Kreis Lörrach Keine Angst mehr vor dem Alleinsein

Die Oberbadische
Im Frauenhaus finden Frauen bei häuslicher Gewalt Hilfe. Foto: Die Oberbadische

Eine Bewohnerin des Frauenhauses schildert ihren Leidensweg / Nicht als Einzige von Gewalt betroffen

Kreis Lörrach. Auch die Bewohnerinnen des Autonomen Frauenhauses in Lörrach werden alljährlich von der Weihnachtshilfsaktion „Leser helfen Not leidenden Menschen“ des Verlagshaues Jaumann unterstützt. Welche Sorgen und Nöte die Frauen und Mütter plagen und warum sie Zuflucht im Frauenhaus suchen, schildert im folgenden exemplarisch eine Mutter von drei Kindern. Sie möchte jedoch aus gutem Grund anonym bleiben.

Ich bin 41 Jahre alt und habe drei Kinder. Mein großer Sohn ist zwölf, meine Tochter neun, und der Kleine ist vier Jahre alt.

Es war ein Tag wie jeder andere. Da mein Mann immer erst um 20 Uhr nach Hause kommt, wärme ich ihm das Essen auf. Oft beklagte er sich darüber, dass es nicht heiß genug wäre, aber an diesem Tag war es im zu heiß, er sagte, er hätte sich die Lippe verbrannt. Darüber wurde er ungehalten und es entwickelte sich ein Streit in dessen Verlauf er immer lauter wurde, mich wüst beschimpfte und nach mir zu treten begann.

Plötzlich klingelte es an der Türe und die Polizei, die von Nachbarn alarmiert wurde, stand davor. Die Polizisten versuchten meinen Mann zu beruhigen, was jedoch nur langsam gelang. Deshalb boten sie mir an meinen Mann der Wohnung zu verweisen und ihm zu meinem Schutz die Hausschlüssel abzunehmen. Ich hatte jedoch trotzdem Angst mit meinen Kindern in der Wohnung zurück zu bleiben und bat die Beamten deshalb mich ins Frauenhaus zu bringen.

Eine Freundin hatte mir schon von dieser Einrichtung erzählt, aber bisher dachte ich, dass dieses Haus nur für Frauen ist, denen es noch schlechter geht als mir.

Mein Mann begann mir schon nach der Geburt des ersten Sohnes viele Vorschriften zu machen und mich mit schlimmsten Beleidigungen vor den Kindern zu verunglimpfen. Irgendwann begann er auch mich zu stoßen oder an den Haaren zu ziehen. Außer den Kindern hat dies niemand mitbekommen, denn wenn andere dabei waren hat er sich stets tadellos benommen und ich habe mich geschämt davon zu erzählen.

Nur meine Mutter habe ich versucht einzuweihen, aber sie kannte meinen Mann in dieser Weise nicht und zweifelte wohl deswegen an meinen Worten. Deshalb habe ich es auch den Kindern verboten darüber zu sprechen. Ich denke sie hatten auch Angst davor, dass die Familie auseinanderbricht.

Im Frauenhaus in Lörrach habe ich mich sofort geschützt und sicher gefühlt, da die Adresse geheim ist. Die Mitarbeiterinnen haben mir zugehört und geglaubt, was eine ganz neue Erfahrung für mich war. Über diese wichtige Erfahrung hinaus habe ich sehr viel Unterstützung erfahren. Die Mitarbeiterinnen haben mir mit den Schulen und dem Kindergarten geholfen und Kontakte zum Hort und einer Beratungsstelle für mich geknüpft. Auch die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt in Bezug auf das Umgangsrecht meines Mannes mit den Kindern, war für mich eine Erleichterung, da der angeordnete begleitete Umgang mir die Sicherheit gab, dass ein guter Blick auf den Umgang des Vaters mit seinen Kindern geworfen wird. Denn von seinem weiteren Verhalten wird das Gericht seine Entscheidung abhängig machen.

Mir wurde auch mit dem Antrag fürs Jobcenter und damit mit der Sicherung meines Lebensunterhalts geholfen.

Wichtig für mich war auch der Kontakt zu anderen Frauen und Kindern, die sich in einer ähnlichen Situation befanden. Ich habe erfahren, dass ich nicht die Einzige bin, die von Gewalt betroffen ist.

Das einzige was ich mir jetzt noch wünsche, ist eine eigene Wohnung für mich und meine drei Kinder, in der wir in Ruhe und mit unseren eigenen Vorstellungen leben können, um auch wieder Besuch empfangen zu können.

Wenn sich dann auch nach diesem Wechsel vom Frauenhaus in die Wohnung wieder alles eingespielt hat, möchte ich endlich meinen Schulabschluss nachholen und eine Ausbildung machen. Um danach in meinem Beruf zu arbeiten und mein eigenes Geld zu verdienen.

Auch wenn ich aus dem Frauenhaus ausgezogen sein werde, weiß ich, dass ich mich immer mit Fragen an die Mitarbeiterinnen wenden kann. Außerdem weiß ich jetzt von vielen sozialen Einrichtungen, die ich bei Bedarf in Anspruch nehmen kann. Aber ich habe auch neue Freundinnen im und außerhalb des Frauenhauses gefunden, die mich begleiten und unterstützen. Schon jetzt spüre ich, dass ich im Frauenhaus vieles gelernt habe und deshalb keine Angst mehr vor dem Alleinsein habe, denn ich weiß, dass ich es auch alleine schaffe.

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