Baldrian bestrichen werden. An diesen reiben sich die Wildkatzen und lassen dabei einige Haare, also ihre DNA.

Während der Rhein keine Barriere bildet, schränken Flächenverlust, Strukturarmut in Land- und Forstwirtschaft sowie die Fragmentierung des Lebensraumes die Ausbreitung ein. Auch der Kontakt mit Hauskatzen stellt ein Problem dar, wenn diese Krankheiten übertragen oder für eine Hybridisierung sorgen. Hinzu kommt der Tod beim Queren von Straßen.

Im Markgräflerland sind im nördlichen Bereich einige Vorkommen der Wildkatze nachgewiesen. Einen Fund gab es auch in der Nähe von Weil am Rhein-Ötlingen, wobei im südlichen Bereich offenbar sehr wenige Wildkatzen bislang unterwegs sind. Das Streifgebiet der Wildkatze umfasst bei weiblichen Exemplaren 80 bis 200 Hektar, bei männlichen sogar 200 bis 700 Hektar. Zu beachten ist, dass sie bestehende Achsen in der Natur nutzen, weiß Kraft.

Ihr Ziel und das der weiteren Verantwortlichen, die nun in der Modellregion Markgräflerland den Biotopverbund herstellen wollen, ist es, Sprungbretter zu schaffen, entlang derer sich die Wildkatze von der Rheinebene in Richtung Schwarzwald bewegen kann. Auch die Verbindung in Nord-Süd-Richtung soll gestärkt werden. Die Vorgesen mit dem Schwarzwald und die Rheinebene mit dem Schwarzwald sind hier die zu verknüpfenden Großräume, in denen das Tier herumstreunen kann und soll.

Helfen könnte dabei der „Generalwildwegeplan“, der eine Art ökologische Fachgrundlage für den landesweiten Biotopverbund ist. „Dieser soll dem Verbrauch der Landschaft etwas entgegen stellen“, erklärt die Wildkatzen-Expertin das Instrumentarium. Nicht nur diese Tierart dürfte dann profitieren, sondern auch die größeren Rothirsche und Luchse oder die kleinen Laufkäfer.

Im Markgräflerland, das eine stark landwirtschaftlich geprägte Region ist, stellt sich für die Wildkatze das Problem dar, dass sie sehr scheu eigentlich lieber unbeobachtet im Wald unterwegs ist. Kraft: „Damit ist es schwierig, hier die Lebensräume zu wechseln.“ Der Fokus müsse daher darauf liegen, ergänzende Korridore für den Wechsel in andere Gebiete zu schaffen. „Durchgängigkeit“ ist ein Schlagwort, das mit Leben gefüllt werden soll.

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