Kreis Lörrach (dv). Das Landratsamt rechnet für das Jahr 2030 mit 9000 pflegebedürftigen Menschen und aufgrund des demografischen Wandels mit einer sinkenden privaten Altenbetreuung. Diese Prognose brachte Robert Müller, Leiter der Altenhilfe im Landratsamt, in die Diskussion um die Auswirkungen der neuen Pflegereform ein, die am Freitagabend in der Stadthalle Schopfheim stattfand. Gemeinsam mit dem Georg-Rheinhard-Haus und dem Verein Emmaus hatte die Kreisfraktion Bündnis 90 – Die Grünen zu einer Debatte über das Pflegestärkungsgesetz II (PSGII) und das Wohn-Teilhabe- und Pflegegesetz (WTPG) eingeladen. Beide Reformen beeinflussen die Zukunft der stationären Altenpflege. Mit dem PSG II, das im kommenden Januar in Kraft tritt, befürchten Heimbetreiber wie Martin Mybes, Leiter des Georg-Rheinhardt-Hauses, weniger Einnahmen, weil mit dem PSG II die Höhe der Versicherungsleistungen nicht mehr von der Pflegebedürftigkeit abhängig sein werden. „Wir wissen nicht, wie wir die Pflege künftig stemmen können“, wies Mybes auf künftig fehlender wirtschaftliche Ressourcen sowie sinkendes Fachpersonal hin. Um die Altenpflege zu sichern, brauche der Landkreis heute schon fünf bis zehn neue Heime, sagte Stefan Schmidt, Leiter der Pflege im Georg-Rheinhardt-Haus. Trotz des Dilemmas, das die stationäre Pflege unter den Bedürftigen nicht attraktiv sei und der Fachkräftemangel die Situation in den Heimen erschwere, sollte die stationäre Pflege weiterhin gesichert sein, plädierte Berhardt Späth, Vorsitzender des Kreisseniorenrats Lörrach. Dabei steckt das landesweit gültige WTPG den gesetzliche Rahmen für alternative Altenpflege, wie ambulant betreute Wohngruppen seit zwei Jahren ab. Dies bestätigte Horst Rausch, der eine solche Einrichtung in Emmendingen betreibt. Im Kreis Lörrach gibt es noch keine Wohngruppen, weil die kommunalen Auflagen der Heimaufsicht eine Einrichtung erschweren. „Diesbezüglich muss das Gesetz klarer formuliert werden“, erkannte Bärbl Mielich, Staatssekretärin.