Kreis Lörrach Touristisches Profil wird geschärft

Die Oberbadische
Wandern zählt in Deutschland zu den großen Freizeittrends. Foto: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Umweltausschuss: Landratsamt will Tourismus auf die Sprünge helfen / DHBW präsentiert Projektstand

Von Michael Werndorff

In Sachen Tourismusförderung besteht im Landkreis Lörrach Handlungsbedarf, wie dem von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg erstellten Touristischen Masterplan zu entnehmen ist. Im Umweltausschuss hat Winfried Heinzler, Studiengangsleiter BWL-Tourismus und Co-Autor des Masterplans, jetzt über die Umsetzung zweier touristischer Projekte berichtet.

Kreis Lörrach. Für den gesamten Landkreis empfiehlt sich ein Strategie-Mix aus Marktdurchdringung und Produktentwicklung in Verbindung mit einer Präferenzstrategie, heißt es im Masterplan. Besonders erfolgsversprechend sind qualitativ hochwertige Angebote. Wenn diese mit einer grenzüberschreitenden Komponente versehen werden können, bieten sich Möglichkeiten, in Teilbereichen einzigartige Wettbewerbsvorteile aufzubauen. Konkret werden von DHBW und Landratsamt zwei Projekte verfolgt: die Schaffung von Baumhaushotels und eines Premiumwanderwegs.

„Wandern ist der Freizeittrend des Jahrtausends, fast jeder Deutsche wandert gerne“, sagte Heinzler bei der Vorstellung des Projektstands und verwies auf rund 100 000 Kilometer Wanderwege in Deutschland. Das Problem: Viele Wege seien zwar ausgeschildert, aber nicht immer wüssten die Wanderer, was sie auf den Routen erwarte. Ein Premiumwanderwegs sei indes zertifiziert, wobei verschiedene Kriterien wie landschaftliche Lage sowie Ausstattung mit Grillplätzen und Ruhebänken berücksichtigt seien. Die beteiligten Studenten der DHBW waren auf Standortsuche und haben bei Gersbach einen möglichen Premiumwanderweg lokalisiert, wie Heinzler berichtete.

Dort fanden bereits Gespräche mit Ortsvorsteher, Ortschaftsrat und Tourismusverein statt, nun würden die Fördermöglichkeiten geprüft, hieß es weiter. Das Ziel sei die Zertifizierung durch ein Wanderinstitut.

Naturnahes Übernachten – hier in Form eines Baumhaushotels – sei ebenfalls ein großer Trend mit steigenden Übernachtungszahlen insbesondere in Baden-Württemberg. „Die Nachfrage nach Natur- und Erlebnishotellerie ist steigend“, erklärte der Referent. Mögliche Standorte befinden sich beim Hotel Hirschen in Sallneck, wo die Grundstücke bereits hausintern geprüft wurden.

Interesse gezeigt haben zudem der Bio-Bauernhof Dreher in Sallneck und der Gärtnerhof Raitbach sowie das Unternehmen Original Landreisen. Hier sieht das weitere Vorgehen so aus, dass die baurechtlichen Rahmenbedingungen durch Landratsamt und Gemeinden geprüft sowie Interessenten und Kommunen beim weiteren Vorgehen begleitet werden, geht aus der Vorlage hervor.

Deutliche Kritik am Vorhaben kam von Christoph Hoffmann (FDP): „Wenn der Markt funktioniert, braucht es unsere Nachhilfe nicht.“ Solche Hotels würden sich von selbst etablieren. Dem schloss sich auch Erich Hildebrand (FW) an: „Damit sollten sich private Investoren beschäftigen.“ Erster Landesbeamter Ulrich Hoehler stellte klar, dass die Kooperation mit der DHBW auf verschiedenen Ebenen eine Rolle spiele, hier sei es die Umsetzung des Masterplans und die Ausbildungsbeziehung zwischen Hochschule und Landratsamt. Zudem handele es sich um Aufträge, die auf dem freien Markt zu gegebenen Konditionen nicht hätten vergeben werden können.

Die Tourismusentwicklung sei mit Sicherheit nicht ausschließlich marktgetrieben, stellte Hoehler zudem klar. Und weiter: „Die Schwarzwald Tourismus GmbH kann nicht alleine bewirken, dass der Tourismus in der Region auf einen zukunftsfähigen Stand kommt.“

Das wollte Hoffmann nicht unwidersprochen stehenlassen. Gute Hotels seien in der Regel ausgebucht, der Kreis könne es aber nicht schaffen, bei weniger guten Hotelbetrieben für eine bessere Auslastung zu sorgen. Er verwies zudem auf das Wirtshaussterben: „Wenn wir das nicht aufhalten, haben wir im Schwarzwald-Tourismus bald ein Riesenproblem.“

Überrascht über die große Debatte zeigte sich Klaus Eberhardt (SPD) und sagte: „Es ist schon richtig, konzeptionelle Überlegungen zu starten, aber wir müssen auch den Punkt finden, wo der Kreis stoppt. „Es kann nicht sein, dass wir noch tragfähige wirtschaftliche Konzepte entwickeln – das müssen die Betriebe schon selber machen. Dem sei auch so, stellte Landrätin Marion Dammann klar. Der Kreis biete lediglich ein konzeptionelles Angebot an.

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