Von Marco Fraune Kreis Lörrach. Aus der Not heraus wollen die freiberuflichen Hebammen im Landkreis Lörrach ein Modellprojekt für die Zukunft entwickeln. Nachdem vor einem Jahr die Leitung für das vom Landkreis finanzierte He-bammen-Telefon freigeschaltet wurde, folgt nun eine deutliche Ausweitung. Konnten bislang werktags von 9 bis 12 Uhr Fragen an eine Hebamme gerichtet werden, gibt es ab morgen nicht nur eine längere Telefonberatungszeit (9 bis 17 Uhr), sondern zugleich eine neue Möglichkeit. So können die Frauen einen Termin mit einer der freiberuflichen Hebamme vereinbaren. Treff ist dann direkt in den eigenen vier Wänden der jungen Mütter oder im Geburtshaus Lörrach, das zwar Ende Juni schließt, doch zukünftig von freiberuflichen Hebammen genutzt werden könnte. Damit sollen dann auch diejenigen in den Genuss der Dienstleistungen kommen, die keine Hebamme haben. Denn: Allein in den vergangenen drei Jahren schrumpfte die Zahl im Landkreis Lörrach um 30 Prozent auf 35 freiberufliche Hebammen. Ziel des erweiterten Projektes ist es daher auch, dass diese Anzahl nicht durch eine höhere Arbeitsbelastung noch weiter fällt und die Freiberuflerinnen das Handtuch werfen. Schließlich seien beispielsweise die entlohnten 32 Euro pro Wochenbettbesuch schon deutlich zu gering. „Innerhalb der kalkulierten 20 bis 30 Minuten ist das nicht machbar“, kritisiert Anke Niehoff, die für den Bereich Schopfheim und Steinen schon jetzt keine freien Kapazitäten bis Januar hat, da es auch dort an Hebammen fehlt. Die Gebührensätze würden nicht adäquat mit den Ausgaben steigen. Geburtshaus als „Keimzelle“ Während der nun startenden dreimonatigen Pilotphase für die erweiterte Sprechstunde soll sich zeigen, ob die gewünschten Wirkungen erzielt werden. Dazu zählt einerseits die Möglichkeit, dass junge Mütter nicht eine Klinik oder einen Kinderarzt aufsuchen müssen und stattdessen Hilfestellungen im Geburtshaus oder zuhause erhalten, erläutert Caroline Lang, stellvertretende Vorsitzende des Hebammen-Netzwerks Lörrach, das die erweiterte Sprechstunde mit knapp 20 Hebammen anbietet. Andererseits geht es um die Entlastung der überlasteten Hebammen. „Hebammen haben auch Kinder, Familie und Ferien. Da wird der Kolleginnenstamm in der Urlaubszeit noch dünner“, weiß die Netzwerk-Vorsitzende Rita Lechner. Für die Zukunft rechnet sie damit, dass sich der Beruf transformiert. So müssten die jungen Eltern künftig eher zu einem ambulanten Hebammen-Zentrum fahren. „Das Geburtshaus könnte hier eine Keimzelle sein“, sagt Lechner. Mit der Verwaltung des St.-Elisabethen-Krankenhauses als Vermieter der Lörracher Immobilie laufen bereits Gespräche, dass dort Stillberatung & Co. angeboten werden kann. Die kostenfreie Hebammen-Hotline: Tel. 0800/000 5771