Kreis Lörrach Kreispolitik schluckt bittere Pille

Die Oberbadische
Über die Zukunftsaussichten der Gewerbeschule Schopfheim gibt es unterschiedliche Auffassungen. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

SchulentwicklungGewerbeschule in Schopfheim bekommt Konkurrenz aus Waldshut

Der Landkreis Lörrach setzt bei dem Schulentwicklungsprozess auf Konsens statt Dissens. Teile des Kreistages fürchten als Folge um die Zukunft der Gewerbeschule Schopfheim.

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Die deutliche Mehrheit im Gremium setzt darauf, dass die verbesserten Rahmenbedingungen an den drei beruflichen Schulen im Landkreis Lörrach die Jugendlichen locken wird. 45 Kreisräte stimmten daher dafür, dass folgende Anträge im Rahmen eines konsensualen Regionalen Schulentwicklungsverfahrens (RSE) beim Regierungspräsidium Freiburg eingereicht werden: Integration der Altenpflege von der Außenstelle Schopfheim in die Hauptstelle der Mathilde-Planck-Schule in Lörrach, Zusammenlegung der Metalltechnik von Schopfheim und Lörrach in die Kreisstadt, Umsiedlung des Kfz-Bereichs von Lörrach nach Rheinfelden, die Umsiedlung des Bereichs Sanitär-Heizung-Klima (SHK)/Metallbau nach Schopfheim sowie die Einrichtung eines naturwissenschaftlichen Gymnasiums (CTA) in Rheinfelden.

In der Markgrafenstadt hatte sich schon während der Diskussion über die Schaffung von Kompetenzzentren Widerstand geregt, da dort der starke Metallbereich beheimatet ist. Wie berichtet, beschloss der Kreistag dann aber einen Ringtausch, in dessen Rahmen aus der Gewerbeschule Schopfheim ein Kompetenzzentrum für Bauberufe entstehen soll. Auch eine Zusammenarbeit mit der nahe gelegenen Gewerbeakademie wird angestrebt.

Für Verärgerung sorgt in der Lörracher Kreispolitik, dass der Nachbarlandkreis seine zuvor in Rheinfelden beschulten SHK-Nachwuchskräfte nicht nach Schopfheim ziehen lassen, sondern diese nun in Waldshut beschult. Der Nachbarlandkreis hat ebenfalls einen Antrag auf die Einrichtung eines SHK-Fachbereichs gestellt, sodass der Beruf des Anlagentechnikers SHK künftig sowohl in Schopfheim als auch in Waldshut unterrichtet wird. Damit entfallen laut dem Schulentwicklungsplaner Thomas Heß etwa die Hälfte der heute im Kreis Lörrach beschulten Anlagentechniker SHK.

Im Gegensatz zu seinem CDU-Fraktionsvorsitzenden Paul Renz, der die Planungen nun zeitnah umgesetzt wissen will, sieht Schopfheims Bürgermeister Christof Nitz seine Gewerbeschule schon auf dem Totenbett. „Die bittere Pille ist eine Zyankalikapsel, die zum Tod der Gewerbeschule Schopfheim führen wird.“ Der nun gewählte Weg sei die teuerste aller Lösungen und auch die schlechteste. Die Beschlussvorlage unterscheide sich von dem eigentlichen Ringtausch, da nun doch wieder Doppelstrukturen durch das Regierungspräsidium aufgebaut würden und noch mehr Schüler für Schopfheim verloren gingen. „Der Standort wird geschwächt.“ Als Lobbyist für seine Stadt verwies der Kreisrat zudem darauf, dass außerdem das Markus-Pflüger-Heim durch den Landkreis im Rahmen der Ambulantisierung aufgelöst werde. Mit einer Portion Galgenhumor forderte er daher: „Setzen Sie dann das Kreiskrankenhaus nach Schopfheim.“

Obwohl Nitz auch Unterstützung von seinem Fraktionskollegen Bruno Schmidt erhielt („meine Befürchtung ist, dass Schopfheim entkernt wird“), fiel das Votum doch klar für die vorgeschlagene Schulentwicklungsprozess-Antragstellung aus. Renz kritisierte zwar, dass Parallelstrukturen wieder aufgebaut würden und ein Mehrbedarf an Lehrkräften damit verbunden sei, doch an der Zielsetzung, Schopfheim im Bereich der Bauberufe zu positionieren, ändere dies nichts. „Wir erwarten aber, dass sich das Regierungspräsidium der Zusammenarbeit mit der Gewerbeakademie öffnet.“ Das RP nehme man zudem beim Wort, es bei Status quo hinsichtlich der Klassenverbünde zu belassen.

Die Diagnose, dass es an allen drei Standorten etwas zu tun gibt, sei schon lange gestellt, erklärte SPD-Sprecherin Gabriele Weber. „Jetzt haben wir den Medikamentencocktail gefunden, aber eine bittere Pille, die wir schlucken müssen, damit dieser wirkt.“

Natürlich gebe es Kompromisse sowie Vor- und Nachteile, erklärte Freie-Wähler-Sprecher Gunter Halter, der die Antragstellung aus Walshut bedauerte. Doch: „Das könnte Schopfheim schwächen, muss es aber nicht.“ Qualität werde sich durchsetzen. Hier setzt er besonders auf die Zusammenarbeit mit der Gewerbeakademie.

Leider habe man sich beim RP nicht durchsetzen können, sodass nun in Waldshut Doppelstrukturen aufgebaut würden, monierte auch Gabriele Kurfeß (Grüne). Franz Kiefer (FDP) gab aber zu bedenken: „Beim Konsens wissen wir wenigstens, was rauskommt. Eventuell werde Schopfheim durch die Beschulung von Flüchtlingen stärker profitieren als bisher gedacht.

Die beschlossenen Punkte bildeten erst die Phase 1 der Schulentwicklungsplanung. In der zweiten soll sich die Verwaltung laut den Grünen für eine PTA-Klasse im Landkreis einsetzen.

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