Lörrach. Schlagzeuger, Komponist, Produzent und Musikerzieher: Billy Cobham ist eine der charismatischsten Persönlichkeiten des modernen Jazz. Am kommenden Donnerstag eröffnet Cobham die neue Saison im Lörracher Burghof, Beatrice Ehrlich hat sich zuvor mit dem Musiker unterhalten.

Das Schlagzeug ist normalerweise kein LeadInstrument in einer Band. Ist das bei Ihnen anders? Wie kommt es, das sie eine Band mit Ihrem Namen anführen?

Nein, das Schlagzeug spielt keine herausragende Rolle in dieser Band. Wir spielen immer als Gruppe, da spielt sich niemand individuell in den Vordergrund. Dass die Band meinen Namen trägt, kam so: Ich hatte Geld gespart, hatte meine Musik und habe dann Kollegen angefragt, ob sie mit mir spielen wollen. Das hat meistens geklappt.

Was bedeutet das Musikersein für Sie? Gibt es eine Botschaft, die Sie mit Ihrer Musik ausdrücken wollen?

Einen Beitrag zu leisten zu etwas, das wir lieben – das ist der beste Beruf, den man haben kann. Wenn mir etwas wichtig ist im Leben, dann ist es Seelenfrieden und Harmonie, das ist das einzige, worauf ich wirklich hinarbeite. Man sollte jeden Tag genießen.

Wer oder was hat Sie geprägt, sowohl stilistisch als auch von ihrer Lebenseinstellung her?

Das ganze Leben prägt einen, und so kommt man zu seinem ganz persönlichen Stil. Das ist, wie wen man klein ist und sprechen lernt. Da strömt viel auf einen ein, und daraus setzt sich die eigene Sprache zusammen. Darauf kommt es doch letztlich an: Erfahrung zu sammeln und herauszufinden, was für einen ganz persönlich am besten funktioniert.

Wie lange übt ein Ausnahmeschlagzeuger wie Sie jeden Tag? Muss man da im Training bleiben?

Ich übe jeden Tag, ja, eigentlich immer. Allerdings nicht physisch, sondern hauptsächlich im Kopf. Das Wichtigste passiert im Kopf. Der Körper ist für mich die Maschine, das Gehirn der Computer. Wenn man einmal herausgefunden hat, wie es geht, dann muss man das nur noch auf die Maschine übertragen. Für den Körper bleibt dann nur noch, sich aufzuwärmen, sich sozusagen auf Betriebstemperatur zu bringen.

Spielen Sie auch andere Instrumente? Was reizt Sie an Ihrem Instrument?

Ich spiele ein paar andere Instrumente, aber nicht so gut. Auf dem Schlagzeug habe ich mir am meisten Können angeeignet, da habe ich einfach die beste Möglichkeit, mich auszudrücken. Ich liebe es, am Klavier zu komponieren, arbeite aber auch mit Kompositions-Software.

Sie sind in Panama geboren und in New York aufgewachsen. Haben Sie noch einen Bezug zu diesen Wurzeln?

In die USA fahre ich mindestens ein- bis zweimal im Jahr, in Panama war ich das letzte Mal 2005 oder 2006.

Hat das Ihre Musik beeinflusst?

Ja, natürlich. Absolut. Alles beeinflusst einen. Die lateinamerikanische Musik transportiert ganz andere Gefühle als nordamerikanische Musik, Rock, Pop. In meiner Musik kommt beides zusammen. Das hört man.

Was ist in Ihrem Leben außerdem wichtig?

Meine Familie. Kinder und Enkel leben über die ganze Welt verstreut. Neben der Musik ist die Fotografie für mich ein Medium, um meine Ideen auszudrücken. Es ist eher entspannt: Ich nehme dann einfach die Kamera und schieße ein paar Bilder. Besser als in Worten oder Bildern kann ich allerdings mit Musik sprechen. Ich freue mich auf das Konzert in Lörrach und hoffe, dass das dort deutlich wird.

Billy Cobham Band, 2. Oktober, 20 Uhr, im Burghof Lörrach. Karten im Internet unter www.burghof.com