Kreis Lörrach Zelte sollen nur Zwischenlösung sein

Die Oberbadische

Landkreis-Verantwortliche bieten Einblick in Notunterkunft / Flächen für Leichtbauhallen gesucht

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Die Zelte sind aufgebaut und die ersten 69 Flüchtlinge sollen darin ab morgen eine Bleibe bekommen: Die erste Notunterkunft im Landkreis Lörrach nimmt damit den Betrieb auf, was der „dramatischen Situation geschuldet ist“, rechtfertigte Kreis-Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella gestern vor Ort bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius die gewählte Form der Übergangsunterbringung. Speziell die Minusgrade zwingen die Verantwortlichen aber dazu, noch vor dem Frost neue (Not)-Lösungen zu finden.

Zehn Doppelstockbetten stehen in den wenig geräumigen Zelten. Zwar lautet die Formel „fünf mal 20 Personen“, doch ein sechstes Zelt, in dem gestern noch die Kleiderschränke standen, soll für etwas räumliche Entlastung auf den jeweils 40 Quadratmetern sorgen. Drei Zelte stehen zudem für Verpflegung und Aufenthalt zur Verfügung, hinzu kommen noch mobile Toiletten und Dusch-Container.

Eine Leichtbauhalle, wie sie in einer Woche in Schopfheim für die Flüchtlingsunterbringung aufgebaut werden soll, sei die bessere und winterfestere Lösung, weiß Zimmermann-Fiscella. Doch man suche noch „fieberhaft“ nach Standorten. Die Bereitstellung der Hallen selbst sei hingegen schon gesichert.

Die Zahlen zwingen zum Handeln: Wurden dem Landkreis Lörrach im vergangenen Jahr noch 593 Flüchtlinge zugewiesen, sollen es dieses Jahr 2300 Personen sein, 1500 davon von September bis Dezember. In den aktuell sechs Gemeinschaftsunterkünften stehen aber nur insgesamt 785 Plätze zur Verfügung.

Direkt neben der Gemeinschaftsunterkunft in Efringen-Kirchen müssen 100 Flüchtlinge bis Ende Oktober nun im Provisorium ausharren. Der Boden besteht aus Holzpaletten mit Spanplatten darauf und das Dach ist aus Zeltstoff. Die neun Zelte wurden am Wochenende von mehr als 100 Helfern vom THW und DRK aufgebaut (wir berichteten). Sollte es trotz der Zelt-Heizungen zu kalt werden, greife ein Notfallplan, schilderte Nils Huber vom Sachgebiet Brand- und Katastrophenschutz beim Landratsamt. Die Unterbringungen erfolge dann gemäß des Evakuierungsplans von Efringen-Kirchen in Hallen in der Gemeinde.

„Wir versuchen, so viele Familien wie möglich in den Häusern unterzubringen“, erklärte Susanne Kraft, Heimleiterin der Gemeinschaftsunterkunft, die Zielsetzung. Alleinstehende und weniger Traumatisierte sollen hingegen den Schutzbedürftigen Platz machen und in die Zelte gehen. Zehn junge Männer hatten sich bereits freiwillig gemeldet, doch als sie statt 291 Euro für den gesamten Monat nur noch 144 Euro ausbezahlt bekamen, wollten sie einen Rückzieher machen – ohne Erfolg.

Der geringere Auszahlungsbetrag liegt in der Tatsache begründet, dass die Zeltbewohner voll verpflegt werden. Morgens und abends gibt es ein Lunch-Paket und mittags ein zuvor tiefgekühltes Essen, das vor Ort erwärmt wird. Tee, Kaffee oder auch Fläschchen für die ganz kleinen Flüchtlinge werden ebenso bereit gestellt wie Trinkwasser.

Mit 41 Menschen wird der überwiegende Teil der neu zugewiesenen Flüchtlinge wieder aus den Westbalkan-Ländern stammen, 18 zudem aus Gambia, weiß die Heimleiterin. Obwohl sie lieber Alleinerziehende in die Zelte lotsen würde, müssten auch Familien dort schlafen, da von den 69 neuen Personen auch nur 23 Alleinstehende seien.

Zimmermann-Fiscella zeigte sich zumindest froh darüber, dass mit einem „unheimlich aufwendigen Verfahren“ es gelungen sei, die Bevölkerung mitzunehmen. „Wir sind überall unterwegs und versuchen, für die Dinge zu werben“, verwies sie auf Beschlüsse in den Gemeinderäten und den Bürgerveranstaltungen.

In der Gemeinschaftsunterkunft Efringen-Kirchen ist es laut der Leiterin auch noch nicht zu Rassismus gekommen. Zwischenmenschliche Probleme habe es hingegen wie bei anderen Familien auch natürlich gegeben. Der Ausbau des Sicherheitsdienstes ist aber auf 24 Stunden täglich erfolgt. Laut Thomas Vollbrecht, Fachbereichsleiter Aufnahme und Integration, setze man dabei auf einen bewährten Sicherheitsdienst, mit dem man seit zwei Jahren gute Erfahrungen gemacht habe.

Änderungen wird es nach Einschätzung der Kreis-Sozialdezernentin hingegen bei den Zuweisungen in die Gemeinden und Städte geben. Dass Kommunen, die eine Gemeinschaftsunterkunft haben, von der Anschlussunterbringung ausgenommen bleiben, werde sich so nicht mehr halten lassen.

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