Von Gabriele Hauger
Weil-Haltingen. Überraschend warm wirkt der Kellerraum in Rolf Freis „Underground – Frei Raum für Kunst“. Der sanfte, erdfarbene Ton der pointiert im Raum positionierten Skulpturen von Bernd Goering korrespondiert geradezu symbiotisch mit dem ursprünglich belassenen Mauerwerk aus Backsteinen. Der Künstler zeigt hier neue Arbeiten aus Ziegelstein und verblüfft mit einem breiten Formen- und Ausdruckspektrum.
Ziegelstein ist fragil. Eigentlich zur Massenproduktion gefertigt, formt Goering daraus erstaunliche, abwechslungsreiche Objekte, die telweise jeder Statik Hohn sprechen zu scheinen. Er schafft neue Ein- und Durchblicke, legt Verborgenes frei, kreiert fließende Formen oder schräge Kanten. Ein graziler Tropfen aus Ziegel? Das geht, erfordert aber höchste Feinarbeit.
Inspiriert wurde Goering zu diesem neuen Werkstoff, mit dem er seit 2014 arbeitet, durch Zufall, wagte das Experiment, begeisterte sich zunehmend für das neue Material.
Ziegel sind empfindlich, haben Faltstellen und Risse, kleine Unregelmäßigkeiten, die den Künstler besonders reizen und die er bewusst herausarbeitet. Und sie sind nie ganz gleichmäßig, was beispielsweise den Bau einer raumhohen Stele zur Herausforderung macht.
Goering dreht linsenförmigen oder eckigen Hohlräume nach vorne und gibt den sonst als Mauerwerk aufeinandergestapelten Steinen ungeahnte Entfaltungsmöglichkeiten. Ob gebogen wie eine Wirbelsäule, in Rund- und Brückenform, als eine Art Maske, wabenartig, oder als sich nach unten hin verjüngender Turm: Goering realisiert erstaunliche, teils organisch-sinnliche Formen. Geradezu architektonisch dagegen wirken einige der auf dem Wandbord aufgereihten Objekte, sie gleichen erdigen Behausungen, Türmen, Hochhäusern.
31 Objekte sind im Kellerraum, diesmal aber auch in Treppenaufgang, Obergeschoss und Außenbereich der Galerie zu sehen. Augenzwinkernd verkehrt herum gestapelte Rheinkiesel – lange Zeit beliebtes Material Goerings – thronen hoch oben auf einer Eisenstange, und empfangen den Besucher vor der Galerie. In den oberen Innenräumen stehen Objekte aus Beton und Granit – in schöner Korrespondenz zu Rolf Freis Wolkenbildern – und zeigen Goerings deutliche Handschrift. Bekannt ist der Künstler für seine akribischen Schnitte durch den Stein, das Polieren der Schnittflächen und die anschließende, leicht asymmetrische Zusammensetzung: ein Vorgehen, das faszinierende Einblicke ins steinerne Innenleben erlaubt.
Goering, der sein Atelier in Egringen hat, und dort Ruhe und Inspiration findet, arbeitet einerseits mit gewaltige Maschinen und Kräfte fordernden Steinen, die er zu mehrere Meter hohe Skulpturen sägen und spalten lässt, die zuvor akribisch ausgearbeitet am PC entstehen. Bekanntestes Beispiel dafür ist wohl die vor dem Lörracher Landratsamt stehende Skulptur zum 9. November. Oder er erschafft kleine Werke, deren Aussagekraft es zu konzentrieren gilt. „Die Hauptarbeit entsteht im Kopf“, sagt Goering.
Die Schnitte in den Stein – egal welcher Art – sind endgültig. Wohl auch darum muss er konzentriert und durchdacht arbeiten, will keine Ablenkung, keine neugierigen Blicke über die Schulter beim Arbeitsprozess. Denn da gibt es nichts wegzuwischen, zu korrigieren, wieder hinzuzufügen. Jeder Schritt ist endgültig, erfordert geradezu chirurgische Präzision.
„mitten drin“ heißt die aktuelle Werkschau. Mitten drin ist der Besucher in der faszinierenden Steinwelt des Künstlers, der sich von der Atmosphäre des „Undergrounds“ besonders berührt zeigt. Diese erinnern ihn an die eigene Kindheit, weckt verborgene Assoziationen, auch Ängste, und erlaubt gleichzeitig das Freisetzen großer künstlerischer Kreativität. Die Konfrontation und Kommunikation, die Kunst und Raum hier eingehen, faszinieren.
bis 27. November, Fr und So, 14 bis 18 Uhr, Eimeldingerweg 16, Weil-Haltingen; 22. November, 19.30 Uhr: Gesprächsabend
Weil-Haltingen. Überraschend warm wirkt der Kellerraum in Rolf Freis „Underground – Frei Raum für Kunst“. Der sanfte, erdfarbene Ton der pointiert im Raum positionierten Skulpturen von Bernd Goering korrespondiert geradezu symbiotisch mit dem ursprünglich belassenen Mauerwerk aus Backsteinen. Der Künstler zeigt hier neue Arbeiten aus Ziegelstein und verblüfft mit einem breiten Formen- und Ausdruckspektrum.
