Kreis Lörrach Der Wildsau die Zähne zeigen

Die Oberbadische

Jäger bieten Waldpädagogik / „Naturpädagogischer Breitensport“

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. „Hau ab, du Wildsau!“, ertönt es auf dem Wanderparkplatz in Rheinfelden-Herten aus vielen Kinderkehlen. Der unter einem Wildschwein-Fell verborgene Junge zieht sogleich davon und schnuppert nicht mehr an den Jungen und Mädchen herum oder rennt hinter ihnen her. Was auf den ersten Blick wie ein nettes Spiel wirkt, ist erlebbare Naturkunde. Im Rahmen von zwei Waldtagen bringt Christine Spickermann, Jugendobfrau der Badischen Jäger Lörrach, den Wald und deren Bewohner näher.

Dies ist nur eines von vielen Angeboten der heimischen Jägerschaft. So gab es im abgelaufenen Schuljahr zahlreiche Aktionstage mit „Lernort Natur“. Die ist eine Initiative, bei der besonders geschulte, ehrenamtlich tätige Jäger im Deutschen Jagdschutzverband die Natur näher bringen – wobei das erlebnisorientierte Lernen im Mittelpunkt steht. Teilgenommen haben im jüngsten Schuljahr verschiedene Schulklassen und Kindergärten aus Lörrach, Efringen-Kirchen, Wiechs, Haltingen, Egringen, Brombach, Gresgen und aus der Naturparkschule in Tegernau, für die „Lernort Natur“ Hauptkooperationspartner ist.

Doch nicht nur die Jugend wird informiert. Darüber hinaus waren „Lernort Natur“-Angebote der Badischen Jäger Lörrach auf verschiedenen Veranstaltungen im Landkreis Lörrach vertreten und „stemmten“ Kinderferienprogramme, wie eine Waldwoche für 22 Kinder in Tegernau oder eben die Waldtage in Herten, an der zehn Kinder teilgenommen haben.

Diese lernten nicht nur, dass ein Wildschwein mit lautem Gebrüll vertrieben werden kann, sondern gestalteten mit Naturprodukten wie Blätter und Stöcke unter anderem Ketten und mehr. „Man muss nicht alles kaufen und kann nicht alles kaufen“, will Spickermann hier zugleich Bewusstsein schaffen.

„Wir wollen alle Sinne ansprechen“

Die ganz Kleinen lassen sich noch mit dem Thema Zwerge vom Wald faszinieren. Bei den Grundschülern ist der Wissenserwerb im Fokus. Und diejenigen, die schon eine weiterführende Schule besuchen, sollen Verantwortung übernehmen, erklärt die Jugendobfrau die Herangehensweise. Auch das Gruppengefühl im Wald spielt eine Rolle: „Verhaltesoriginelle Kinder“, wie Problemkinder mittlerweile auch genannt werden, würden sich hier anders verhalten als in ihrem gewohnten Umfeld.

„Wir wollen alle Sinne ansprechen“, erzählt Spickermann weiter und greift dabei in eine große Tüte mit Tierfellen. Zwei davon stammen von einem Fuchs. Dieser sei ein Kulturfolger, deswegen werde er auch von dem Inhalt der Mülltonnen auf dem Waldparkplatz angelockt, berichtet die Jägerin noch.

Die Badischen Jäger betreiben natürlich auch Werbung in eigener Sache. Nicht nur die achtjährige Hannah aus Rheinfelden, die an den Waldtagen teilnimmt, erfährt von Spickermann, dass kein Jäger einfach aus Lust und Laune in der Gegend herumballert und Tiere tot schießt. „Ein Jäger erschießt ein Tier nicht ohne Grund“, verweist Spickermann auf deren Verantwortung gegenüber Wild und Wald sowie der Aufgabe als Heger und Pfleger.

Labor mit vollständiger Ausstattung

Die Jugendarbeit der Badischen Jäger Lörrach ist zugleich institutionalisiert. So hat die Gemeinde Kleines Wiesental den Jägern das stillgelegte, aber vollständig eingerichtete Hauptschullabor der Nachbarschaftsschule Tegernau für Lernort-Natur-Aktivitäten zur Verfügung gestellt. Hier gibt es neben einer chemischen und physikalischen Ausrüstung auch eine große Menge an biologischem Anschauungsmaterial, wie Skelette und Tierpräparate. Das Naturlabor Tegernau soll allen Interessierten zur Verfügung stehen. „Es ist naturpädagogischer Breitensport, den wir betreiben.“

„Eigentlich gefallen mir Tiere schon ganz gut“, erzählt der zehnjährige Florian im Hertener Wald. Den Baum mit den Streifen erkennt er auch als einen Kirschbaum. Vom Eichhörnchen-Spiel mit Winterschlaf-Elementen berichtet der junge Mann ebenso – um sich kurz darauf begeistert das Fuchs-Fell als Kopfschmuck überzuziehen. Die Naturentfremdung, der Spickermann und die anderen Jäger entgegenwirken, schreitet voran. Und mit dem Gebrüll in Richtung des Wildschweinfells ist ihm auch klar: Das Tier denkt, dass die Jungen und Mädchen stärker sind.

Der Kreisverein Badische Jäger Lörrach feiert am 14. September auf Schloss Bürgeln sein 60-jähriges Bestehen. Die Eintragung als Verein erfolgte vor 50 Jahren. Auf die Geschichte der Jäger im Landkreis Lörrach wurde im ersten und zweiten Teil unserer Serie zurückgeblickt. Weitere Themen sind in den nächsten Folgen die Mitglieder und die Aufgabe eines Jägers im Revier. Die Serienteile erscheinen jeweils am Mittwoch und Samstag.

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