Kreis Lörrach Räte wollen Kombilösung Entenbad

Die Oberbadische

Sondersitzung: Entscheidung über den Klinikstandort ist gefallen / Lörrach macht das Rennen

Von Michael Werndorff

Bei den Planungen für das neue Zentralklinikum sind die Verantwortlichen einen wichtigen Schritt weiter: Nach hitziger Debatte in den vergangenen Wochen und öffentlicher Abstimmung hat der Kreistag gestern in einer öffentlichen Sondersitzung die Verwaltung im Landratsamt beauftragt, mit der Stadt Lörrach vertiefende Gespräche für den Klinikstandort „Lörrach-Entenbad“ aufzunehmen. Insgesamt 42 Stimmen entfielen auf Lörrach. Damit sind Schopfheim und Rheinfelden aus dem Rennen.

Kreis Lörrach. Was sich schon seit geraumer Zeit abzeichnete, ist nun beschlossene Sache. Ab dem Jahr 2025 soll das neue Zentralklinikum auf dem Grundstück unter dem Titel „Kombilösung Entenbad“ seinen Dienst aufnehmen. Der Bau bündelt die drei Kreisklinikstandorte mit heute rund 570 Betten, davon 50 für die psychiatrische Versorgung, sowie das Lörracher St. Elisabethenkrankenhaus mit 239 Betten, wo zudem 40 für die Kinder- und Jugendpsychiatrie vorgehalten werden. Darüber hinaus wird gemeinsam mit dem Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen die stationäre Versorgung für Erwachsene auf 100 Betten ausgebaut. Unterm Strich ist ein Klinikneubau mit 750 vollstationären Betten und weiteren 40 im Tagesklinikbetrieb vorgesehen.

Standortsuche

Bei der Suche nach einem geeignete Grundstück in Schopfheim, Rheinfelden oder Lörrach haben sich das Lörracher Landratsamt und die Kreiskliniken GmbH größtmögliche Transparenz auf die Fahnen geschrieben. Als Orientierungshilfe für die Kreisräte haben die Verantwortlichen unter Betreuung der auf Krankenhäuser spezialisierten Beratungsfirma Andree Consult eine Matrix erstellt.

Die darin enthaltenen Hauptkriterien flossen prozentual gewichtet in die Bewertung der Grundstücke ein, wie Beraterin Sabine Bommel erklärte: Grundstücksgröße und -zuschnitt (7,5Prozent), bauplanungsrechtliche Eckdaten (20 Prozent), Grundstücksbeschaffenheit (17,5 Prozent), Lage, Regionalität, Wohnortnähe, Anbindung an städtisches Umfeld (27,5 Prozent), öffentliche Erschließung (15 Prozent) und Beschaffungskosten (12,5 Prozent).

Lörrach auf Spitzenplatz

Auch nach der jüngsten Aktualisierung der Bewertung liegt das Lörracher Grundstück mit 86,2 Prozent vor dem Areal „Gündenhausen“ in Schopfheim (78,9) und dem „Gewerbegebiet Herten“ in Rheinfelden (75,5).

Die gestern vorgestellte aktualisierte Matrix bietet auch in Sachen Grundstückspreise und mögliche weitere Kosten mehr Aufschluss: Mit 9,1 Millionen Euro bei einer Größe von sieben Hektar ist das Lörracher Grundstück am teuersten (9,1 Millionen Euro). Hinzu kämen zwei bis drei Millionen Euro für die Zusatzmaßnahme „Erdbebenzone“ und eine weitere Million für eine wasserabweisende Wanne, wie aus der Aufstellung des Planungsbüros hervorgeht.

Hohe Erschließungskosten

Bewegung in finanzieller Hinsicht ist auch beim Schopfheimer Standort „Gündenhausen“ zu verzeichnen. Wurden die Erschließungskosten anfangs mit 30 Euro pro Quadratmeter beziffert, sind es nun 60 Euro, sodass laut Andree Cosult mit rund 4,2 Millionen gerechnet werden müsse. Noch nicht eingepreist sind die Verlegung von Starkstromleitungen sowie der Hochwasserschutz. Insgesamt ergibt sich eine Differenz zwischen Schopfheim und Lörrach von rund fünf Millionen Euro, zwischen Rheinfelden und Lörrach etwa drei. Das Grundstück in Rheinfelden erzielte Punkte bei der öffentlichen Erschließung, allerdings blieb es vor allem bei der Erreichbarkeit für Einwohner und Mitarbeiter und auch bei der Grundstücksbeschaffenheit zurück.

Im Vorfeld der gestrigen Tendenzentscheidung hat die Matrix immer wieder Anlass für Diskussionen gegeben, insbesondere die Verlegung der L 138 nach Norden, der notwendige Bau einer S-Bahnhaltestelle „Lörrach Zentralklinikum“ sowie die Taktanpassung sowie ein Busshuttle als Übergangslösung waren Dauerthema. In Schopfheim sorgten die Lage des Grundstücks im Wasserschutzgebiet und eine Grünzäsur für erhitzte Gemüter.

Ein weiterer Kritikpunkt drehte sich auch immer wieder um die Lage und Erreichbarkeit des Klinikums für die Kreisbevölkerung. Insbesondere Vertreter aus dem oberen Wiesental sahen Nachteile für Notfallpatienten in diesem Teil des Landkreises.

Im Vorfeld der Kreistagssitzung wurde eine Petition an Landrätin Marion Dammann überreicht. In dieser sprachen sich rund 3900 Bürger für den Schopfheimer Standort aus.

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