Ziegelstein ist fragil. Eigentlich zur Massenproduktion gefertigt, formt Goering daraus erstaunliche, abwechslungsreiche Objekte, die telweise jeder Statik Hohn sprechen zu scheinen. Er schafft neue Ein- und Durchblicke, legt Verborgenes frei, kreiert fließende Formen oder schräge Kanten. Ein graziler Tropfen aus Ziegel? Das geht, erfordert aber höchste Feinarbeit.
Inspiriert wurde Goering zu diesem neuen Werkstoff, mit dem er seit 2014 arbeitet, durch Zufall, wagte das Experiment, begeisterte sich zunehmend für das neue Material.
Ziegel sind empfindlich, haben Faltstellen und Risse, kleine Unregelmäßigkeiten, die den Künstler besonders reizen und die er bewusst herausarbeitet. Und sie sind nie ganz gleichmäßig, was beispielsweise den Bau einer raumhohen Stele zur Herausforderung macht.
Goering dreht linsenförmigen oder eckigen Hohlräume nach vorne und gibt den sonst als Mauerwerk aufeinandergestapelten Steinen ungeahnte Entfaltungsmöglichkeiten. Ob gebogen wie eine Wirbelsäule, in Rund- und Brückenform, als eine Art Maske, wabenartig, oder als sich nach unten hin verjüngender Turm: Goering realisiert erstaunliche, teils organisch-sinnliche Formen. Geradezu architektonisch dagegen wirken einige der auf dem Wandbord aufgereihten Objekte, sie gleichen erdigen Behausungen, Türmen, Hochhäusern.
31 Objekte sind im Kellerraum, diesmal aber auch in Treppenaufgang, Obergeschoss und Außenbereich der Galerie zu sehen. Augenzwinkernd verkehrt herum gestapelte Rheinkiesel – lange Zeit beliebtes Material Goerings – thronen hoch oben auf einer Eisenstange, und empfangen den Besucher vor der Galerie. In den oberen Innenräumen stehen Objekte aus Beton und Granit – in schöner Korrespondenz zu Rolf Freis Wolkenbildern – und zeigen Goerings deutliche Handschrift. Bekannt ist der Künstler für seine akribischen Schnitte durch den Stein, das Polieren der Schnittflächen und die anschließende, leicht asymmetrische Zusammensetzung: ein Vorgehen, das faszinierende Einblicke ins steinerne Innenleben erlaubt.
Goering, der sein Atelier in Egringen hat, und dort Ruhe und Inspiration findet, arbeitet einerseits mit gewaltige Maschinen und Kräfte fordernden Steinen, die er zu mehrere Meter hohe Skulpturen sägen und spalten lässt, die zuvor akribisch ausgearbeitet am PC entstehen. Bekanntestes Beispiel dafür ist wohl die vor dem Lörracher Landratsamt stehende Skulptur zum 9. November. Oder er erschafft kleine Werke, deren Aussagekraft es zu konzentrieren gilt. „Die Hauptarbeit entsteht im Kopf“, sagt Goering.
Die Schnitte in den Stein – egal welcher Art – sind endgültig. Wohl auch darum muss er konzentriert und durchdacht arbeiten, will keine Ablenkung, keine neugierigen Blicke über die Schulter beim Arbeitsprozess. Denn da gibt es nichts wegzuwischen, zu korrigieren, wieder hinzuzufügen. Jeder Schritt ist endgültig, erfordert geradezu chirurgische Präzision.
„mitten drin“ heißt die aktuelle Werkschau. Mitten drin ist der Besucher in der faszinierenden Steinwelt des Künstlers, der sich von der Atmosphäre des „Undergrounds“ besonders berührt zeigt. Diese erinnern ihn an die eigene Kindheit, weckt verborgene Assoziationen, auch Ängste, und erlaubt gleichzeitig das Freisetzen großer künstlerischer Kreativität. Die Konfrontation und Kommunikation, die Kunst und Raum hier eingehen, faszinieren.
bis 27. November, Fr und So, 14 bis 18 Uhr, Eimeldingerweg 16, Weil-Haltingen; 22. November, 19.30 Uhr: Gesprächsabend