Kreis Lörrach Nabu Lörrach fordert Schutzkonzept

Die Oberbadische

Holzhieb bei Häg-Ehrsberg beschädigt Horstbäume / „Belange der Umweltvorsorge berücksichtigt“

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Bei Holzfällarbeiten im Gemeindewald Häg-Ehrsberg ist nach Aussage des Naturschutzbundes Lörrach ein Brutstandort des Rotmilans zerstört worden. Die Forstarbeiten fanden bereits Anfang vergangenen Monats statt, jetzt fordert der Nabu ein Schutzkonzept für den Greifvogel im Landkreis Lörrach, damit solche Schäden zukünftig vermieden werden.

Ein Brutpaar samt Nachwuchs wurde in seinem Horst erheblich gestört, und die Brutstandorte sind in Zukunft für den Rotmilan nicht mehr nutzbar, heißt es in einer gestern veröffentlichten Mitteilung des Naturschutzbundes Lörrach (Nabu). Unverständlich findet dieser das Vorgehen der Forst-Fachleute. Die Fällarbeiten hätten begonnen, obwohl es einen Hinweis aus der Bevölkerung auf den Horst der Rotmilane gab, schildert Vorstandsmitglied und Biologe Dr. Andreas Lang das Geschehen. Trotz einer Intervention der Unteren Naturschutzbehörde im Landkreis sei der Holzhieb nicht sofort beendet worden.

Nach den Erkenntnissen des Nabu trug sich folgendes zu: Die Fällarbeiten begannen im Juni auf dem Gebiet „Wolfseck“ im Gemeindewald Häg-Ehrsberg, obwohl der Revierförster vorher einen Hinweis aus der Bevölkerung erhalten hatte, dass dort vermutlich ein Paar des Rotmilans brütet. Die Arbeiten erstreckten sich auf eine Fläche von rund 1,5 Hektar, die auch das FFH-Schutzgebiet „Gletscherkessel Präg und Weidfelder im Oberen Wiesental“ berührt. FFH-Schutzgebiete sind Flächen, die primär unter dem Kriterium des Arten- und Habitatschutzes stehen. Die Untere Naturschutzbehörde schritt nach drei Hinweisen auf den Horstbaum ein, heißt es in der Mitteilung. Der Revierförster stellte die Arbeiten daraufhin am 1. Juli ein. Am 6. Juli nahm er die Arbeiten indes wieder auf.

Die Chronologie der Ereignisse relativiert der Sachgebietsleiter im Landratsamt Lörrach, Marco Sellemerten: „Die Hiebsmaßnahme wurden eingestellt, was folgte waren lediglich Aufräumarbeiten.“ Darüber hinaus sei die Kommunikation zwischen den Beteiligten vielleicht nicht optimal verlaufen, räumt er im Gespräch mit unserer Zeitung ein. Auch sei wegen des dichten Waldes vorab nicht erkennbar gewesen, dass sich ein Horst auf dem Areal befand. Zudem weist Sellemerten darauf hin, dass die Maßnahme entsprechend den Grundsätzen der ordnungsgemäßen Waldbewirtschaftung durchgeführt wurde. Dringender Handlungsbedarf bestand zudem wegen eines Borkenkäferbefalls. „Die Belange der Umweltvorsorge sind jedenfalls berücksichtigt worden.“ Es werde aber auch für vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen in Form eines Alt- und Totholzkonzepts gesorgt. „Dadurch können Tiere auf andere Bereiche zurückgreifen.“

„Leider profitiert der Rotmilan von diesem Konzept nicht“, erklärt Lang. „Bei der Fällaktion wurde ein Baum zerstört, auf dem der Rotmilan im vergangenen Jahr brütete.“ Die zuständige Behörde hätte mit einem Anruf beim Amt für Umwelt erfahren können, ob sich dort ein Horst befindet, denn in der Vergangenheit sei das Gebiet kartografiert worden, betont der Biologe. Zudem habe man in der Brutzeit gefällt. Nun fordert der Nabu Kreisverband Lörrach, gemeinsam mit dem Revierförster und den Fachbehörden ein Schutzkonzept für den Rotmilan für den Landkreis Lörrach zu entwickeln. Ein Ortstermin soll nach den Sommerferien stattfinden.

Der Rotmilan ist eine mäusebussardgroße Greifvogelart aus der Familie der Habichtartigen. Im Gegensatz zum nahe verwandten, geringfügig kleineren Schwarzmilan ist die Verbreitung des Rotmilans im Wesentlichen auf Europa beschränkt. Er brütet vor allem in offenen, mit kleinen Wäldern oder Gehölzen durchsetzten Landschaften. Mehr als 50 Prozent des Gesamtbestandes dieser Art, die sich vor allem von kleineren Säugetieren und Vögeln ernährt, brütet in Deutschland.

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