Kreis Lörrach Jagd im aktuellen Spannungsfeld

Die Oberbadische

Zweiter Teil der Serie „60 Jahre Badische Jäger Lörrach“ /Ab den 70er Jahren bis heute

Von Claudia Kamensky

Kreis Lörrach. Bis zu Beginn der 70er Jahre war die Welt der Jäger noch weitgehend in Ordnung. Es gab gute Wildbestände auch beim Niederwild, moderate Abschusszahlen und keine tief greifenden Änderungen in der Gesetzgebung.

In der Nachkriegszeit und der Aufbauphase der 50er und 60er Jahre erfreute sich die Jägerschaft einer allgemeinen Akzeptanz beim Forst, bei den Landwirten und in der breiten Bevölkerung. „Die Stimmung gegenüber uns Jägern war unterm Strich positiver als heute. Doch auch damals gab es schon ein Stadt-Land-Gefälle“, stellt Ehrenkreisjägermeister Herbert Glasmacher fest, von 1983 bis 1999 Vorsitzender der Kreisjägervereinigung.

„Früher haben die Menschen die Zusammenhänge von Tier und Umwelt besser verstanden. Sie haben davon gelebt und mussten sorgfältig mit den Ressourcen umgehen „Mit wachsendem Wohlstand und zunehmender Verstädterung der Gesellschaft trat eine Entfremdung von der Natur ein, „verbunden mit einer Unkenntnis über die Jagd“, wie Glasmacher sagt. Der Tierrechtsgedanke wurde gegen die Jagd ins Feld geführt. Glasmacher hält dagegen, dass die Jäger an sich selbst einen hohen ethischen Anspruch haben, die so genannte Waidgerechtigkeit, und der Tierschutz für sie oberstes Gebot ist. „Ein Stück Wild für einen vernünftigen Zweck sauber zu erlegen, widerspricht dem nicht. Denken Sie dagegen mal an die Massentierhaltung.“

Glasmachers eigentliche Passion galt seit jeher der Ausbildung und Wissensvermittlung. Bereits 1975 trat er in Vorträgen dem durch „mangelnde Information und auch durch romantische Idealisierung“ verzerrten Bild des Jägers in der Öffentlichkeit entgegen. In den folgenden Jahren besuchte er die Schulen im Landkreis, um Kindern und Jugendlichen im Biologie-Unterricht Wild und Jagd näher zu bringen. „Wir waren hier Vorreiter in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, das war einmalig in Baden-Württemberg, wenn nicht gar in der ganzen Bundesrepublik.“

Auch die Jägerausbildung und die Jägerprüfungsordnung in Baden-Württemberg tragen die Handschrift des 78-jährigen, der als Landesobmann für Aus- und Fortbildung (1994 – 2008) beides maßgeblich mitgestaltete. „Das war schon immer das Markenzeichen des Kreisvereins Lörrach, dass wir viel Wert auf Ausbildung und Wissensvermittlung legen“, erklärt Ralf Herzog, seit 2005 stellvertretender Kreisjägermeister. „Das hat uns auch über die Region hinaus bekannt gemacht.“

„Glasmacher hat sich verdient gemacht“, bestätigt auch Manfred Rose, der 12 Jahre dessen Stellvertreter als Kreisjägermeister war. „Nicht nur was die Ausbildung anbelangt, sondern auch das Verhältnis der Jäger zum Forst.“ Rose weiss wovon er spricht, denn er vertrat die Jägerschaft 30 Jahre bis 2009 im Jagdbeirat des Landkreises, wo unter anderem mit Vertretern der Forstwirtschaft Abschusspläne für Reh- und Gamswild festgesetzt werden.

„Differenzen hat es dabei immer wieder gegeben, aber wir haben stets dafür gekämpft, dass unrealistisch hohe Abschusszahlen den wirklichen Gegebenheiten angepasst wurden. Heute geht es im Jagdbeirat deutlich harmonischer zu.“

Forst- und Landwirtschaft haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt, mit teilweise gravierenden Folgen für Wild und Jagd. „Heute ist alles hoch technisiert und voll automatisiert“, so Rose. Der Umbau des Waldes in einen artenreichen Mischwald mit Naturverjüngung führt zu mehr Verbiss. Seit den frühen 80er Jahren ist der Niedergang von Feldhasen, Fasanen und Rebhühner zu verzeichnen. Dazu haben die Bodenreform und die Intensivierung der Landwirtschaft beigetragen.

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