Kreis Lörrach Deutsche kehren Basel den Rücken

Die Oberbadische
Die Besucher aus Deutschland zieht es nicht mehr so sehr nach Basel. Insgesamt steigen die Übernachtungszahlen aber. Fotos: Fraune Foto: Die Oberbadische

Mehr Übernachtungen in der Stadt / Auslastung der Hotels steigt nach Schließung des Hilton-Hotels

Von Marco Fraune

Basel. Die Zahl der inländischen Gäste erreicht in Basel einen Top-Wert, doch Deutschland als wichtigster ausländischer Markt für die Stadt am Rheinknie schwächelt gehörig. Die gestern veröffentlichten Übernachtungszahlen für September zeigen bei einer genaueren Betrachtung verschiedene Tendenzen.

Als ein Spitzenresultat kann die Gesamtzahl der Übernachtungen in den ersten drei Quartalen gewertet werden, die 5,9 Prozent zulegen konnte, womit die Erwartungen deutlich übertroffen werden. Kurz nach der Frankenaufwertung war lediglich von einem Verharren auf Vorjahresniveau die Rede. Im dritten Quartal standen nun knapp 326 600 Übernachtungen in Basler Betten zu Buche, plus 2,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Von Januar bis September stieg die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zu 2014 sogar um 5,9 Prozent auf knapp 910 800.

Zugleich hat sich die Auslastung der Hotels im September, in dem auch ein großer Steuer- und Finanzkongress mit summa summarum 6000 Übernachtungen stattfand, um 8,9 Prozent auf 74,2 Prozent verbessert. Basel-Tourismus-Direktor Daniel Egloff bewertet dies als außergewöhnlich, speziell vor dem Hintergrund, dass seit der Schließung des Hilton-Hotels Ende August 240 Betten weniger in Basel angeboten werden können. Die verbliebenen Hotels würden offenbar profitieren. Erst in etwa drei Jahren soll mit dem Mövenpick ein Fünf-Sterne-Hotel mit etwa 240 Betten neu eröffnen.

Die Zahl der Übernachtungen nahm gegenüber dem Vorjahr im September um 5,6 Prozent auf rund 109 000 Übernachtungen zu. „Dieser Anstieg geht auf die inländischen Gäste zurück, die so viele Logiernächte buchten wie noch nie in einem September“, berichtet Fabienne Hofer vom Basler Statistikamt. Doch: Während die Gäste aus Indien um plus 55,5 Prozent und aus Spanien mit plus 20,9 Prozent in der Stadt am Rheinknie zulegten, befindet sich nun der wichtigste ausländische Markt im Minusbereich. Die Zahl der Besucher aus Deutschland ging um 2,6 Prozent zurück, womit im September nur noch 16169 Übernachtungen für diese Gäste in der Statistik aufgeführt sind.

Von diesem Rückgang ist der Basler Tourismus-Direktor unangenehm überrascht. „Ich glaube, dass Deutschland preissensitiv reagiert“, weiß Egloff um die Veränderungen des Wechselkurses. So deutlich wie die deutschen Gäste würden Franzosen oder auch Italiener aber nicht reagieren. Dass die Deutschen nun nur wenige Kilometer weiter in deutschen Hotelbetten schlafen, glaubt Egloff nicht. Auch in Graubünden oder im Wallis gebe es einen Rückgang an deutschen Besuchern.

Im Gegensatz zu anderen Schweizer Kollegen will der Basler Tourismus-Direktor am deutschen Markt festhalten und die dortigen Werbeaktivitäten nicht zurückschrauben. „Das wäre zu kurzfristig gedacht“, setzt Egloff auf deutsche Gäste. Realität ist aktuell, dass Basel seit dem Ende der Gaugin-Ausstellung deutlich in diesem Besuchersegment eingebüßt hat.

Dass die Stadt am Rheinknie weniger auf den Preis sondern vielmehr weiter auf die Positionierung als Stadt mit historischem Kern sowie Kunst und Museen setzt, hält Egloff für die passende Strategie auch für die Zukunft. Aktuell würden zwar bestimmte Besucher Basel den Rücken kehren, doch in zwei bis drei Jahren, wenn die Frankenüberbewertung korrigiert sei, werde die Durststrecke überwunden sein, ist der Tourismus-Experte sicher. Die eher ältere Kundschaft mit Kulturinteresse würde bereits jetzt weniger auf den Preis achten. Froh ist Egloff dennoch, schon Märkte wie China und Indien aufgebaut zu haben.

Angesichts des laufenden Onkologiekongresses und eines weiteren großen Kongresses in Basel im November geht der Tourismus-Direktor insgesamt von einem Plus von fünf Prozent aus, die Basel bei den Übernachtungszahlen am Ende des Jahres im Vergleich zu 2014 zulegen wird.

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