Kreis Lörrach „Erstes Lehrjahr outgesourcet“

Die Oberbadische
Landrätin Marion Dammann (v.l.) hat Thomas Mattmüller (Firma Mattmüller aus Weil am Rhein) und Jens Kröger (Leiter Personalentwicklung bei Endress und Hauser in Maulburg) die Wallbrunn-Medaille überreicht. Gewerbeschulleiter Ulrich Grebien lobte das Engagement der Unternehmen im Ausbildungsbereich. Foto: Marco Fraune Foto: Die Oberbadische

Einjährige Berufsfachschule Metall feiert 75-jähriges Bestehen / Wandel hin zur Berufswahlorientierung

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Die einjährige Berufsfachschule Metall an der Gewerbeschule Lörrach hat mit einer kleinen Feierstunde in der dortigen Werkstatt das 75-jährige Bestehen gefeiert. Der Ort war dabei in zweierlei hinsichtlich passend: Hier werden die Schüler fit für die Lehre gemacht und zugleich liegt die Metallwerkstatt ein bisschen verborgen mitten auf dem Schulgelände.

Um dieses Schattendasein weiß auch der scheidende Gewerbeschulleiter Ulrich Grebien. „Es ist eine Schulart, die in der Öffentlichkeit nicht so bekannt ist“, erklärte er in seiner Rede. Die Berufsfachschule habe sich aber im beruflichen Schulwesen etabliert. Neben Metall (ein- und zweijährig) gibt es auch die einjährigen Bereiche Fahrzeugtechnik (seit 1958), Elektronik (seit 1978), und als „jüngster Spross“ den Bereich Nahrung (einjährig).

Am 1. April 1939 wurde in Lörrach die einjährige Berufsfachschule mit einer Ständerbohrmaschine, acht Werkbänken und 24 Schraubstöcken gestartet. Die Schulträgerschaft ging dann im Jahr 1940 von der Stadt auf den Landrat über. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde wegen der großen Nachfrage auch ein zweiter technischer Lehrer eingestellt, erinnerte Grebien an den Nachwuchsmangel in den Betrieben. „Das erste Lehrjahr wurde outgesourcet.“ Soll heißen: Einige Schüler hatten bereits ihren Lehrvertrag fast sicher in der Tasche und wurden zuerst in der Berufsfachschule fit gemacht in Theorie und Praxis, um dann teilweise direkt in das zweite Lehrjahr einzusteigen.

Mittlerweile hat die einjährige Berufsfachschule mehr und mehr den Charakter einer Berufswahlorientierung, weiß der Gewerbeschulleiter um den vollzogenen Wandel. Nunmehr erhöhen Schüler, die keine Lehrstelle ergattert haben, ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt, wenn sie das Jahr vorschalten. Von den derzeit rund 80 Schülern (in den 1970ern waren es etwa 120 Schüler) erhalten rund ein Drittel nach dem einen Jahr eine Metall-Lehrstelle im Handwerk oder in der Industrie, kennt Metall-Abteilungsleiter Uwe Gaspers die durchwachsene Erfolgsperspektive, wobei die übrigen Schüler anderweitig unterkommen würden. Doch wichtig sei eben auch, die berufspraktischen Kompetenzen (18 Stunden pro Woche) erst einmal zu erlernen sowie die sozialen Kompetenzen weiterzuentwickeln. Einmal wöchentlich steht auch ein Praktikumstag in den Unternehmen an.

Wie schwierig es für die Jugendlichen ist, den richtigen Beruf zu finden, unterstrich Landrätin Marion Dammann mit dem Verweis auf 340 anerkannte Ausbildungsberufe. Für den Landkreis sei wichtig, hier Aufklärung zu leisten, damit die Abbrecherquote möglichst gering ausfällt und die Fachkräfte für die heimischen Unternehmen gewonnen werden können. Die einjährige Berufsfachschule biete eine gute Möglichkeit, die jungen Nachwuchskräfte heranzuführen. Die Bedeutung der Unternehmen unterstrich die Landrätin bei der Medaillen-Verleihung (u siehe separater Bericht).

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