Kreis Lörrach Politisch profiliert und geschätzt

Die Oberbadische
Heinz Eyrich ist tot. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Ex-Justizminister Heinz Eyrich im Alter von 86 Jahren verstorben / Zwölf Jahre Sängerbund-Präsident

Von Guido Neidinger

Freiburg/Lörrach. Er gehörte einst zur ersten Riege der CDU – in Baden-Württemberg unter anderem als Justizminister und als Bundestagsabgeordneter in Bonn: Dr. Heinz Eyrich. Am vergangenen Freitag schloss er im Alter von 86 Jahren für immer die Augen.

Heinz Eyrich war in seiner aktiven politischen Zeit ein jovialer, volksnaher und kompetenter Politiker mit viel Profil. In den vergangenen Jahren war es still um ihn geworden. In Freiburg lebend, blieb er auch im politischen Ruhestand allerdings stets aufmerksamer und kritischer Zeitzeuge. Auch im hohen Alter hielt er den Kontakt zu seinen Freunden und einstigen Weggefährten im Kreis Lörrach – nicht nur beim Stammtisch in der Binzener Mühle.

Eyrich wurde am 1. Februar 1929 in Tuttlingen geboren. Nach Abitur, Jurastudium und Promotion war er zunächst als Staatsanwalt und Amtsrichter tätig. Seine politische Karriere begann als CDU-Stadtrat in Freiburg. Dem dortigen Gemeinderat gehörte Eyrich von 1962 bis 1970 an. Er war lange Jahre Landes- und stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Union und gehörte dem CDU-Landesverband Baden-Württemberg an. Im Bundestag war Eyrich neun Jahre rechtspolitischer Sprecher der CDU-/CSU-Fraktion und später zwölf Jahre lang Mitglied des Stuttgarter Landtags.

Im Jahr 1978 berief der damalige Ministerpräsident Lothar Späth Heinz Eyrich als Justizminister in sein Kabinett. 1980 kandidierte Eyrich für den Landtag und wurde als Spitzenkandidat des Wahlkreises Lörrach-Müllheim gewählt. Im Landkreis Lörrach, der engeren politischen Heimat Eyrichs, war der profilierte CDU-Politiker sehr beliebt und hochgeschätzt.

Im Kampf gegen die RAF

Das Amt des Justizministers bekleidete Eyrich bis 1987. Als der Terror der RAF seinem Höhepunkt zustrebte, war Eyrich als Justizminister auch oberster Chef von Stammheim, wo die RAF-Terroristen einsaßen.

Als Superminister übernahm Eyrich zusätzlich das Innenressort und war schließlich von 1987 bis 1991 unter Regierungschef Erwin Teufel Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten.

Nachdem Eyrichs politische Laufbahn bei der Landtagswahl 1992 abrupt gestoppt wurde, als er sein Direktmandat an Peter Reinelt (SPD) verlor, fiel er nicht – wie viele andere – in ein tiefes Loch. Vielmehr wendete er sich einer neuen, ebenfalls reizvollen Aufgabe zu. Als nicht aktiver Sänger wurde er für zwölf Jahre Präsident des Deutschen Sängerbundes. In dieses Amt wurde er erstmals 1993 gewählt und damit Chef von 22 000 Chören mit 1,8 Millionen Mitgliedern in Deutschland.

Hartnäckig wie in der Politik, verfolgte er auch in seinem Ehrenamt das erklärte Ziel, den Sängerbund mehr ins gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken. „Hier wird Kultur produziert und nicht nur konsumiert“, sagte er damals.

Heinz Eyrich war ein Mann offener Worte und deshalb von politischen Freunden wie Gegnern anerkannt. Rainer Offergeld (SPD), Bundesminister und später Oberbürgermeister der Stadt Lörrach, bezeichnete Eyrich als einen „Mann von großer Kompetenz“, dessen Blick nicht durch die Parteibrille getrübt werden könne.

Triebfeder des politischen Handelns von Eyrich war die Nähe und die Liebe zu seinen Mitmenschen und das Bemühen, die Freiheitsrechte der Menschen im Rechtsstaat zu stärken. Für seine Verdienste wurde er 1992 mit der Ehrenmedaille in Gold des Landkreises Lörrach ausgezeichnet.

Sein großes Engagement verlangte ihm manch persönliches Opfer ab. Eine große Stütze war Heinz Eyrich seine Ehefrau Elfriede, die ihm in all den hektischen und aufreibenden Jahren in der Politik stets den Rücken frei hielt. u  Die Trauerfeier findet am Freitag, 4. September, 15 Uhr, in der Einsegnungshalle auf dem Hauptfriedhof Freiburg statt.

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