Kreis Lörrach „Unsere Pionierarbeit trägt Früchte“

Die Oberbadische

Schmerzhilfe Südbaden feiert 25-jähriges Bestehen - und löst sich auf / Anlaufstelle für Schmerzpatienten

Von Werner Müller

Schopfheim. Schmerz lass nach: Seit nunmehr 25 Jahren lang kümmert sich die Schmerzhilfe Südbaden um Menschen, die mit chronischen Schmerzen zu kämpfen haben. Nach unzähligen Vorträgen, Symposien und Informationsveranstaltungen leidet der Verein jetzt selbst ein bisschen – unter Abschiedsschmerz.

Denn die bevorstehende 25. Jahrestagung in der „Krone“ in Tegernau ist zugleich die letzte: Die Schmerzhilfe Südbaden löst sich auf.

„Wir haben Pionierarbeit geleistet“, blickt Winfried Faust mit Stolz und Wehmut zugleich auf das vergangene Vierteljahrhundert zurück. Der Anästhesist und langjährige Chefarzt am Krankenhaus Schopfheim war zusammen mit seinem Kollegen Klaus Weigel einer der Mitbegründer des Vereins, der sich Aufklärung und Information über den Schmerz als Krankheitsbild und dessen Behandlungsmöglichkeiten auf die Fahne geschrieben hatte.

„Südbaden war damals ein weißer Fleck in der Schmerztherapie“, erinnert sich Faust. Er selbst hatte während seines Studiums in den 70er Jahren als angehender Narkosearzt in Mainz den Aufbau der ersten Schmerzklinik in Deutschland hautnah mitbekommen und sich dort auch die Zusatzqualifikation als Schmerzmediziner erworben.

Die Erkenntnis, dass der Schmerz nicht nur Begleiterscheinung von akuten Erkrankungen oder eine Folge von Verletzungen und Operationen sein kann, sondern in seiner chronischen Form selbst eine Krankheit darstellt, hatte sich in der Medizin erst relativ spät durchgesetzt. Bei der Ausbildung der Ärzte spielte dies lange Zeit keine Rolle.

Als Faust 1974 eine Stelle als Anästhesist am Krankenhaus in Schopfheim angeboten bekam, knüpfte er seinen Wechsel an die Bedingung, dass er hier mit der Schmerztherapie weiter machen darf. Faust gründete die Schmerzambulanz, die er mehr als 30 Jahre lang und auch nach seiner Pensionierung als Chefarzt selbst leitete.

1989 rief der Schmerz-Pionier zusammen mit Kollegen die Schmerzhilfe Südbaden ins Leben. „Unser Hauptansprechpartner sollten die Patienten selbst sein“, so Faust. Der Verein machte es sich zur Aufgabe, die Betroffenen über grundlegende Fragen zu informieren: Wie erkennt und bewältigt man Schmerzprobleme? Welche Ärzte, Kliniken, Arbeitsgruppen und Therapeuten sind auf Schmerzhilfe spezialisiert? Faust: „Damals gab es nicht viele Anlaufstellen“.

Der Verein setzte sich außerdem zum Ziel, mindestens einmal jährlich eine große Informationsveranstaltung für Betroffene, Angehörige und Ärzte-Kollegen zu organisieren. Tatsächlich fanden im Laufe der Jahre annähernd 20 Symposien und Tagungen statt, die sich mit aktuellen Themen und Trends in der Schmerztherapie beschäftigten. „Wir haben in 25 Jahren ein breites Spektrum abgedeckt“, resümiert Winfried Faust mit Blick auf die Themenvielfalt.

Ein Anliegen der Gruppe war es außerdem, für die Betroffenen Kurse über den Umgang mit Schmerzen und deren Bewältigung anzubieten sowie bei der Gründung von Selbsthilfegruppen mitzuhelfen. Tatsächlich war dieses Engagement des Vereins die Keimzelle für die Schopfheimer Selbsthilfegruppe Schmerzen, die bis heute existiert und sich regelmäßig trifft.

„Unsere Pionierarbeit hat Früchte getragen“, blickt Winfried Faust zufrieden zurück – und trägt es mit Fassung, dass dieser Erfolg nicht ganz unschuldig daran ist, dass die Schmerzhilfe sich jetzt auflöst.

Solch intensive Aufklärungsarbeit wie bei der Gründung des Vereins sei heutzutage in dem Umfange nicht mehr notwendig, meint der Schmerz-Fachmann. In der Medizin habe sich die Schmerztherapie längst

Anfangs gab es nicht viele Anlaufstellen

durchgesetzt, sei Bestandteil des Medizinstudiums. Kopf- und Rückenschmerzen zählten heutzutage zu den großen Volkskrankheiten und seien deshalb Thema von zahllosen Vorträgen, VHS-Kursen, Informationsbroschüren. Und grundsätzlich gelte, dass betroffene Patienten heutzutage dank Internet oft fast genauso gut informiert wie die Fachleute, weiß Faust und räumt schmunzelnd ein, selbst auch viel von seinen Patienten gelernt zu haben.

Vor allem durch die Hospizbewegung und die Diskussionen über Palliativmedizin, die bei schwersten Krankheiten ein möglichst schmerzfreies Sterben erlauben soll, habe das Thema Schmerztherapie heutzutage einen so hohen Stellenwert wie vielleicht noch nie. „Pionierarbeit wie unsere ist nicht mehr so notwendig“, sagt Winfried Faust.

Gleichwohl fällt ihm und seinen Kollegen von der Schmerzhilfe Südbaden die Auflösung nicht leicht. Ganz lautlos wollen sie denn auch nicht die Segel streichen. Am Freitag, 7. November, treffen sich die Vereinsmitglieder mit Betroffenen ein letztes Mal. Neben einem Rückblick auf die 25-jährige Vereinsgeschichte geht es in Vorträgen auch um die Selbsthilfegruppe, das Hospiz Kleines Wiesental und das Thema „Sterbebegleitung“.

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