Kultur Bezwingende Liebeshymne

Die Oberbadische

Theater im Hof eröffnet Saison mit musikalisch flankierter Lesung aus Gerhard Meiers „Dorli“-Monolog

Von Walter Bronner

Kandern-Riedlingen. „Große Wasser können die Liebe nicht löschen, und Ströme spülen sie nicht hinweg “, heißt es im achten Kapitel des alttestamentlichen Hohelied-Buches. Und dass selbst der Tod sie nicht wirklich zu überwinden vermag, macht der letzte Prosatext des 2008 verstorbenen Schriftstellers Gerhard Meier in ergreifender literarischer Schönheit erfahrbar.

„Ob die Granatbäume blühen“ ist der ebenfalls dem Hohelied entnommene Titel des schmalen Bändchens, in dem der Theodor-Fontane-, Hermann-Hesse- und Heinrich-Böll-Preisträger mit seinem „Dorli“ posthum innige Zwiesprache führt. Der im Februar dieses Jahres zum „Hörspiel des Monats“ avancierte Text bildete am Montag und gestern den Auftakt der neuen kurzen Sommersaison im Riedlinger „Theater im Hof“. Und das in bezwingender Unmittelbarkeit durch den Schweizer Schauspieler Ueli Jäggi, auch er mehrfacher Preisträger. Zusammen mit der Computermusikerin Eva Pöpplein geleitete er in und durch die Daseinswelt des außergewöhnlichen Schriftstellers und seiner über 60 Jahre treuen Gefährtin Dora Meier-Vogel.

Die von sanfter Melancholie und äußerst feinem Humor durchströmte „Hymne auf die Liebe“ (FAZ-Rezension) besticht durch die liebevolle und treffliche Schilderung kleiner Details. Etwa der Gang durch den eigenen Garten, wo Rittersporn und Rosen blühen und der immer wieder zitierte Phlox förmlich wuchert, wo schattenspendende Bäume herrliches Obst tragen und das Leben im Dorf Amrain (in Wirklichkeit Niederbipp am Fuße des Jura und an der Bezirks- und Konfessionsgrenze der Kantone Bern und Solothurn) seinen individuellen Gang geht. Nacherlebbar geschildert werden die gemeinsamen Reisen des Ehepaares an berühmte Schweizer Stätten (Palastgärten, Schlossparks, Friedhöfe), Gedenkorte, wo einst Nietzsche, Hesse, Rilke, Benn und Proust markante Spuren hinterließen. Ebenso in weit entfernte Weltgegenden, wo Minarette statt Kirchtürme zum Himmel weisen, heilige Orte, wo Christus wirkte und den Kreuzestod erlitt und zu den unendlichen Birkenwälder Russlands und zum Gut Jasnaja Poljana, dem Domizil Leo Tolstois.

Feinhumorig durchheiterte Formulierungen beschreiben die Ehrungen, die Gerhard Meier nach Dorlis Tod zuteilwurden: Böll-Preis und Ehrenbürgerschaft von Amrein, inklusive Benennung eines Weges nach ihm und nicht zuletzt die Vision vom baldigen Wiedersehen „in deinem Schattenboot von Walden her über die Waldenalp hin, Richtung Lehnfluh, eskortiert von Kohlweißlingen, Distelfaltern, Abendpfauenaugen und einem Admiral.“ Eva Pöppleins dezente, immer stimmige Melodien- und Geräuschkulissen mit mehrfachen Anklängen an das berühmte „Guggisbärg“-Lied intensivierte das literarische Erlebnis nachhaltig.

u  Nächste Veranstaltung beim Theater im Hof: „Ché accordéon!“ mit Melanie Barth: Freitag, 31. Juli, 20.30 Uhr, Karten Tel. 07626 / 97 20 81

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