Insgesamt fiel das Fazit der Experten über die Pflegereform recht positiv aus. „Der Übergang von Pflegestufen auf -grade ist gelungen“, sagte Späth. Allerdings konnte Ball auch von Fällen berichten, bei denen die Bescheide zur Umwandlung der bisherigen Pflegestufen zu früh raus gegeben und im Nachgang noch einmal geändert wurden.
Die Krankenversicherung hatte durch die Einführung des PSG II einen Anstieg an Anträgen auf Pflegeleistungen um 20 Prozent prognostiziert. „Ob wir damit richtig lagen, werden die Auswertungen ergeben. Was wir aber jetzt schon sagen können: Seit Anfang dieses Jahres hatten wir einen deutlichen Anstieg an Anträgen“, sagte Mihailowitsch. Antragsteller, die vor dem PSG II keine Pflegestufe bekommen haben, versuchen es aufgrund der neuen Kriterien zur Einstufung erneut.
Menschen in Pflegegrade einzustufen ist Aufgabe der Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK), die seit Anfang dieses Jahres mit der Abarbeitung von Anträgen auf Zuerkennung eines Pflegegrades nicht nachkommt, wie Dr. Siegfried Henninger vom MDK berichtete. Tagtäglich werden die Gutachter des MDK bei ihrer Arbeit mit unterschiedlichsten Situationen konfrontiert, wenn sie die Pflegebedürftigen in ihrem häuslichen Umfeld aufsuchen. „Wir erleben einen Querschnitt der Gesellschaft“, so Henninger. Der demografische Wandel und auch der Trend zu immer mehr Einfamilienhaushalten, insbesondere im städtischen Umfeld, mache sich deutlich bemerkbar, sieht er eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung in Sachen Pflege.