Der Lörracher Architekt und Kreisrat Gerhard Zickenheiner wurde am Montagabend bei der Nominierungsversammlung der Partei Bündnis 90/Die Grünen in Efringen-Kirchen mit großer Mehrheit zum grünen Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Lörrach-Müllheim gewählt. Von Silvia Waßmer Kreis Lörrach. Er erhielt bei zwei Enthaltungen 35 von 43 Stimmen. Sechs Stimmen entfielen auf seine Gegenkandidatin Maria Luisa Werne aus Müllheim. Sie hatte sich spontan zur Kandidatur um das Direktmandat entschlossen. „Es war belebend, noch eine zweite Kandidatin im Rennen zu haben. Das ist Demokratie“, dankte Thorsten Blank, Mitglied des Kreisvorstands und Versammlungsleiter, Werne für ihre kurzfristige Bewerbung. Mit seiner Nominierung kann Zickenheiner nun offiziell in den Wahlkampf starten. Er erklärte: „Ich denke, wir gehen zusammen in ein tolles Rennen.“ Dabei betonte er an die Mitglieder gewandt: „Ich brauche euch und freue mich auf die Zusammenarbeit mit euch.“ Bereits in der Vorstellungsrunde hatte Zickenheiner die Themen angesprochen, die er gegebenenfalls nach Berlin mitnehmen will. Neben dem grünen Kernthema Ökologie sind dies vor allem die Entwicklung des ländlichen Raumes und dessen Anbindung an die Städte, Städtebau, Wohnraumproblematik, biologische Vielfalt in der Stadt, Mobilität und soziale Gerechtigkeit. Kultur des Beteiligens Zur Wohnraumproblematik führte er aus, dass jeder Bürger heutzutage 49 Quadratmeter Wohnfläche brauche: „Da zeigt sich eine Lücke bei uns Grünen: Wir wollen viel Wohnraum, sind uns aber alle einig, dass die Städte nicht wachsen sollten.“ Dies sei ein Widerspruch, den es so zu lösen gelte, betonte Zickenheiner. Er bezeichnete außerdem das Freihandelsabkommen TTIP als ein „no go“. Sei doch ein „immer mehr, immer schneller, zu weniger Geld“ sicher „das Ende der grünen Landwirtschaft“. In der anschließenden Fragerunde beantwortete der Kandidat zudem Fragen nach seiner Einstellung zum Thema „Wachstum“ („wir brauchen Wachstum, aber grünes Wachstum“), zur EU („der Erhalt der Europäischen Gemeinschaft ist mir ein großes Anliegen“) oder zur Bürgerbeteiligung („wir müssen in unserer Republik eine Kultur des Beteiligens erst entwickeln“). Zu möglichen Koalitionen wollte Zickenheiner hingegen keine Aussage machen. Auf Nachfrage eines Mitglieds definierte er jedoch eine Bruchlinie zu den Linken (Thema Asyl) und zur CDU („die Energiewende gehört in grüne Hände“). Im Anschluss an die Nominierungsversammlung referierte im Rahmen der folgenden Kreismitgliederversammlung des Kreisverbands Lörrach Professor Bernd Martin über den „Aufstieg der Rechstpopulisten in Europa – eine ökonomische Betrachtung“. Eine seiner Kernaussagen dabei: „Der Aufstieg der Rechtspopulisten resultiert aus der Schwäche der herrschenden Parteien.“ Dabei hob Landtagsabgeordneter Josha Frey in der anschließenden Diskussion hervor: „Wir müssen im Wahlkampf klar Farbe bekennen gegen Rechts.“