Kreis Lörrach „Maßgeschneidertes Programm“

Die Oberbadische
Christoph Steinborn (v.l.), Markus de Rossi, Markus Groß, Richard Fischer, Petra Glienke, Ingo Engel, Dubravka Kavur, Jan Knoblich, Alexander Kühnemund, Holger Weiß, Armin Müller und Christian Hamel freuen sich über die Zertifizierung zum Darmkrebszentrum. Foto: Fraune Foto: Die Oberbadische

Spezialistennetzwerk am Kreiskrankenhaus Lörrach als Darmkrebszentrum zertifiziert / „Keine Lücke“

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Hohe Routine, vernetzte Fachabteilungen und kurze Wege: Diese und weitere Vorteile sieht Dr. Christoph Steinborn, Oberarzt Gastroenterologie, für das Spezialistennetzwerk am Kreiskrankenhaus, das jetzt als Darmkrebszentrum zertifiziert wurde.

Die Vielzahl der Mediziner, die gestern das Gütesiegel der Deutschen Krebsgesellschaft im Kreiskrankenhaus Lörrach präsentiert haben, bewertete Armin Müller, Geschäftsführer der Kreiskliniken als Zeichen, was hinter dem sperrigen Begriff Darmkrebszentrum stehe. „Die Teamarbeit steht im Vordergrund.“ Dass diese bereits innerhalb von definierten Prozessen ablief und damit eine gute Grundlage für die Zertifizierung als Darmkrebszentrum bildete, unterstrich bei einem Pressegespräch Müller ebenso wie der neue Zentrumsleiter Steinborn. Mehr als ein Jahr habe man aber auf das Gütesiegel hingearbeitet, das als Qualitätssiegel und Orientierungshilfe für Betroffene dient.

Die Tumorkonferenz ist zentraler Punkt des Darmkrebszentrums. Donnerstags besprechen die Chirurgen und Onkologen der Kreisklinik, der Onkologie Dreiländereck und Spezialisten aus dem Unispital Basel aus den Bereichen Internistische Onkologie, Strahlentherapie und Histopathologie die Behandlung der Krebspatienten. Dem vorgeschaltet ist die Diagnostik, später folgt die Nachsorge, nach der wieder die Diagnose über den Erfolg der Krebsbekämpfung steht. „Ein Kreislauf im medizinischen Bereich“, setzt Steinborn auf individuellen Behandlungswege.

Doch auch die Menge an Krebsfällen spielt für die Zertifizierung eine Rolle. Die Mindesterfahrung der Darmoperateure muss sich auf 50 operierte Primärfälle, davon 30 Dickdarm- und 20 Enddarmkarzinome pro Jahr belaufen. Dies wird durch Dr. Christian Hamel, Chefarzt der Chirurgie, und Dr. Ingo Engel, Leitender Oberarzt Chirurgie, mit 100 operierten Primärfällen in 2014 (davon 70 Dickdarm- und 30 Enddarmkarzinomen) bei weitem erreicht.

In dem Netzwerk von Diagnostik, Behandlung und Nachsorge von Darmkrebs befindet sich auch die Onkologische Schwerpunktpraxis. Dr. Jan Knoblich ist im Neubau neben der Lörracher Kreisklinik als ambulanter Versorger aktiv. Da ein Teil der Patienten nie ins Krankenhaus eingewiesen werde, sei deren Einbindung ebenfalls wichtig. Und: „Die Patienten benötigen einen Ansprechpartner als Lotsen.“ Der Mediziner lobt zugleich am Zentrum die interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Hamel schätzt an der Zertifizierung das „maßgeschneiderte Programm für Patienten nach den internationalen Leitlinien“. Medizinisch habe man aber nichts verändern müssen, da diese Vorgaben bereits zuvor eingehalten worden seien. Die Zertifizierung stellt laut Klinikleitung den Höhepunkt einer jahrelangen, intensiven Zusammenarbeit zahlreicher Kooperationspartner dar, deren Grundstein bereits vor 13 Jahren gelegt worden sei. Seinerzeit hatte das Landes-Sozialministerium die Einrichtung des Onkologischen Schwerpunktes (OSP) Lörrach-Rheinfelden für den Landkreis Lörrach empfohlen. Die vom OSP gelebten Strukturen mit der Psychoonkologie, der Klinischen Sozialarbeit, der Onkologischen Pflegefachkraft oder auch der Brückenpflege im palliativen Bereich, Hand in Hand mit der klinischen Medizin, seien Voraussetzungen für ein Gelingen der Zertifizierung des Darmkrebszentrums gewesen, hieß es gestern.

Seit der Neubau einer Strahlentherapie neben der Klinik im Jahr 2014 steht, erfolgen zudem die meisten Bestrahlungen im dortigen Medizinischen Versorgungszentrum.

„Wir haben keine Lücke in der Struktur und können alles anbieten“, freute sich Darmkrebszentrumsleiter Steinborn, der glaubt, dass eine Nachzertifizierung in drei Jahren kein Problem darstellt.

Zertifizierte Hauptkooperationspartner des Darmkrebszentrums sind die Viszeralchirurgie im Kreiskrankenhaus Lörrach, die Gastroenterologie in der Klinik, die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsspitals Basel und das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Lörrach als Partner in diesem Bereich, die Onkologie Dreiländereck im Bereich Hämatologie/Onkologie, die Pathologie am Universitätsspital Basel und die Radiologie im Kreiskrankenhaus Lörrach.

Weitere Kooperationspartner sind die Gastroenterologie Lörrach (Dr. Tilman Gerber) und die Endoskopie Lörrach (Prof. Dr. Hans Christian Spangenberg). Auch die Selbsthilfegruppe Ilco ist mit im Boot.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading