Kreis Lörrach „Gemeinsames Ganzes ist gelungen“

Die Oberbadische
Zufrieden mit zehn Jahren Jobcenter Lörrach (v. l.): Norbert Sedlmair (Chef der Arbeitsagentur), Landrätin Marion Dammann, Jürgen Albrecht (Geschäftsführer Jobcenter), Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella. Foto: Peter Ade Foto: Die Oberbadische

Arbeitsagentur und Landkreis: Zehn Jahre Jobcenter ein Erfolgsmodell / Weniger Empfängerhaushalte

Von Peter Ade

Kreis Lörrach. Aus der Daseinsfürsorge für Arbeitslose, Menschen mit Erwerbsminderung und so genannten Aufstockern ist das Jobcenter kaum mehr wegzudenken. Seit nunmehr zehn Jahren verbindet das Landratsamt und die Arbeitsagentur eine enge Zusammenarbeit.

Der „runde Geburtstag“ sei kein Anlass für ein Fest, denn auch im Landkreis Lörrach gebe es trotz günstiger Prognose noch zu viele Arbeitslose, um in Feierlaune zu sein, erklärte der Chef der Agentur für Arbeit, Norbert Sedlmair, gestern in einem Pressegespräch.

Trotzdem sind Sedlmair und Landrätin Marion Dammann überzeugt, dass das Jobcenter eine kleine Erfolgsgeschichte ist. „Wir haben in zehn Jahren große Meilensteine zurückgelegt und sind weiter auf gutem Weg“, freute sich die Chefin der Kreisverwaltung über die positive Bilanz der Einrichtung.

„Unsere vielfältigen Anstrengungen für ein gemeinsames Ganzes sind gelungen“, bilanzierte Dammann die Zusammenführung des früher ausschließlich beim Landratsamt angesiedelten Bereichs der Sozialhilfe einerseits und der Arbeitslosenhilfe andererseits, für die das „Arbeitsamt“ zuständig war.

Die „sensationell gelungene Zusammenfassung“ beider Dienste habe den betroffenen Menschen gut getan, da nach Ansicht der Landrätin ein Umdenken und die Umsetzung flankierender Angebote erfolgt sei. Als Beispiele nannte sie die Einführung der Schuldenberatung auf kommunaler Ebene und die psychosoziale Betreuung von Menschen in persönlicher Not.

Agenturchef Sedlmair freute sich, dass „zwei Kulturen“ nach anfänglich enormen technischen Problemen im Umgang mit Tausenden von Computerdaten optimal zueinander gefunden hätten. „Das von uns gemeinsam betreute Klientel hat unter dem Strich optimal profitiert“, skizziert Sedlmair seine Bilanz und spricht vom „Ende des Verschiebebahnhofs zwischen Landratsamt und Arbeitsagentur“.

Als besonders erfreulich bewertet Jürgen Albrecht, Geschäftsführer des Jobcenters, den Rückgang der so genannten Bedarfsgemeinschaften (Empfängerhaushalte) von 6364 im Jahr 2006 auf heute 4518 mit insgesamt noch 8390 Personen.

Verbessert hat sich auch die Quote der Sozialhilfeempfänger nach dem SGB II. Der Landkreis liegt mittlerweile mit 4,7 unter dem Landesdurchschnitt von zurzeit fünf Prozent. Die Arbeitslosigkeit in der Region sei mit 1949 Menschen „so gering wie nie“.

Als insgesamt stabil wird auch die so genannte Integrationsquote bewertet. Sie liegt in den Landkreisen Lörrach und Waldshut bei 1632 (27,2 Prozent). Die Jugendarbeitslosigkeit ist die zweitniedrigste im Bundesgebiet.

Problematisch hingegen sei nach wie vor die Profillage der SGB II-Kunden. In 1936 Fällen sehe es „ganz problematisch“ aus. Sie könnten als Langzeitarbeitslose aus unterschiedlichen Gründen praktisch nicht mehr vermittelt werden und zeigten vielfach wenig Neigung, von Sonderprogrammen zu profitieren.

920 Menschen seien zwar in Arbeitsprozesse integriert, gelten aber als „hilfsbedürftig“ und somit als „Aufstocker“.

Das Jobcenter im Haus der Arbeitsagentur Lörrach wurde zum 1. Januar 2005 gemeinsam von der Arbeitsagentur und dem Landkreis auf den Weg gebracht. Die Betreiber sprechen von klaren Verfahrensabläufen, einer stabilen Organisation und kundenfreundlichen Arbeitsprozessen. 130 Mitarbeiter der Arbeitsagentur und des Landratsamtes kümmern sich unter dem gemeinsamen Dach um Langzeitarbeitslose, wobei den „Fallmanagern“ eine besonders wichtige Rolle zukommt. Ihnen obliegt es, den Kunden Möglichkeiten des Einstiegs in Arbeitsprozesse aufzuzeigen und sie auf dem Weg in neue Jobs zu begleiten. „Wir setzen das ganze uns zur Verfügung stehende Geld ein“, betont der Chef der Arbeitsagentur, Norbert Sedlmair, und unterstreicht das Bemühen des Jobcenters, laufend Sonderprogramme anzubieten. Das Problem: Die Angebote verstreichen vielfach ungenutzt.

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