Kreis Lörrach Komasaufen ist uncool

Die Oberbadische

Jugendtreffs: Immer weniger Jugendliche trinken Alkohol / Schweizer Stimmvolk lehnt Verbot ab

Von Marco Schopferer

Es war die frohe Botschaft aus der Berliner Bundespolitik in der vergangenen Woche: „Jugendliche trinken immer weniger Alkohol“, stellte die Drogenbeauftragte der Bundesreigierung, Marlene Mortler, fest. Dies war das Ergebnis einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Nahezu zeitgleich entschieden die Basler bei einer Volksabstimmung, dass in den öffentlichen Jugendtreffs Alkohol ausgeschenkt werden darf. Passt das zusammen?

In den Jugendtreffs im Landkreis ist es immer wieder ein Thema und ein Konfliktpunkt. Darf man überhaupt Alkohol ausschenken? Dort wo Sozialarbeiter den Treff im Auge behalten, ist Alkohol meist verboten. Als vor einigen Jahren in Efringen-Kirchen der Bürgermeister den Jugendlichen eine Kiste Bier spendieren wollte, wehrte sich die von der Gemeinde mit der Betreuung beauftragte Caritas vehement und pochte auf das strikte Alkoholverbot.

In Basel sorgte am Wochenende eine Volksabstimmung für Aufsehen. Nachdem die Regierung per Erlass Alkohol in Jugendzentren erlaubte, versuchte eine Initiative dies zu verhindern. Das Volk musste nun darüber Entscheiden und fand recht knapp mit 52,42 Prozent der Stimmen, dass den Jugendlichen das Bier im Jugendraum erlaubt werden sollte. Die Basler Sozialdemokraten und Grünen waren erfreut über das Votum, natürlich werde man nun aber nicht die Jugendzentren zu Kneipen machen, so ein SP-Sprecher.

Schon vor der Volksabstimmung wurde heftig diskutiert. „Wenn wir Alkohol verbieten, gehen die Jugendlichen in Parks oder an den Rhein, und dann trinken sie viel unkontrollierter“, zitierte die Schweizer „Tageswoche“ den Sozialarbeiter Roman Hueber. Eine Position, die auch vereinzelt Sozialarbeiter im Landkreis teilen. Viele sind allerdings froh, mit dem strikten Alkoholverbot ein Problem vom Hals zu haben.

Denn wer will die Verantwortung übernehmen, wenn ein Jugendlicher aus dem Jugendzentrum betrunken nach Hause torkelt? Bei kleineren Jugendtreffs, ohne Sozialarbeiter, dürfen oftmals Bier und Wein (also niedrigprozentigere Alkoholika) ausgeschenkt werden. Diese Selbstverwaltung läuft meist gut, aber auch nicht immer ohne Probleme. So mancher Ortsvorsteher kann davon ein Lied singen, will die Probleme in seinem Dorf aber nicht in der Zeitung lesen. Gerade wegen dem Missbrauch von Alkohol sind selbstverwaltete Jugendtreffs immer wieder, wenn auch nur vorübergehend, geschlossen. Dies Notbremse ziehen Ortsvorsteher gerne.

Dann nicht besser im von Sozialarbeiter betreuten Räumlichkeiten den Alkohol für Jugendliche in kontrollierten Mengen ausschenken, damit so die Teens den Umgang mit der Volksdroge Nummer 1 erlernen? Wissen, wann der Alkohol fröhlich macht und wann er zum Erbrechen schlecht ist? Diesen Weg auszuloten ist nicht einfach. Zum Glück wissen immer mehr Jugendliche: Saufen ist wirklich so uncool. Dafür braucht es eigentlich keine Volksabstimmung der Alten.

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