Der CDU-Kreisverband Lörrach hat in Todtnau-Geschwend sein 70-jähriges Bestehen gefeiert, und den Abend zum Anlass für eine kritische Bestandsaufnahme genommen. Zuversichtlich zeigten sich die Redner, dass bei der Bundestagswahl 2017 wieder an alte Erfolge angeknüpft werden kann. Von Michael Werndorff Kreis Lörrach. In Todtnau-Geschwend lag mit dem ehemaligen Bürgermeister Franz Dietsche der Ursprung des CDU-Kreisverbands, wie Ex-Ministerpräsident Günther Oettinger am Freitagabend in einer Videobotschaft vor den zahlreich erschienenen Parteimitgliedern in der Elsberghalle erinnerte. Dietsche gründete 1946 unter der damaligen französischen Militärverwaltung mit Gleichgesinnten die Badisch Christlich-Soziale Volkspartei (BCSV), die Vorläuferin des CDU-Kreisverbands. Die Gründung sei kein einfaches Unterfangen gewesen, sagte die Todtnauer CDU-Stadtverbandsvorsitzende Christa Bernauer. Um so bedauerlicher sei, dass sich heutzutage immer weniger junge Menschen für Politik interessierten. „Ziel bei der Gründung der Partei war, das gescheiterte Parteiensystem der Weimarer Republik zu überwinden“, warf Bundestagsabgeordneter Armin Schuster einen Blick zurück in die Anfangsjahre der Partei. In dieser versammelten sich Katholiken, Protestanten, Herz-Jesu-Sozialisten, Wirtschaftsliberale und Konservative. „Die Stärke der CDU war, der Bevölkerung eine breite Resonanz zu bieten“, gab sich Schuster kritisch, denn im vergangenen Jahr hätten die Verantwortlichen nicht das getan, was vor zwei Wochen wieder Einzug gehalten habe, verwies er auf Merkels verbale Kehrtwende. Die breite und in der Flüchtlingsfrage polarisierte Meinung der Bevölkerung müsse die CDU auffangen, zeigte sich der Bundestagsabgeordnete zuversichtlich, dass dies auch gelingen werde. Innerparteilich sei es möglich, einvernehmlich unterschiedliche Positionen zu diskutieren. „Ich bin überzeugt, dass wir eine Lösung finden werden, und die Union beim Parteitag im Dezember geschlossen auftreten wird.“ Die derzeitigen Umfragewerte stellten nicht das Ergebnis der kommenden Bundestagswahl dar, machte er auf die AfD mit aktuell 16 Prozent aufmerksam. Dieser Wert sei lediglich eine Momentaufnahme. Mit Merkel werde die CDU nicht nur eine gute Wahl erleben, sondern auch die nächste Bundeskanzlerin stellen, gab er sich siegesgewiss. Schuster habe beim Thema Flüchtlinge die richtigen Fragen gestellt, so Oettinger in seinem Grußwort. Auch die CSU habe in vielen Punkten Recht, nur der Stil sei nicht in Ordnung, kritisierte er. Der Zwist in der Union habe der AfD Auftrieb verliehen. Nun gehe es darum, wieder an alte Erfolge anzuknüpfen, rief Oettinger nicht nur zur Einigkeit auf. „Denn die Partei muss den Menschen auch Sicherheit vor den Folgen von Zuwanderung, Terrorgefahren und dem wirtschaftlichen Strukturwandel bieten.“ Als eine seit 70 Jahren prägende politische Kraft beschrieb die 82-jährige, ehemalige Bundestagsabgeordnete Ortrun Schätzle die CDU. Vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen und gesellschaftlicher Umwälzungen sagte sie, dass die Politik zwar nicht alle Probleme lösen, aber durchaus Zuversicht vermitteln könne. Die Union müsse die Menschen überzeugen, dass sie weiterhin die besten Zukunftskonzepte für Freiheit und Frieden habe. Dazu müsse die Partei auch in die Fläche gehen, Probleme unvoreingenommen diskutieren. „Die CDU ist immer noch eine hochmoderne Partei, das sollten wir wieder deutlich machen“, unterstrich Schätzle. Das bestätigte auch der Waldshuter Landtagsabgeordnete Felix Schreiner: „Wir können nur Mehrheiten gewinnen, wenn wir auf die Fragen der Zeit die richtigen Antworten finden.“ Und in der Vergangenheit hatte die Partei nicht immer die richtigen Lösungsansätze, verwies er auf die vergangene Landtagswahl: „Wir müssen hinhören, was die Bürger sagen, dann werden wir auch wieder erfolgreich werden.“ Ulrich Lusche, ehemaliger Landtagsabgeordneter, gab zu bedenken, dass die CDU als Volkspartei einiges grundsätzlich überlegen müsse. Die Neigung der Menschen, sich dauerhaft in Vereinen und Institutionen zu verpflichten, schwinde. Ein weiteres Problem seien punktuelle Ereignisse, die für Stimmenverluste sorgen würden. Wichtig ist: Die CDU könne Antworten auf künftige Veränderungen geben, dazu brauche es zusätzlich überzeugendes Personal. Und: „Wir dürfen nicht abheben und den Bezug zum Bürger verlieren“, forderte Lusche.