Von Seiten der Schulleitung muss man sehen, dass man wieder stärker zu einer Qualitätskultur kommt. Die Vorbereitung der Kollegen auf die neuen Herausforderungen ist ebenso eine Aufgabe. Antworten auf die Fragen „Welche Entwicklung zeichnet sich ab, und wie muss ich Schule und Unterricht darauf ausrichten?“ zu finden, sind hier wichtig.
Für Sie persönlich gab es zwei Phasen: Die Zeit vor der Leitung der Schule und vor dem Jahr 2010 die Zeit als stellvertretender Schulleiter. Worin unterscheiden sich diese?
Als Stellvertreter habe ich schon an der Entwicklung mitgewirkt und diese kommen sehen. Die Änderung bestand dann darin, die Veränderungen nun tatsächlich umzusetzen. Als Leiter nimmt man zudem mehr Außentätigkeiten wahr, während der Stellvertreter eher nach innen wirkt.
Welche Auswirkungen hatte der Regierungswechsel in Stuttgart auf die beruflichen Schulen? Sehen Sie den Berufsschulzweig in der Schulentwicklungsplanung durch das Regierungspräsidium Freiburg angemessen beachtet?
Am Anfang hat man sich bei der Schulentwicklung und der Bildungsreform auf die allgemeinbildenden Schulen fokussiert. Die Drehscheibe berufliche Schulen war zuerst zwar nicht im Blick, das hat sich aber geändert. Wir haben Politiker in unsere Schulen eingeladen, um das berufliche Schulsystem verständlicher zu machen. Auch haben sich die Kammern und Berufsbildungsausschüsse verstärkt bemüht, die duale Ausbildung ins Blickfeld zu rücken.
Bei acht Bildungsgängen unter einem Dach ist das eine echte Herausforderung. Wie kann man es einfach vermitteln? Und: Wie erreichen Sie als Top-Lobbyist der Schule, dass der Wandel zum Positiven stattfindet?
Wir als Drehscheibe haben vier Schwerpunkte: Einmal fühlen wir uns für die berufliche Vorbereitung verantwortlich. Unser Kerngeschäft ist die duale Ausbildung. Wir fühlen uns aber auch für allgemeinbildende Abschlüsse, wie das Abitur, zuständig. Im Tertiärbereich kommt die berufliche Weiterbildung noch hinzu. Wenn also Facharbeiter aus Betrieben sich weiterqualifizieren wollen, dann ist das bei uns möglich. Das sind die vier Bereiche. Mehr an Informationen benötigt man zur Übersicht eigentlich gar nicht.
Wenn man dies als Gebäude mit vier Säulen betrachtet: Der Putz bröckelt ein wenig in der Form, dass die Lehrer fehlen. Viele gehen in den Ruhestand, und schon jetzt bestehen Schwierigkeiten bei der Vollversorgung mit Unterricht. Welche Lösung kann hier gefunden werden?
Die Arbeit besteht darin, neue pädagogische Konzepte zu entwickeln und andere Unterrichtsformen zu finden. Das ist eine Möglichkeit. Zweitens muss die Drehscheibenfunktion zwischen den allgemeinbilden Schulen und der Wirtschaft , welche die beruflichen Schulen nun einmal inne haben, auch eine Bedeutung für die Gesamtgesellschaft haben. Von Seiten des Ministeriums müssen die Investitionen getätigt werden. Und das Dritte ist, dass man sich auch von Seiten der Wirtschaft und der Schulen überlegen muss und kann, wo Konzentrationen und Synergien möglich sind und wo man etwas einfacher strukturieren kann.
Da sehen Sie die Schweiz als Vorbild an. Was machen die Eidgenossen besser?
Dort gibt es ähnliche Trends, wie die demografische Entwicklung. Ausbildungspläne werden durchforstet und wie zum Beispiel bei Bäckern und Konditoren aufeinander abgestimmt. Ein großer Teil könnte dann gemeinsam beschult und bestimmte Ausprägungen in Form von Modulen extra angeboten werden. Dies würde zu einer Effizienzsteigerung führen.
Hier im Landkreis besteht seit mindestens zwei Jahren die Überlegung, dass man auf Kompetenzzentren setzt. Der Kreistag hat am Mittwoch nun eine Reihe von Prüfaufträgen für die Schulentwicklungsplanung erteilt. Wie bewerten Sie den aktuellen Stand für die Gewerbeschule Lörrach?
Für die Schule stellen sich neue Herausforderungen in Integrationsprozessen und in der Schulkultur. Es wird ein effizienterer Personaleinsatz aus Schulleitungssicht und für die Wirtschaft eine bessere Unterrichtsversorgung geben. Die erheblichen Kosteneinsparungen für gleiche Ausstattungen können für eine bessere Infrastruktur und moderne, zeitgerechte Gestaltung des Gebäudes eingesetzt werden. Die Standortprobleme – kann eine Klasse in der Region gehalten werden oder nicht – werden erheblich reduziert und dies lässt dann in der weiteren Entwicklung mehr Gestaltungsspielraum. Ich denke, hier hat die Politik einen guten Weg zu einem regionalen Schulentwicklungsprozess mit Prüfungsaufträgen eingeschlagen. Die Erarbeitung der Szenarien unter der Berücksichtigung von Tradition und Perspektive wurde hoch professionell durchgeführt. Wenn die Umsetzung und Prozessbegleitung für einen längeren Zeitraum ebenso gegeben ist, sehe ich der Zukunft der Schule, aber auch der Schulen in der Trägerschaft des Landkreises insgesamt, positiv entgegen. Sie sind für die Zukunft gerüstet und es liegen allen Perspektiven vor.
Was geben Sie ihrer Nachfolgerin zum Start mit auf den Weg?
Ich denke, die begonnene Qualitätskultur ist zu verstärken, diese Individualisierung des Unterrichts in der Bildung noch stärker ins Auge zu fassen, insbesondere der Übergangssysteme. Bei all den Herausforderungen auch im Prozess der Kompetenzzentrumsentwicklung wünsche ich Frau Froescheis eine gute Portion Gelassenheit und Pragmatismus.