Von Jürgen Scharf Rheinfelden/Schopfheim. Singe, wem Gesang gegeben: Sänger mit guter Chorerfahrung bilden den Grundstock des neu gegründeten „Kammerchors Markgräflerland“. Die ersten Auftritte in der Region wird der 30-köpfige Auswahlchor in Weil am Rhein und Schopfheim haben. Nachdem es das Markgräfler Vokalensemble (Rheinfelden) und die Camerata Vocale (Schopfheim), zwei ökumenisch geprägte Kammerchöre des Evangelischen Kirchenbezirks Markgräflerland, schon längere Zeit nicht mehr gibt, haben die beiden hauptberuflichen Kantoren Christoph Bogon und Rainer Marbach auf vielfachen Wunsch diesen Projektchor für fortgeschrittene Sänger ins Leben gerufen. Einig war man sich in Chorkreisen, dass ein „Coro piccolo“, eine kleine Chorformation, wieder nötig wäre. Dabei verstehe sich der neue Kammerchor, so Bogon, bewusst nicht als Konkurrenz zu anderen Kammerchören wie etwa dem vom Lörracher Bezirkskantor Herbert Deininger geleiteten Viva Voce, den es weiterhin geben wird. Bogon und Marbach teilen sich gemeinsam die Leitung und die Probenarbeit. Trotz verschiedener Temperamente – der Schopfheimer Bezirkskantor Bogon gilt als der Lyriker, Marbach eher als der Dramatiker –, betonten beide bei der Vorstellung des Projekts am Mittwoch, dass es in ihrer gemeinsamen Leitung einen Grundkonsens gebe. Als Favoritchor gegründet, hat sich das Ensemble zur Aufgabe gemacht, anspruchsvolle A-cappella-Werke zu erarbeiten. „Potenzial in beiden Kantoreien ist da“, so Bogon. Voraussetzung sei eine gewisse Erfahrung im Umgang mit der Singstimme, Wendigkeit und Flexibilität. Denn bei einem Kammerchor komme es auf die Klangfarben an, ergänzt Marbach. Um musikalisch gebildete Amateure zu finden, gab es erstmals ein Casting. In der Jury waren neben den beiden Kantoren auch die Mezzosopranistin und Stimmbildnerin Daniela Bianca Gierok, die als stimmbildnerische Beraterin im Leitungsteam ist und beim ersten Konzert als Solistin mitwirkt. Die Altersspanne liegt zwischen 30 und 50 Jahren, es sind auch einige junge Sänger dabei, was die Chorleiter als erfreulich werten. Über genügend Männerstimmen – drei Bässe, vier Baritone, fünf Tenöre – verfügt der Chor. Was nicht selbstverständlich ist, denn die beiden Vorgängerchöre waren wegen Männerstimmen-Mangels nicht weiter überlebensfähig. Da die meisten Chorsänger mit anderer Chorarbeit ausgelastet sind, kommen sie vorbereitet zu den Probenwochenenden. Die Sänger hätten eine starke Affinität zur Vokalpolyphonie der Vor-Bach-Zeit, also etwa Heinrich Schütz. Und wie Bogon meint, sei diese Musik ein dankbares Aufgabenfeld für einen Kammerchor. Das Programm des ersten Konzerts vereint Renaissancemusik und Frühbarock. Barbara Leitherer begleitet den Chor als Continuo-Spielerin auf der Viola da Gamba. Als Kontrastprogramm dazu wird die Mezzosopranistin Daniela Bianca Gierok mit romantischen späten Liedern von Max Reger zu hören sein. Nach diesem Pilotprojekt plant der Kammerchor Markgräflerland jedes Jahr ein weiteres Konzert und wird damit die Chorlandschaft des Markgräflerlands sicher bereichern. n  Das erste Konzert findet am Sonntag, 10. Juli, 18.30 Uhr, in der Evangelischen Kirche Alt-Weil statt, die Wiederholung ist am 11. Juli, 20 Uhr, in der Alten Kirche St. Michael in Schopfheim.