Kreis Lörrach Statistik kann täuschen

Die Oberbadische
Die zahlreichen Wohnungseinbrüche im Winter 2015/16 hielten die Polizei im Landkreis Lörrach auf Trab. Foto: Archiv

Polizei: Kriminalitätsstatistik 2016 vorgestellt / Illegaler Grenzübertritt wird bereits als Straftat geführt

Die Flüchtlingsströme nach Deutschland haben erheblichen Einfluss auf die Polizeikriminalitätsstatistik: Im vergangenen Jahr wurde eine Zunahme von knapp 1300 Straftaten im Landkreis Lörrach verzeichnet – denn illegaler Grenzübertritt gilt bereits als Straftat. Lässt man diese jedoch außen vor, kann ein Rückgang an Straftaten von knapp acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet werden.

Von Sarah Trinler

Kreis Lörrach. Von einer „Statistikverfälschung“ sprach Bernhard Rotzinger, Polizeipräsident von Freiburg, gestern bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik. Daher habe man die Zahlen immer auch ohne das sogenannte Ausländerrecht (Grenzübertritt) ausgewertet, um ein repräsentatives Bild liefern zu können. Im Landkreis Lörrach wurden sodann 16 932 Fälle erfasst, was einem Rückgang von 3,7 Prozent entspricht. Die Aufklärungsquote von 69,2 Prozent (2015: 64,6) sei dabei besonders erfreulich, betonte Alfred Oschwald, stellvertretender Polizeipräsident.

Tatverdächtige

Bei den ermittelten Tatverdächtigen sprach Oschwald von einer Zunahme von 1,7 Prozent. Der Anteil der unter 21-Jährigen habe dabei in den vergangenen zehn Jahren stetig abgenommen und lag 2016 bei 22,4 Prozent. „Hier sind wir langfristig im Sinkflug“, sagte Oschwald, der dies auf die gute Präventionsarbeit der Polizei besonders an Schulen zurückführte.

Der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen – also alle, die keinen deutschen Pass besitzen – lag bei 42,9 Prozent (ohne Ausländerrecht). „Das ist eine Entwicklung, die uns aufmerksam werden lässt“, betonte Rotzinger. Mit 76 Prozent besaß der Großteil der ausländischen Straftäter den Status eines legalen Aufenthalts im Landkreis.

Bei Asylbewerbern, die als Tatverdächtige registriert wurden, gab es eine auffällige Zunahme im Bereich Rohheit, also Körperverletzung oder Bedrohung: Lag diese Zahl im Jahr 2012 noch bei 24 Taten, stieg sie im vergangenen Jahr auf 195 an. 116 dieser Taten sind in Asylbewerberunterkünften vorgefallen.

Straftaten

Insgesamt betrachtet wurden die häufigsten Straftaten im Kreis im Bereich Diebstahl (26,4 Prozent) und Straßenkriminalität (15,6 Prozent) ausgeübt. In beiden Bereichen konnte jedoch im Vergleich zum Vorjahr eine Abnahme bilanziert werden. Besonders bei den Raubdelikten fühlt sich die Polizei in ihrer Arbeit an Brennpunkten bestätigt. Hier wurden 66 Fälle registriert, vor gut zehn Jahren waren es noch 100. Gleiches gilt für Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (vier Fälle weniger als 2015), wobei besonders in diesem Bereich die Dunkelziffer erfahrungsgemäß hoch sei, gab Rotzinger zu bedenken. Einen Rückgang hat es auch im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte (-13,2 Prozent) gegeben. Die Gewaltkriminalität ist jedoch um 45 Fälle (11,4 Prozent) gestiegen.

Die Polizei im Landkreis Lörrach hatte es im vergangenen Jahr mit sechs Tötungsdelikten zu tun (2015: sieben). War im vergangenen Jahr nur ein Mordfall darunter, lag diese Zahl 2016 bei vier. Davon waren drei versuchter Mord und einer vollendet, erklärte Valentin Persicke, Erster Kriminalhauptkommissar.

Wohnungseinbrüche

Was die Polizeibeamten im vergangenen Jahr besonders beschäftigte, waren die zahlreichen Wohnungseinbrüche im Landkreis Lörrach. Insgesamt wurden 382 erfasst, was einer Zunahme von 11,7 Prozent zum Vorjahr entspricht. In 167 Fällen blieb es bei einem Versuch, 56 konnten aufgeklärt werden. Bei den vielen Einbrüchen, die im Herbst 2015 anfingen und bis Frühjahr 2016 gingen – dunkle Jahreszeit –, deutete alles auf Banden oder Gruppierungen hin. „Unser Ehrgeiz war geweckt, die Kurve zu brechen“, sagte Rotzinger. Die Schwerpunktmaßnahmen mit dem Ziel, mögliche Tätergruppen bereits vorab durch verstärkte Kontrollmaßnahmen zu verdrängen, hätten gewirkt: Wurden im November 2015 noch 103 Einbrüche verübt, waren es im November 2016 nur noch 40.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading