Kreis Lörrach Trinkwasser fordert stärker heraus

Die Oberbadische
Der Schutz des Trinkwassers wird immer anspruchsvoller. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

28. Trinkwasserkolloqium von Badenova in Rheinfelden / Belastungen, Hochwasser und Preise als Themen

Kreis Lörrach. Auf kommunale Trinkwasser- und Abwasserbetriebe sowie auf ihre Partner kommen neue Herausforderungen zu. Über sie referierten und diskutierten Experten beim 28. Badenova-Trinkwasserkolloquium in Rheinfelden.

Sogenannte polyfluorierte chemikalische Verbindungen (kurz PFC) bieten ein wachsendes Verunreinigungspotenzial für Grund- und Trinkwasser. Die gleiche Problematik gilt für krebserregende Chromate. Professor Heinz Jürgen Brauch vom Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe berichtet in seinem Vortrag vor Bürgermeistern und Vertretern von Behörden und Institutionen der Wasserwirtschaft von signifikant gestiegenen Messwerten in den vergangenen vier Jahren. Die Wasserwirtschaft müsse sich darauf einstellen, diese Werte künftig regelmäßig zu überprüfen und geeignete Maßnahmen zur Aufbereitung belasteten Wassers zu ergreifen. Brauch stellte dazu eine Reihe von Möglichkeiten vor. Ein Hauptauslöser von PFC-Belastung seien die Löschschäume die bei der Brandbekämpfung oder bei Brandschutzübungen freigesetzt werden. Gerieten diese Schäume in Vorfluter oder in das Grundwasser, so habe dies unmittelbare Auswirkungen. Ein wachsames Auge muss laut Brauch in ländlichen Kommunen insbesondere auf die Ausbringung von Biokompost aus Papierschlämmen gelegt werden. Man hat nämlich festgestellt, dass in solchen Papierschlämmen auch PFC-Verbindungen stecken.

Ein weiteres Thema des 28. Badenova-Trinkwasserkolloquiums war der Hochwasserschutz. Diplom-Hydrologe Lennart Gosch vom Stuttgarter Umweltministerium verdeutlichte, dass das Hochwasserrisiko auch im Südwesten durch Flächenversiegelung, Siedlungsbau, Flussbegradigungen, Verlust von Retentionsflächen und nicht zuletzt auch durch Klimaveränderungen stark gestiegen sei. Landesweit werden deshalb gemarkungsgenau Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten erstellt, aus denen in Abstimmung mit den Kommunen konkrete Maßnahmen entstehen sollten. Von vielen Kommunen wird insbesondere das Bauverbot in Hochwasserrisikogebieten mit 100-jähriger Überschwemmungswahrscheinlichkeit als Beschneidung der Innenentwicklung angesehen.

Für die kommunalen Teilnehmer am badenova-Trinkwasserkolloquium war vor allem auch die Diskussion um die künftige Wasserpreiskalkulation von Interesse. Hier empfahl Nadine Graefner von der Münchner Thüga AG ein Umdenken: Weg von einem niedrigen Grund- und hohen Arbeitspreis, hin zu einem deutlich größeren Anteil des Grundpreises. „Dass man zu jeder Tages- und Nachtzeit rund um die Uhr hochwertiges Trinkwasser zu Hause aus dem Wasserhahn lassen kann, ist mehr wert, als dreißig oder vierzig Euro pro Jahr“, so Graefner. „Diese Infrastruktur müssen die Kommunen vorhalten und finanzieren, der Aufwand sollte sich im Wasserpreis deutlicher als bisher niederschlagen. Dafür könnten die Kubikmeterpreise für die Abnahmemengen entsprechend gesenkt werden.

Bei polyfluoriete Verbindungen handelt es sich um Substanzen, die von der Industrie zum Beispiel in wasser- und fettabweisenden Produkten wie Regenschirmen, Funktionskleidung oder Möbelbeschichtungen verwendet werden, aber auch bei den Verpackungspapieren der Fast-Food-Ketten. Chromate sind zum Beispiel in Desinfektionsmitteln zu finden.

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