Kreis Lörrach Eltern entlasten und unterstützen

Die Oberbadische
Ein unbeschwerteres Familienleben ist ein zentrales Ziel des Projektes. Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Netzwerk-Gründung: Inklusive Familienhilfe im St. Josefshaus für gesamten Landkreis / Beratung und mehr

Von Marco Fraune

Unterstützung und Entlastung für Familien mit behinderten Kindern bietet das neue Projekt „Dasein – Die inklusive Familienhilfe im St. Josefshaus“. Standort der Angebote ist zwar das derzeit im Umbau befindliche Haus Elisabeth in Rheinfelden-Herten, doch das Netzwerk soll den gesamten Landkreis Lörrach verknüpfen.

Kreis Lörrach. Tanja Rüttnauer ist eine der Mütter, für die das inklusive Angebot gedacht ist. Als Sonderschullehrerin war sie schon früher mit dem Thema Behinderung und den damit teilweise verbundenen Belastungen konfrontiert. Doch seit der Geburt ihrer Tochter Madita vor drei Jahren spürt sie, womit betroffene Familien täglich sich mühen müssen. „Jetzt als Mutter das zu erleben, ist anders. Allein die vielen Termine und Kontakte sind belastend.“ Tägliche Therapiebesuche und viele fremde Menschen im eigenen Haus gehören seit der Geburt zum Alltag, da Madita medizinische Behandlungen und pflegerische Betreuung bedarf. „14 bis 15 Medikament müssen organisiert werden.“

Sozialrechtliche Fragestellungen mussten sich die Eltern von Madita Stück für Stück erarbeiten. „Da haben wir uns häufig allein gefühlt.“ Dass sie frühzeitig Leistungen aus der Pflegekasse für ihre Tochter erhält, war Glück, da Rüttnauer bald nach der Geburt einen Tipp erhielt. Infos von anderen Eltern erweiterten das Wissensspektrum. Doch: Das koste Zeit und Energie.

Damit sich die Familien nicht allein solche Bereiche erschließen müssen, hat das St. Josefshaus Herten gemeinsam mit Partnern aus den Landkreisen Lörrach und Waldshut das „Dasein“-Projekt gestaltet, das unterschiedliche flexible und offene Bildungs-, Beratungs- und Wohnangebote für Kinder, Jugendliche und Familien liefert. Projektleiter Thomas Mürle, der zugleich Schulleiter der Karl-Rolfus-Schule in Rheinfelden ist, will ein „inklusives Netzwerk für die gesamte Region“ schaffen, das die vielfältigen Interessen der Betroffenen berücksichtigt. Ganz oben steht dabei die Minderung der alltäglichen Belastungen durch die Schaffung von auf die spezifischen Bedürfnisse anpasste Angebote. Ambulant vor stationär lautet auch hier die Grundausrichtung – passgenaue Hilfen eine andere.

Ab Sommer starten Angebote

Im Sommer sollen die ersten inklusiven Angebote für Familien im Rahmen des Projekts bereitstehen. An der baulichen Hülle dafür wird derzeit noch Hand angelegt. Das Haus Elisabeth, das 1890 errichtet und zwischenzeitlich auch schon als Krankenhaus genutzt wurde, wird aktuell für 4,5 Millionen Euro saniert. Insgesamt 30 Unterbringungsplätze werden geschaffen.

In den oberen beiden Geschossen entstehen Wohnungen für das Wohntraining. 18- bis 21-Jährige sollen hier auf die eigene Haushaltsführung vorbereitet werden – eine WG mit fünf Zimmern entsteht. Eine weitere Wohnung ist dafür gedacht, sehr schnell Familien in Notlagen aufzunehmen. Platz für vollstationäre Wohngruppen sind demnächst ebenfalls in dem Gebäude, das sich auf dem Gelände des St. Josefshauses befindet. Zwei Wohnungen für jeweils neun Kinder- und Jugendliche gibt es hier, wobei auf den Fortbestand von sozialräumlichen Bindungen Wert gelegt wird. Im Erdgeschoss bietet das historische Gebäude Platz für Schulungen, Treffen und weitere Netzwerkarbeit. Genau diese soll dazu beitragen, dass ein Bezug der Räume durch Betroffene gar nicht erst erforderlich wird.

Zusammenstricken statt selber anbieten

Das Geschäftsführer-Duo des St. Josefshauses, Birgit Ackermann und Christoph Dürdoth, versteht das Angebot auch als „Kontrapunkt“ zur gesellschaftlichen Entwicklung, dass die Geburt von Kindern mit Behinderung infrage gestellt wird. Zugleich wollen sie dazu beitragen, dass die in unterschiedlichen Sozialgesetzbüchern und Behörden angesiedelten Leistungen für Pflege, Eingliederungshilfe sowie Jugend und Familie bei den Betroffenen ankommt. „Neu ist, die Dinge zusammenzustricken und nicht selber anzubieten“, setzt Ackermann auf das Netzwerk-Projekt, dessen Ideen aus einer Zukunftswerkstatt in Arbeitsgruppen weiterentwickelt wurden und im Sommer nun starten.

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