Kreis Lörrach „Jeder von uns hält sich an den Plan“

Die Oberbadische

Sarah Kropf schildert ihr Leben in der eigenen Wohnung / Die Liebe gefunden

Von Sarah Kropf

Kreis Lörrach. Vor sechs Jahren bin ich zuhause ausgezogen. Bei meinen Eltern in Schwand hatte ich keine Freunde, mit denen ich etwas in der Freizeit machen konnte, und alleine losziehen, das ging auch nicht.

Ich habe mich für den ersten Jahrgang der Wohnschule der Lebenshilfe Lörrach angemeldet und mich total gefreut, als das geklappt hat. Mit drei anderen bin ich in eine Wohnung an die Wintersbuckstraße gezogen. Stephanie kannte ich von früher, sie war mit mir in einer Klasse auf der Hellen-Keller-Schule in Maulburg, Stephan und Jasmin kannte ich nicht. Die Wohnung war schön groß, jeder hatte ein eigenes Zimmer, zusammen hatten wir Küche und Wohnzimmer. Und zwei Bäder, wir drei Frauen hatten das größere, Stephan für sich das kleinere.

Jeden Nachmittag nach unserer Arbeit und am Anfang auch am Wochenende kam die Betreuung der Lebenshilfe. Wir mussten viel üben und lernen: selber einkaufen, kochen, putzen, Wäsche machen. Wir sind zusammen auf die Bank gegangen und haben gelernt, mit Geld umzugehen.

Wir hatten feste Regeln, an alle erinnere ich mich nicht mehr. Nur noch, dass wir die Post kontrollieren sollten, pünktlich sein mussten und dass wir uns an das, was abgesprochen war, halten mussten.

Was mir am besten an der Wohnschule gefallen hat: Dass es dort zwischen Stephan und mir gefunkt hat, dass ich dort die Liebe gefunden habe. Cool fand ich auch, dass wir selber gekocht und immer wieder ein Picknick gemacht haben, auch aufräumen hat mir Spaß gemacht. Und endlich konnte ich bummeln gehen, in die Innenstadt war es ja nicht weit.

Genervt an der Wohnschule hat mich, wenn es untereinander Stress gab oder die Betreuung einen schlechten Tag hatte. Die hat dann im Befehlston mit mir geredet, das mochte ich nicht. Putzen hat mir auch nicht so gefallen, und Wäsche machen, fand ich ganz schön anstrengend.

Nach zwei Jahren war die Wohnschule vorbei. Es war klar, dass Stephanie, Stephan und ich uns zu dritt eine Wohnung suchen. Ich habe mir vorgestellt, dass das gut geht. Wir haben uns zwei Wohnungen angeschaut und uns für diese entschieden.

Mir gefällt hier alles: Wir haben jeder ein eigenes Zimmer, zusammen das Wohnzimmer, die Küche und ein Badezimmer und einen großen Balkon. Cool finde ich, dass wir eine Spülmaschine haben, in der Wohnschule mussten wir immer von Hand spülen.

Unsere Betreuerinnen kommen dreimal die Woche vorbei, sie unterstützen uns und wir reden über alles. Wir haben einen Wochenplan, da steht dann zum Beispiel drauf, wer den Müll rausbringen oder die Blumen gießen muss, oder wer mit Tisch decken oder Wäsche waschen dran ist. Das klappt gut, jeder von uns hält sich daran. Wir gehen dreimal die Woche alleine einkaufen, der Norma-Markt ist nicht weit. Ab und zu machen wir einen Großeinkauf, dann kommt unsere Betreuerin Ulla Strittmatter mit dem Auto.

Jeden Morgen kommt ein Pflegedienst, der hilft hauptsächlich dem Stephan beim Rasieren und fragt uns, ob wir unsere Medikamente genommen haben. Toll sind die netten Nachbarn. Die fragen wir, wenn wir beim Kochen eine Dose nicht aufbekommen oder wir Hilfe beim Teig für eine Pizza brauchen.

Super hier finde ich mein eigenes Zimmer, hier habe ich meine Ruhe und kann abschalten. Ich kann schreiben oder CD hören, ich mag die Lieder von Helene Fischer. Und ich gehe jeden Tag auf den Home-Trainer, das brauche ich unbedingt, ich habe damit schon viele Kilos abgenommen. Im Urlaub habe ich wieder ein bisschen zugenommen, das muss jetzt runter.

Mir gefällt, dass wir eine Bushaltestelle in der Nähe haben und in zehn Minuten zu Fuß in der Innenstadt sind.

Eines stört mich aber doch: Wir haben vor dem Haus so viele Büsche, ich kann nicht so gut sehen, und dann bemerke ich die Autos auf der Straße manchmal sehr spät. Das ist gefährlich.

Zur Person: Sarah Kropf lebt mit ihrem Freund und ihrer Freundin in einer Wohngemeinschaft am Ufhabiweg in Lörrach. Sie fühlt sich in ihrem eigenen Zimmer sehr wohl, freut sich über die nette Nachbarschaft und den funktionierenden Haushaltsplan.

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