Unter dem Titel „Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz: Heimeliger Ort der respektvollen Begegnung“ stellte am Donnerstag in Hauingen Diplom-Kauffrau Claire Désenfant, Geschäftsleiterin des Unternehmens „age consult“, im Rahmen der Landkreis-Kampagne „Leben mit Demenz“ eine alternative Lebensweise für Demenzkranke vor. Von Silvia Waßmer Kreis Lörrach. Dabei erklärte sie: „Ich bin überzeugt, dass wir neue Wege gehen müssen.“ Leiden doch immer mehr Mitbürger an Demenz, da immer mehr Menschen alt werden. Und dies wiederum bedeute eine immer größere Gefahr. Deshalb seien alle gefragt, um die Betroffenen zu unterstützen. „Ein Mensch, der an Demenz erkrankt ist, ist weiterhin ein Mensch wie sie und ich“, betonte Désenfant. Sie erläuterte anhand von Bildern kurz die Merkmale der Krankheit und erinnerte die Anwesenden: „Unsere Werte gelten in der Welt der Demenz nicht mehr.“ Für Betroffene und Angehörige sei die Krankheit ein „Drama“. Wie lange ein an Demenz Erkrankter noch zu Hause bleiben könne, hänge dabei von seiner individuellen Situation und der Stabilität der Angehörigen ab. Doch auch Städte und Gemeinden seien hier gefordert: „Wir brauchen eine Sorgekultur in den Kommunen.“ Können Angehörige und Institutionen dies doch irgendwann nicht mehr alleine schaffen. Eine mögliche Lösung sieht Désentfant deshalb in den Wohngemeinschaft (WG) für Menschen mit Demenz, von denen sie auch selbst eine gegründet und betrieben hat. Der zentrale Gedanke dahinter: Den Betroffenen helfen, ihr Selbstwertgefühl wieder zu finden. Geteilte Verantwortung in der gemeinsamen Sorge für Demenzkranke „Jeder will eine Aufgabe haben“, erklärte die Referentin. Deshalb werde in den WGs auf die Wünsche der betroffenen Personen geachtet. Das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen werde respektiert, seine Teilhabe an der Gemeinschaft sowie seine Selbstständigkeit gefördert. „Der Bewohner wird als Mensch mit Wünschen und Fähigkeiten anerkannt“, sagte Désentfant. Als Beispiel schilderte sie unter anderem den Fall einer Dame in einer WG in Freiburg. Diese hatte früher als Hauswirtschafterin gearbeitet und wollte unbedingt auf einer alten Nähmaschine – Désentfant hatte diese eigentlich als Dekoration aufgestellt – nähen. Mit Hilfe eines Angehörigen wurde die Maschine wieder flott gemacht und von den Betreuern Stoff besorgt. Diesen säumte die Dame dann zu Tischdecken und war zufrieden. „Die Betroffenen werden in der WG als Gestalter ihres eigenen Alltags anerkannt“, erklärte die Referentin. Die Pflege sei dabei zwar ein Teil dieses Alltags, aber nicht dessen Sinn. Darüber hinaus blieben Menschen, die in eine der WGs einziehen „bis zum Tod“. Außerdem stellte Désentfant das Netzwerk „Freiburger Modell“ vor, dessen Vorsitzende sie ist. Dieses will die Interessen der Menschen mit Demenz in der Gesellschaft stärken und ihre Lebenssituation verbessern. Der zentrale Gedanke dabei: Geteilte Verantwortung in der gemeinsamen Sorge für Demenzkranke. Aktuell sind neun WGs in dem Netzwerk aus Wohngruppen, interessierten Privatpersonen, Alltagsbegleitern und Pflegefachkräfte aktiv. Diese stützen sich auf sieben, vom Verein „Freiburger Modell“ entwickelte Qualitätsbausteine: Zentrale Werte, geteilte Verantwortung, Offenheit, Gleichrangigkeit, freiwilliges Engagement, Gemeinwesen und Häuslichkeit.