Kreis Lörrach Im Spannungsfeld von Stadt und Land

Die Oberbadische
Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella (v. l.) mit den Caritas-Führungskräften Petra Hartmann, Ruth Götzmann, Rainer Zahn und Geschäftsführerin Gudrun Schemel (nicht auf dem Foto: Graziella Scholer). Foto: Peter Ade Foto: Die Oberbadische

Caritas und Landkreis ziehen an einem Strang / Schemel: Starker Einsatz für Flüchtlinge

Von Peter Ade

Kreis Lörrach. Breit aufgestellt und gut strukturiert präsentiert sich das Dienstleistungs- und Hilfsangebot der Caritas für den Landkreis Lörrach. Die Betreuung von Flüchtlingen bedeutet momentan die wohl größte Herausforderung der haupt- und ehrenamtlichen Kräfte in Stadt und Land.

Bei der traditionellen Jahresbegegnung mit geladenen Gästen aus anderen sozialen Organisationen und amtlichen Stellen unterstrich Geschäftsführerin Gudrun Schemel am Mittwochabend im Lörracher Gemeindezentrum St. Peter, dass Flüchtlinge nicht nur materiell arm seien, sondern vielfach alles verloren hätten. „Deshalb haben wir unsere Hilfen massiv ausgebaut und die soziale Betreuung in den Unterkünften Schönau, Todtnau und Wieden übernommen.“

Hinzu kommt das Projekt „Stadtteileltern“, um Migranten mit Unterstützung durch so genannte Integrationslotsen das Kennenlernen und Ankommen in der Gesellschaft zu erleichtern. Das Angebot werde gut angenommen und habe sich bewährt. Der Fortbestand müsse gesichert werden, da die Finanzierung Mitte des Jahres auslaufe.

Großes Lob zollte Schemel den ehrenamtlichen Mitstreitern für ihr Zeichen der Solidarität: „Sie bauen Brücken der Verständigung, fördern Miteinander statt Gegeneinander, zeigen Verantwortung statt Desinteresse und leben Gemeinschaft statt Egoismus.“

Ein bedeutender Teil des Caritassozialdienstes sei die intensive Hilfe für einzelne Menschen mit individuellen Nöten und Bedürfnissen, Ängsten und Schwierigkeiten. „Wir begleiten sie ein Stück auf ihrem Lebensweg und suchen mit ihnen gemeinsam nach Lösungen und Perspektiven.“

Besorgt sei die Caritas hinsichtlich der Kostenbewältigung ihres Einsatzes und den Entgeltsätzen. Pauschale, nicht dynamische Vergütung führe dazu, dass mehr und mehr nur noch Aufgaben gestemmt werden könnten, die „auskömmlich finanziert“ seien. Dadurch drohe eine „Zwei-Klassen-Sozialarbeit“, befürchtet Schemel.

Die angelaufene Caritas-Kampagne „stadt-land-zukunft“ legt ihren Fokus angesichts der demografischen Entwicklung auf den Wandel im ländlichen Raum, da sich dort seit längerem massive Veränderungen abzeichnen.

Überalterung und Abwanderung vor allem junger Menschen in strukturstarke Regionen hätten jedoch auch Folgen für die Städte, zum Beispiel die Wohnungsnot. Deshalb die Losung der Caritas: „Den Wandel gestalten müssen alle zusammen.“ Kreativität, Förderung und Vernetzung seien die Schlüssel zur Bewältigung der Herausforderung.

Die Sozialdezernentin des Landkreises, Elke Zimmermann-Fiscella, dankte der Caritas für „angenehme und wertvolle Zusammenarbeit“ und die Übernahme von Verantwortung in der Flüchtlingshilfe. Lobend erwähnte sie den spontanen Einsatz und die „bemerkenswert positive Akzeptanz“ der Bürger, obwohl die Unterkunft am Belchen mehr oder weniger plötzlich realisiert werden musste.

Die aktuelle sozialpolitische Aufgabe des Landkreises steht laut Zimmermann-Fiscella unter dem Eindruck einer „äußerst heterogenen Ausgangslage“. Die Hälfte der Kreisbewohner lebe in prosperierenden Städten, während es im Ländlichen Raum zunehmend Probleme mit den Versorgungsstrukturen gebe. „Dieses Spannungsfeld ist unsere große Herausforderung“, erklärte die Sozialdezernentin.

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