Wahlpartys: Gute Stimmung überwog Enttäuschung
Kreis Lörrach (uk). „Die Würfel sind gefallen“; dieser Satz war häufig zu hören beim Besuch der Wahlpartys nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr. Während die Kandidaten die Zählung im Landratsamt verfolgten, wagten sich Weggefährten an erste Analysen.
Einen Grund zum Feiern hatten alle irgendwie, so schien es. Freude, Entspannung und Dankbarkeit dem Spitzenkandidaten gegenüber überlagerten, wie es schien, so manche Enttäuschung. Und so wurden alle Kandidaten bei ihrem Eintreffen mit herzlichem Applaus empfangen.
Während Armin Schuster sein Direktmandat im Bundestag verteidigen konnte, schaffte es nur Bad Bellingens Bürgermeister Christoph Hoffmann (FDP) als Abgeordneter über die Landesliste in den Bundestag einzuziehen. Einig waren sich parteiübergreifend alle, die zum Feiern da waren: Das Ergebnis der AfD sei ein Wermutstropfen, den viele in dieser Größenordnung nicht erwartet hatten.
Am längsten warteten die Anhänger Schusters im Hof der „Artischocke“ auf ihren Kandidaten. Der traf nach 21 Uhr ein und wirkte trotz deutlicher Verluste relativ entspannt. Er sehe das Ergebnis der CDU im „Erfolg einer jungen Union, die sich wie noch nie in einem Wahlkampf hineingehängt hat.“ Zuvor hatte Kreisgeschäftsführer Richard Trenz im Gespräch erklärt, dass Schusters Vorsprung auch darauf beruhe, dass er „Tag und Nacht unterwegs“ gewesen sei. Mehr als 2000 Haushalte habe er persönlich aufgesucht.
Die Grünen trafen sich im Nellie Nashorn zu einer Bestandsaufnahme. Es war ein „fantasievoller und guter Wahlkampf“, hob Stadtrat Gerd Wernthaler hervor. Auf dem guten Ergebnis könne man aufbauen. Auch Thorsten Blank zeigte sich erleichtert, blickte aber mit Sorge auf das Gesamtergebnis der Wahl. Er zeigte sich „erschüttert über das miserable Abschneiden der SPD“.
Deren Wahlparty fand im Alten Wasserwerk statt. Offene Enttäuschung äußerte der Kreisvorsitzende Philipp Schließer, zeigte sich aber „sehr zufrieden mit unserem Kandidaten Jonas Hoffman“. Das Ziel der Partei sei klar: „eine moderne SPD voranbringen“. Ebenfalls im Nellie Nashorn feierten Linke und Piraten gemeinsam. Dort zeigte sich Siegbert Kunze (Linke Müllheim) besorgt darüber, „dass wir keine Interessenvertretung in der Regierung haben, die sich um drängende soziale Themen kümmert.“ Jedoch: Es sei ein gutes Zeichen, dass die Partei trotz der Ergebnisse für AfD und FDP so viel Stimmen erhalten habe. Max Kehm (Piraten) sprach von einer „Schicksalswahl“ für die Piraten. Die Partei müsse sich neu erfinden, um voranzukommen.
Der FDP-Kandidat hatte die Wahlparty im Café Arber früh verlassen. Zurück blieb ein kleiner Kreis von Freunden mit letzten Analysen: So sprach der frühere Kandidat Tilo Levante vom engagiertesten Wahlkampf seit langem. Dass Christoph Hoffmann Bürgermeister sei, komme ihm zu Gute. Die AfD feierte nicht im Kreis.
