Kreis Lörrach Sucht im Alter wird zunehmen

Die Oberbadische
Beim Drogenkonsum gibt es eine Verlagerung weg vom Cannabis zu Aufputschendem wie Kokain. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Drogenberatung: Weniger Klienten als in den beiden Vorjahren / Trend geht weg von den Opiaten

Die Zahl derer, die bei der Drogen- und Jugendberatungsstelle des Arbeitskreises Rauschmittel Hilfe suchen, ist im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen. Der Bedarf aber ist ungebrochen hoch, wie gestern bei der Vorstellung des Jahresberichts deutlich wurde.

Von Adrian Steineck

Kreis Lörrach. Bei der Beratungsstelle zeichnet sich ein Wandel bei der Art der konsumierten Drogen ab, wie deren Leiter Frank Meißner sagte. So ist erstmals die Zahl der Cannabiskonsumenten mit 215 höher als die der Opiatabhängigen (209). Das bedeute aber nicht, dass im Landkreis mehr Menschen zum Joint greifen würden als bisher, sondern es sei vielmehr ein Indiz dafür, dass die Zahl der Opiatabhängigen zurückgegangen ist.

Damit setzt sich ein Trend fort, den die Mitarbeiter der Beratungsstelle seit einigen Jahren beobachten. „Es geht weg von den beruhigenden Mitteln hin zu solchen, die den Antrieb steigern“, sagte Sozialarbeiter und Suchttherapeut Robert Bischoff.

Im vergangenen Jahr haben 922 Hilfsbedürftige das Angebot der Drogen- und Jugendberatungsstelle in Anspruch genommen, wie Meißner berichtete. Das bedeutet nach dem Jahr 2014, als der Teilhabeplan 3 die Zuständigkeiten neu regelte und die Fachstelle damit für alle illegalen Drogen im Landkreis zuständig war, einen Rückgang der Belastung auf ein Maß, das zu bewältigen ist. Damals hatten 1107 Klienten die Beratungsstelle aufgesucht, was die Mitarbeiter an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht habe; im Jahr 2015 waren es 1012 Hilfesuchende gewesen. „Mehr als 1000 schaffen wir nicht“, sagte Bischoff.

Ein großes Thema wird in den kommenden Jahren die Sucht im Alter sein, sind Meißner und Bischoff überzeugt. Denn die Lebenserwartung ist gestiegen.

Pflegeheime sind bisher kaum vorbereitet

„Früher war ein Heroinkonsument schon mit 35 Jahren alt, heute werden die Abhängigen 60 und älter“, fasst Bischoff die Entwicklung zusammen. Grundsätzliche Fragen, die sich so auch bei Senioren ohne Drogenabhängigkeit stellen würden, seien etwa die nach dem Verbleib in den eigenen vier Wänden.

Vor allem die Pflegeheime seien bisher noch kaum auf den Umgang mit drogenabhängigen Menschen vorbereitet, meinte Bischoff. Hier gelte es, gemeinsam mit dem Landkreis zu prüfen, wo ältere Süchtige in bestehenden Einrichtungen untergebracht werden, denn: „Schwerpunktpraxen begünstigen eine Szenebildung, da die Konsumenten dort unter sich sind“, weiß Bischoff. Mit dem Markus-Pflüger-Heim in Schopfheim gebe es in dieser Hinsicht bereits Kontakte.

Weitere Informationen: Die Drogen- und Jugendberatungsstelle Lörrach, Spitalstraße 68, bietet montags von 14 bis 16 Uhr und donnerstags von 9 bis 12 Uhr offene Sprechstunden an. Weitere Infos: www.drogenberatung-loerrach.de

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading