Kreis Lörrach Prekäre Situation spitzt sich zu

Die Oberbadische
Katja Vargas (Mitte) führte durch die Drei-Zimmer-Wohnung, in der die Puzzlegruppe in Hüsingen untergebracht ist. Rechts daneben Kirsten Trefzger (Kinderschutzbund) und Christoph Hoffmann (FDP). Foto: Martina Proprenter Foto: Die Oberbadische

Tag der offenen Tür: Arbeit in der Kindertagespflege wird nicht gefördert / Nachfrage ist jedoch groß

Von Martina Proprenter

Für arbeitende Eltern ist Kinderbetreuung unverzichtbar, doch steht die Kindertagespflege aktuell vor großen Herausforderungen. Um auf diese aufmerksam zu machen, öffneten Einrichtungen im ganzen Land am Samstag erstmals ihre Türen für Interessierte, so auch die Puzzlegruppe in Hüsingen.

Kreis Lörrach. Die Betreuung durch Tagesmütter und -väter soll dank familiärer Strukturen besonders Kleinkindern zugutekommen. In der Puzzlegruppe – eine sogenannte Großtagespflegestelle – kümmern sich zwei Tagesmütter gemeinsam um maximal neun Kinder. Seit sieben Jahren betreuen Katharina Felk und Katja Vargas bereits Kleinkinder, trotz zahlreicher bürokratischer Hürden, die es am Anfang zu überwinden galt. Als Vertretung unterstützt zudem Stefanie Alber.

„Gesetzliche Vorgaben gab es damals noch nicht“, erzählte Vargas von den Anfängen. Das gesamte Inventar, vom Bettchen bis zum Spielraum mussten aus eigener Tasche vorfinanziert werden. Besonders demotivierend seien Zweifel an der Kompetenz der Tagesmütter gewesen: „Wir suchen qualifizierte Kräfte, nicht so etwas“, habe Vargas damals nicht nur einmal gehört.

Eines der Ziele der Bundestagswahlkampagne des Landesverbandes Kindertagespflege ist daher auch die Anerkennung der Tagespflegepersonen als eigenständiges Berufsbild. Um als solche arbeiten zu können, muss eine Ausbildung mit 160 Unterrichtseinheiten nachgewiesen werden. „Es gibt Überlegungen, diese auf 300 Einheiten auszuweiten“, erklärte Kirsten Trefzger, Fachdienst Kindertagespflege des Kinderschutzbundes der Ortsgruppe Schopfheim. Jährliche Fortbildungen sind bereits Pflicht.

Trefzger verwies auf die prekäre finanzielle Situation vieler Tagespflegepersonen. So sei der Verdienst von 5,50 Euro pro Stunde und Kind seit 2012 nicht erhöht worden, auch gebe es keine bundesweit einheitliche Regelung dazu. Bei den anwesenden Lokalpolitikern stieß das Thema auf großes Interesse. Manche Gemeinden wie Schopfheim, Zell oder das Kleine Wiesental würden bereits zusätzliche finanzielle Förderungen gewähren.

Ende 2018 könnte sich die finanzielle Situation weiter verschärfen. „Mit den Kassen gibt es eine Sonderregelung zur Krankenversicherung, die Ende 2018 ausläuft“, erläuterte Trefzger. Wird diese kostengünstigere Sonderregelung nicht verlängert, müssten viele Tagespflegepersonen aus Unwirtschaftlichkeit ihre Tätigkeit aufgeben.

Die Anfrage nach Betreuung ist allerdings sehr groß, schildert auch Felk. Im Landkreis Lörrach, genauer zwischen Todtnau und Steinen, gibt es derzeit 59 Betreuende für 191 Kinder, davon die Hälfte unter drei Jahren. Bundesweit betreuen etwa 7 000 Tagesmütter 20 000 Kinder.

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